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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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direkt ins Gesicht. Er legte den Kopf in den Nacken. Seine Haare waren kurzgeschnitten und er hatte sie in der Mitte zu einem Mini-Iro hochgegelt, die Stacheln vorne korrespondierten mit seinem spitzen Kinn. Trotz seines leichten Schielens bemühte
er sich, so fies wie möglich zu gucken. Sie blickte nach unten, wollte ihren Dienstausweis aus der Tasche ziehen und als sie wieder aufsah, grinste er.
    »Nein«, erklärte King Bo schleppend, »das gilt hier nicht als Eintrittskarte, Lady.«
    Sie trat anderthalb Meter zurück, ihre Fersen überragten bereits die Bürgersteigkante und sie sah sich um. Ibby konnte sie auf der Straße stehen sehen, aber sie sah ihn nicht an. Vielleicht würde er ihr sagen, dass sie sich verpissen sollte. Sie hatte ihn seit zwanzig Jahren nicht gesehen, vielleicht erinnerte er sich nicht mal mehr an sie.
    Sie hätte sich umdrehen und gehen können, die Vergangenheit ruhen lassen. Die Spur, die sie mit Bob gefunden hatte, erwies sich auch so schon als vielversprechend. Indem sie hierherkam, machte sie sich nur angreifbar. Sie riskierte, dass ihr Mädchenname bekanntwurde und herauskam, aus welcher Familie sie stammte, obwohl sie so hart dafür gearbeitet hatte, das alles hinter sich zu lassen. Aber King Bo beugte sich ins Ladeninnere, lauschte Worten, die drinnen gesprochen wurden und wandte sich wieder an sie. »Okay, kannst reingehen.« Er trat zurück ins Dunkel, wies ihr mit einer Handbewegung den Weg zu dem Tisch mit den Männern und wich ihrem Blick aus, als würde sie entgegen seiner ausdrücklichen Empfehlung eingelassen.
    Morrow war die einzige Frau und ihr Top war tief genug ausgeschnitten, dass man einen Zentimeter ihres Dekolletés sehen konnte. Sie kam sich vor, wie eine Stripperin im Kloster.
    »Geh.« King Bo lotste sie zu Ibby.
    Sie ging zu ihm, blieb aber ein paar Schritte von dem Tisch entfernt stehen und sah ihn an. »Hallo.«

    Ibby musterte sie. Er war ein großer, grüblerischer Mann, mit breiten Schultern und großen Fäusten. Seine Nase war häufig gebrochen gewesen, der Nasenrücken völlig hinüber. Er trug einen Trainingsanzug, als sei es ein Schlafanzug, unternahm damit keinen Versuch, potenzielle Betrachter zu beeindrucken oder für sich einzunehmen. Alle, die er kennenlernte, wussten bereits über ihn Bescheid. Ibby warf einen Blick auf ihre billigen Dienstklamotten, dann auf ihr Gesicht. »Hab einiges über dich gehört«, sagte er und kaute einen Mund voll dunkelgrünes Saag Aloo. Morrow konnte fast die Senfsamen auf ihrer Zunge knacken spüren.
    »Wie geht’s, Ibby?«
    »Nicht schlecht.« Ibby riss eine Hand voll des noch unberührten flachen Weißbrots ab, das in der Mitte des Tisches auf einem Teller lag und schaufelte sich damit einen weiteren Mund voll Spinat von seinem Teller in den Mund.
    »Wie geht’s Dimples, deinem Bruder?«
    Sie zuckte mit den Schultern, war sich darüber im Klaren, dass Bannerman sie von draußen beobachtete und hoffte, einen professionellen Eindruck zu machen.
    Ibby sah ihr in den Ausschnitt und zeigte drauf, damit ihn auch die anderen Männer zur Kenntnis nahmen. »Schönen Abend allerseits«, sagte er. Die Jungs neben ihm lachten, obwohl sie das Gefühl hatte, dass sie gar nicht genau verstanden warum, sondern es lediglich ihrem Boss recht machen wollten.
    Als das kriecherische Gelächter verebbt war, ergriff sie erneut das Wort.
    »Deine Nase …«
    »Das war ein Unfall«, sagte er zu laut und zu knapp.
    »Eine Art Unfall.«

    Er kaute den Mund leer, lächelte in sich hinein und auch Morrow merkte, dass sie lächelte. Es war schön, ihn wiederzusehen. Es war schön, dass er noch lebte. Schön, dass keiner von ihnen beiden wahnsinnig oder im Gefängnis war oder an der Nadel hing.
    Ibby grinste zurück, Senfsamen steckten ihm zwischen den Zähnen. »Scheiße Mann, du bist echt zu den Bullen gegangen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mit der Unfallquote auf der anderen Seite bin ich nicht klargekommen«, erklärte sie und blickte zu Bannerman im Wagen. Er sah nicht zu ihr herüber; offenbar wischte er mit einem Taschentuch Staub vom Armaturenbrett.
    Ibby nahm eine Papierserviette und rieb sich die fleischigen Finger sauber, riss es dabei in Stücke. Er lehnte sich zurück und legte den Kopf schief. »Also, schieß los. Sag was.«
    »Okay, äh, hast du von der Geiselnahme gestern Abend gehört?«
    Er nickte sein Essen an.
    »Die haben Omar Anwar gesucht. Bob.«
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos, offenbarte weder Widerspruch, noch

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