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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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ihrem gemeinsamen Büro eingerichtet, schien locker drauf zu sein und war vier Jahre jünger als sie. Mit ihr hatte man es nicht leicht, das wusste Morrow. Wenn sie mit sich selbst arbeiten müsste, würde sie es irgendwann aufgeben und sich lieber ein paar Tische weiter weg setzen.
    Bannerman sah sie jetzt näher kommen, sein Lächeln blieb einen Augenblick zu lange stehen und wurde schal auf seinen Lippen.
    »Sir«, sie deutete ein Nicken in MacKechnies Richtung
an, brachte es aber nicht über sich, Bannerman anzusehen. »Grant.«
    Grant Bannerman nickte zurück. »Alles klar, Morrow? Was geht?«
    Sie merkte wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Mit einem einfachen »Hallo« würde sich Grant nicht zufriedengeben. Ein »guten Abend« genügte ihm nicht. Es musste eine abgedroschene Begrüßung sein, irgendwas, das nach einem Song klang, einer Zeile von Elvis oder irgend so ein Scheiß. Er wollte sich unbedingt von den anderen abheben, eben deshalb, weil er nicht auffiel. Sie dagegen wollte dazugehören, aber es gelang ihr nicht. Vor lauter Neid behielt sie ihn ständig im Auge, bemerkte kleinste Fehler an ihm, wie Hautreizungen nach dem Sonnenstudio, oder dass er sich häufig mit fremden Federn schmückte und auch, wie verloren er manchmal trotz seines gesunden Selbstbewusstseins in Gegenwart anderer Männer wirkte. Hitze stieg ihr in die Wangen und sie wusste, dass sie schnell davon ablenken musste.
    »Da liegen Beweismittel herum und werden nass«, sagte sie. »Zwei Zigarettenstummel, die längst hätten gesichert werden müssen.«
    Bannerman war im Unrecht und wusste es. »Wir warten auf den Fotografen.«
    »Es bringt aber nichts, beweisen zu können, dass der Stummel hier lag, wenn sich keine Spuren mehr daran finden lassen, oder?«
    MacKechnie zwinkerte beschwichtigend. »Dann packen wir sie doch besser in Plastik.«
    Bannerman bat einen der Beamten, der sie gerade auf den neuesten Stand gebracht hatte, mit einem Kopfnicken darum, dies zu erledigen.

    Die Leute vom Sondereinsatzkommando verließen das Haus. Sie versammelten sich vor der Haustür, sahen dabei ziemlich furchterregend aus. Vier große Männer in schwarzen Panzerwesten verdeckten das Licht, das aus dem Flur drang. Jeder von ihnen trug eine einschüchternde MP, die er jeweils mit beiden Händen festhielt, als müsste man verhindern, dass sie von alleine losging oder ein Loch in etwas Lebendiges schlug.
    Lachend kamen sie ihnen entgegen, Erleichterung war ihrer Körperhaltung und ihren Gesichtern anzumerken. Sobald eine Schusswaffe benutzt wurde, musste ein Sondereinsatzkommando anrücken und entweder den Schützen entwaffnen oder gewährleisten, dass sich kein Knarre schwingender Irrer mehr im Schrank versteckte, der darauf wartete, herauszuspringen, sobald die Polizei eintraf. Der Job war mit sehr viel Stress und einer geringen Lebenserwartung verbunden.
    Die SEKs waren ständig auf der Suche nach Mitarbeitern, die Einsätze häuften sich. Glasgow wurde von Irland aus mit alten Waffen überschwemmt, die zu lächerlichen Preisen angeboten wurden.
    Als die Männer an ihnen vorbeikamen, nahmen sie an, MacKechnie als der Älteste sei der leitende Beamte und informierten ihn: Niemand mehr da, keine Schusswaffen im Haus, eine Kugel in der Wand und sehr viel Blut. Eine Bewohnerin befinde sich noch im Haus, eine bettlägerige junge Mutter, die nicht aufstehen wolle.
    »Bettlägerig?«, fragte Morrow.
    Als würden sie sie jetzt erst bemerken, drehten sich alle Männer zu ihr um.
    »Na ja«, sagte der verantwortliche Sergeant entschuldigend,
»Sie hat das Baby gerade erst bekommen. Vor einer Woche oder so.«
    »Wieso ist sie bettlägerig?«
    »Sie soll nicht aufstehen. Sie meinte, sie könnte sonst Blutungen bekommen.« Der Sergeant lachte verlegen. »Aber ich kann schließlich schlecht ihren Bauch untersuchen, oder?«
    Sie sah mit versteinertem Blick zu, während die anderen zusammen lachten. Sogar MacKechnie verstieg sich zu leisem Gekicher. Bannerman sah weg. Der Sergeant öffnete erneut den Mund, um noch eins draufzusetzen, etwas Grobes zu äußern, doch als er Morrows Gesichtsausdruck bemerkte, verließ ihn der Mut.
    »Na, egal, jedenfalls ist der Job erledigt«, sagte er und warf Bannerman einen mitleidigen Blick zu, der sich auf Morrow bezog. »Wir hauen ab.«
    Sie sahen den großen Männern nach, die im Gänsemarsch abzogen, die Strecke fast im Gleichschritt zurücklegten, bis sie auf der anderen Seite des Absperrbands angekommen waren und den

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