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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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war nicht außergewöhnlich groß, aber dem kleinen Mann reichte er bis zur Taille.
    Als er sicheren Halt gefunden hatte und es unter dem Kissenbezug zu zappeln aufhörte, packten ihn Pat und Eddy jeweils fest am Ellbogen und führten ihn den Pfad entlang. Er wehrte sich nicht und versuchte auch nicht zu entkommen, sondern fügte sich in das Geschehen, als ließe sich die Situation nicht ändern und als hätte keiner von ihnen darüber zu entscheiden. Er stolperte, er knickte mit dem Fußgelenk auf der holprigen Erde um und stieß einen heißeren Schrei aus, wie eine getretene Feldmaus.

    Über den Kissenbezug hinweg, spürte Pat, dass ihm Eddy mit den Augen ein Loch in die Wange bohrte, ihn anflehte, ihn anzusehen. Doch er hielt den Blick starr nach vorne gerichtet, weigerte sich, zu ihm zu schauen, weigerte sich zu signalisieren, dass alles okay sei. Allein die Anstrengung sich Eddy zu widersetzen, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.
    Sie erreichten den Rand des Feldes. Eddy griff in seine Tasche, drückte auf den Autoschlüssel und die Scheinwerfer des Lexus blinkten zweimal auf. Sie führten den Kissenbezug dorthin, öffneten die Tür und stießen den alten Mann hinein, schoben ihn bis zur Mitte des Rücksitzes. Eddy schlug die Wagentür zu und griff erneut in die Tasche. Der Wagen zwinkerte und zwitscherte. Sie waren alleine.
    Pat und Eddy standen dicht beieinander, so dicht, dass sich das Weiße ihres Atems mischte, doch sie sahen einander nicht an. Das hatten sie sich in eisig kalten Nächten vor den Türen dreckiger kleiner Nachtclubs angewöhnt.
    »Okay«, sagte Eddy. »Es ist nicht so gut gelaufen …« Ihm fiel keine bessere Formulierung ein.
    Pat holte Luft, um etwas zu sagen, aber er fand keine Worte.
    Eddy betrachtete seine Pistole und sprach mit ruhiger Stimme: »Wenn du nicht auf das Mädchen geschossen hättest …«
    »Wenn ich nicht auf das Mädchen geschossen hätte? Tickst du noch ganz richtig?«
    »Du hast abgedrückt.«
    »Du hast ›Bob‹ gebrüllt, kaum dass wir durch die Tür waren und meinen Scheißnamen gleich hinterher. Du hast den falschen verfluchten Mann gekidnappt. Das ist nicht der,
den wir holen sollten. Das ist irgendein alter Typ. Der ist sechzig, oder siebzig Jahre alt, verdammt.«
    Sie sahen in den Wagen. Der Kissenbezug saß aufrecht und starrte geradeaus, saß auf dem Rücksitz, jeweils eine Hand auf ein Knie gelegt, so ausdruckslos wie eine Tüte Chips, wartete er darauf, irgendwohin gefahren zu werden.
    Eddys Gesicht verzerrte sich aufgrund eines unvermittelten Impulses. Pat schrak zurück, dachte er sei von einem Schuss getroffen worden oder schlimmer noch, würde anfangen zu heulen, doch aus Eddy platzte lautes panisches Lachen. Verdutzt über seine eigene Reaktion lachte Pat ebenfalls.
    Der Wind hob an über dem Feld, brachte den Geruch von Kuhdung mit und plötzlich hatte es etwas Komisches hier draußen zu sein, mit Malki, der völlig neben der Spur war, und Eddy, so aufgeregt, dass er Pats Namen erwähnt hatte. Der Kissenbezug hörte jemanden draußen. Er zuckte zusammen, wackelte auf fast schon komödiantische Weise. Pat und Eddy lachten, fielen einander in die Arme, prusteten wie kleine Jungs über einen dreckigen Witz.
    Eddy beruhigte sich als Erster. »Oh, verfluchte Scheiße, ehrlich«, er kniff sich in die Nase und grinste den Hügel in der Ferne an. »Sollen wir ihn einfach abknallen und hier liegen lassen?«
    Pats Lächeln verschwand schlagartig.
    »Du weißt schon, irgendwo beim Transporter«, lächelte Eddy. »Wir fahren einfach weg und lassen ihn hier?«
    »Ach, nee«, Pat schwitzte jetzt wieder, bekam es richtig mit der Angst zu tun, »nein, lieber nicht.«
    »Aber, hör mal, jede Minute, die wir mit ihm verbringen, laufen wir Gefahr geschnappt zu werden.«

    »Ja«, Pat versuchte ruhig und vernünftig zu bleiben, »aber der alte Mann könnte, weißt du, der könnte vielleicht genau so gut sein wie Bob. Vielleicht sogar besser.«
    »Wie das?«, fragte Eddy und amüsierte sich über die eigene elegant knappe Formulierung.
    »Na ja, Bob wird was dafür hinlegen, ihn wieder sehen zu dürfen. Ich meine, wenn wir Bob selbst entführt hätten, wie hätte er dann an das Geld kommen sollen? Wir hätten ihn hinbringen müssen und wären auf dem Weg dorthin vielleicht gefasst worden.«
    Eddy runzelte die Stirn, verstand nur die Hälfte.
    »Ich meine, denk doch mal nach, ehrlich, auf die Art kann Bob das Geld holen und es uns geben, ohne dass wir mitkommen müssen.

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