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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Standfestigkeit mit der sie behauptete, sie seien glücklich zusammen. Sicher gab es Spannungen, aber ihre Schwiegermutter sei im Grunde ein netter Mensch, ein bisschen zu gebildet, aber dennoch gut, und sie hatte nun mal ganz bestimmte Vorstellungen davon, wie ein Haushalt zu führen sei, wie die Möbel zu stehen hatten und auch ihre eigene Art zu kochen, aber das war ja nur natürlich, nicht wahr? Das Baby war solch ein Segen, ein Sohn, das erste Enkelkind. Sie blinzelte, Alex sah es und speicherte es ab. Wir werden glücklich werden, sagte
Meeshra, hielt inne, war selbst erstaunt, dass sie im Futur gesprochen hatte.
    Sie drückte sich das Baby erneut an die Brust. Der Säugling drehte den kahlen Kopf weg und stieß einen trockenen, schrillen Schrei aus. Frustriert kniff sich Meeshra mit dem Finger in den Nippel und ein druckvoller Strahl wässriger Milch schoss über das Bett und sickerte ins Laken. Es war ihr so peinlich, dass ihr Tränen in die Augen traten und sie in einer Sprache schimpfte, die Alex nicht kannte.
    »Versuchen Sie’s jetzt nochmal, wo sie ein bisschen leerer ist«, sagte Alex.
    Unsicher hielt Meeshra das Baby an die nun etwas kleinere Brustwarze.
    »Nippel an die Nase«, sagte Alex, »dann findet er ihn von alleine.«
    Meeshra berührte die milchverschmierte Nase des Babys mit ihrer dunklen Brustwarze und das Kind streckte sich danach, fand sie mit dem Mund, klammerte sich unbeholfen daran fest, bewegte eifrig den kleinen Kiefer und saugte so fest, dass Meeshra unwillkürlich aufstöhnte. Die Anspannung wich von ihren Schultern, als das Baby sie vom Druck der Milch befreite und sie sah Alex dankbar an.
    »Sie haben das wohl auch durchgemacht, was?«
    Alex zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Können Sie mir sagen, woran Sie sich erinnern? Fangen Sie ganz von vorne an.«
    »Ach«, der Themenwechsel überrumpelte Meeshra, aber sie wollte gerne helfen, »äh, na ja, ich lag im Bett, mit dem Baby. Billal saß auf der Bettkante, wo Sie Ihre Knie haben«, sie schlug die Augen ängstlich nieder. »Er hat mir geholfen. Na ja, besser gesagt, wir haben gestritten«, sie lächelte verlegen,
»wegen dem Stillen und so. Wir haben Geschrei im Flur gehört und gedacht, Omar ist zurück.«
    »Wieso hätte es bei Omars Rückkehr Geschrei geben sollen?«
    Meeshra verdrehte die Augen. »Er und sein Vater verstehen sich nicht immer, deshalb werden sie manchmal laut, aber wir haben nicht zugehört.«
    »Worüber streiten sie sich?«
    »Ich weiß nicht, das müssen Sie ihn selbst fragen«, sie zuckte mit der Schulter, sie gehörte nicht richtig zur Familie, wollte aber trotzdem niemanden verraten. »Wir haben gar nicht zugehört.«
    »Sie haben sich mit Billal unterhalten?«
    »Ja, über das Stillen. Da gibt’s also Geschrei und dann haben wir’s erst geschnallt. Billal meinte: ›Das ist nicht Omars Stimme.‹«
    »Wie würden Sie die Stimme beschreiben?«
    »Schottisch. Eine echter schottischer Akzent. Rrrrob«, sie rollte das R. »Wo ist Rrrrrobbie?«
    An dieser Stelle hielt sie inne und wollte erst zum Weitersprechen aufgefordert werden, was Morrow interessant fand: »Was dann?«
    »Billal ist rausgegangen, weil er wissen wollte, was da los war, weil das Geschrei, na ja, wir wussten, dass das nicht Omar war, wo da geschrien hat. Also, er macht die Tür auf und geht raus, macht sie wegen mir aber gleich wieder zu«, sie sah auf das Baby an ihrer Brust. »Meine Schweigermutter will, dass das Bett hier steht, direkt gegenüber von der Tür. Ich will’s da drüben«, sie sah hinüber in eine weniger leicht einsehbare Ecke. »Egal, was soll’s. Also, ich hör Billal draußen so was sagen wie ›Nein, Alter‹, und dann plötzlich tritt
einer die Tür auf, und ich sitze mit offenem Nachthemd und dem Baby hier.«
    Die Erinnerung trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht und sie fuhr mit den Fingern durch das weiche Babyhaar.
    »Und was haben Sie gesehen?«
    »Einen kleinen Mann, na ja, nicht direkt klein, aber er stand neben Billal und der ist ungefähr 1,90.«
    »Bis wohin reichte er Billal?«
    »Bis zum Kinn, ein bisschen weiter als bis zum Kinn.«
    »Dann war er also ungefähr …?«
    »Einsdreiundsiebzig, einsfünfundsiebzig, so um den Dreh.«
    »Und von der Statur her?«
    »Weiß nicht, breit, eher dick. Hatte diese Schultern, wissen Sie, wo der Hals ganz abschüssig wird und die Schultern so direkt bis an die Ohren gehen.«
    »Wie bei einem Gewichtheber?«
    »Genau. Ein Gewichtheber. Aber eine fette

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