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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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gehabt hätte und sich ein etwas besseres hätte kaufen wollen, dann hätte ich das verstanden, aber erst hat er gar keinen Wagen und dann so einen, ich meine, da muss man schon sehr schnell sehr viel Geld verdient haben, oder? Und dann muss einem auch egal sein, wenn das jemand mitbekommt, ich meine, so ein Wagen ist nicht unbedingt dezent, oder? Man sollte also eigentlich davon ausgehen, dass jemand, der so einen Wagen kauft, nichts zu verbergen hat …«
    »Ja«, sagte sie und nahm ihren Mantel.
    Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Entschuldigung. Ich rede zuviel.«
    »Das ist meine Karte.« Sie gab ihm eine aus ihrer Handtasche. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch was einfällt, ja?«
    James’ Augen suchten den Boden ab, er ging das Gespräch noch einmal durch, versuchte, dachte sie, herauszufinden, wann es ihm entglitten war. Sie gab ihm die Hand, ließ ihre Zähne aufblitzen. Gobby schob sich wortlos an ihm vorbei.

    Gobby lief aufrechter, als sie den Hügel hinunter zum Wagen. Er hielt das Kinn jetzt hoch erhoben, sah den neugierigen Studenten direkt in die Augen und beanspruchte seinen Platz auf dem Gehweg, ohne sich zu entschuldigen.
    »Das war ja wohl ein Trottel, oder?«, sagte er, plötzlich übermütig geworden, weil es vorbei war.
    »Du bist zu gar nichts gut, Gobby. Du siehst so dermaßen nach Polizist aus, dass selbst Jesus Christus in deiner Gesellschaft argwöhnisch werden würde.«
    Gobby wirkte verletzt. Ihr Handy klingelte und raubte
ihm die Chance, Einspruch zu erheben. Sie war erleichtert, Bannermans Stimme zu hören.
    »Die Fingerabdrücke von der Folie zwischen den Bäumen sind da und es wurde eine Entsprechung dafür gefunden. Ein gewisser Malki Tait. Seine Daten sind angefordert und unterwegs.«
    Morrow grinste und sah auf die Uhr: zehn nach drei. »Bin in zehn Minuten da.«
    »Okay«, sie hörte, dass Bannerman auch grinste, »beeil dich. Wir müssen um fünf nochmal zu den Anwars. Omar abholen. Hast du was rausbekommen?«
    »Es gibt Gerüchte, dass er Geld hat. Wir können Haftbefehl beantragen.«
    Sie hörte wie Bannerman einen langen tiefen Seufzer ausstieß. »Danke«, sagte er leise. »Danke.«

27
    Aamir hatte lange auf eine Veränderung gewartet, den Übergang in eine andere Welt, ins Nichts, ein Nichts hätte ihm schon gereicht. Er wartete lange Zeit in der Dunkelheit, hörte keine Veränderung und sah keine Veränderung.
    Plötzlich, als der brennende Schmerz in seinem Handgelenk pochte und sich das Blut in seiner Handfläche sammelte, ihm durch die Finger rann und in den Roststaub am Boden sickerte, schöpfte er allmählich wieder Hoffnung - ob er wollte oder nicht. Es widerstrebte ihm, er erinnerte sich an den Verrat, an die Gewissheit, die er einen Moment zuvor noch verspürt hatte, die Gewissheit, dass nichts von Bedeutung und all seine Mühe umsonst gewesen war. Aber die absolute Überzeugung, dass er sterben würde, war gewichen.
    Plötzlich kippte das Gleichgewicht und er konnte es vor sich sehen, wie einen winzigen Lichtblick im Dunkel. Das war der Moment, in dem er sich nicht mehr genau erinnern konnte, warum er Sterben so unbedingt für eine gute Idee gehalten hatte.
    Selbstmord sollte schnell gehen, fand er. Selbstmörder, die langsam starben würden kämpfen, vergessen, es sich anders überlegen. Er sah sich selbst in einer feuchtwarmen Plastiktüte mit dem Klebeband an seinem Hals ringen. Er sah sich in einer dunklen Garage, mit einem Strick um den Hals
von einem Stuhl springen und sich dagegen wehren, er versuchte, auf ein Regal zu klettern. Zu langsam. Er sah sich schläfrig in einem Wagen voller Abgase sitzen und voller Bedauern nach dem Türöffner greifen. Zu langsam.
    Er fragte sich, ob seine Hoffnung wuchs oder die Blutung nachließ. Er öffnete die Finger. Dickes klebriges Blut fiel sanft auf den schwammartigen Rost unten und er wischte mit der Hand über die Schnittwunde an seinem Handgelenk. Es hatte aufgehört. Ein Tropfen rann seinen Arm hinab, aber der blutige Strom war versiegt. Er sah sich um in der Schwärze, kam sich albern vor, sein Ausbruch war ihm peinlich. Er schämte sich vor Gott. Er stellte sich vor, dass ihn seine Söhne hier in der Dunkelheit sehen könnten und räusperte sich herrisch, hielt sich die saubere Hand vor den Mund. Der Schnitt an seinem Handgelenk klaffte. Das tat weh.
    Langsam, weil er nichts anderes zu tun hatte, stand er auf. Plötzlich spürte er die Schmerzen in seinen aufgeschürften Knien, spürte die grässliche

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