In der Stille der Nacht - Thriller
seinem Begehren überwältigt, nahm
er die Hand von dem Arm, doch kaum hatte er das getan, fühlte er sich schlecht und schämte sich.
Eddy machte einen Schritt vorwärts, hielt den Arm immer noch fest, zerrte brutal am Kissenbezug doch dieser blieb unerschütterlich aufrecht stehen und sah ihn wütend an. Entrüstet riss er seinen Arm weg. Er wusste, dass dort eine Treppe war.
Fußgetrappel ließ sie nach unten sehen: Malki kam ihnen entgegengerannt, hob die Füße, lächelte. »Hab den Wagen nach hinten gefahren«, keuchte er und blieb zwei Stufen unter ihnen stehen, hielt sich am Geländer fest und ließ sich wieder eine Stufe tiefer fallen.
Eddy starrte ihn finster an.
»Der Typ hat meine Stimme längst gehört«, erklärte Malki und versperrte ihnen mit einer Hand an der Wand und der anderen am Geländer den Weg. »Ich hab schon mit ihm gesprochen, als ich ihm die Süßigkeiten gegeben habe. Er kann sie aber nicht essen, weil sie nicht halal sind.«
Der Moment war verstrichen. Irgendwie konnten sie es vor Malki nicht tun. Wenn sie es vor Malki taten, riskierten sie, sich auf ein langes Gespräch über richtig und falsch einzulassen, einen Streit; er würde sie nach ihren Motiven fragen und über den Kissenbezug reden wie über eine Person. Es war zu spät. Pat war froh über seinen kleinen Junkie-Cousin.
Eddy machte Pat Zeichen vorzugehen, und er folgte ihm, fasste den alten Mann fest am Ellbogen und führte ihn unsanft die steilen Stufen hinunter.
Shugie döste auf dem feuchten Sofa. Eine zweite blaue Plastiktüte mit drei frischen Dosen lag nun offen neben ihm. Die ältere Tüte mit Dosen war schon leer, die Dosen über den Boden verteilt.
»Weiß nicht, ob drei reichen«, sagte Malki. »Im Laden gab’s nicht mehr.«
Pat zuckte mit den Schultern. Vor dem Kissenbezug wollte er nicht so viel sprechen. Vorsichtig griff er nach seiner Brieftasche und nahm einen Zwanzigpfundschein heraus. Er betrachtete ihn, rechnete sich aus, dass ein Säufer damit wahrscheinlich ein paar Drinks kaufen konnte, es aber wahrscheinlich nicht reichen würde, um einen unersättlichen Säufer einen kompletten Abend im Pub auszuhalten. Er legte ihn auf die Tüte mit den Dosen.
Sie bildeten einen seltsamen Paradezug, wie sie so durch das Wohnzimmer in die Küche und zur Hintertür hinausmarschierten: Malki mit dem gehetzten Gang des Junkies, Pat hinter ihm, dann der keuchende und zuckende Kissenbezug, der von dem ihm folgenden Eddy geschubst und gestoßen wurde. Malki zögerte an der Küchentür, wartete auf Eddys Zeichen. Eddy nickte und Malki öffnete die Tür, ließ frische Luft in den stinkenden Flur mit den Müllsäcken.
Sie waren knapp zehn Stunden in dem Haus gewesen, hatten jede Art von Geruch, den ein Mensch erzeugen kann ohne zu sterben, eingeatmet und die Luft im Garten erschien ihnen nun unglaublich herrlich und frisch. Abwechselnd blieben sie auf den Stufen hinter der Tür stehen und holten dankbar tief Luft.
Der Garten war ein Dschungel: Das Gras war kräftig und hochgewachsen, umgrenzt von einer dunkelgrünen Hecke, die nach oben hin explodierte, sich in jeder erkennbaren Richtung Bahn brach, und das Licht schluckte. Der Wind strich zärtlich über die Grashalme und ließ deren silbrige Unterseiten aufblitzen.
Der Lexus stand im hohen Gras, der Kofferraum an der
Küchentür und Malki hatte ein Trampelspur von der Fahrertür zu den Stufen und vom Kofferraum zum Beifahrersitz hinterlassen, als er alles ausgeräumt hatte, was sich als Waffe verwenden ließ. Pat folgte dem Pfad bis zum Kofferraum, ließ ihn aufspringen und trat zurück.
Eddy ließ sich Zeit, starrte den alten Mann boshaft an. Er schien unzufrieden damit, dass der Kissenbezug gebückt ging, dass er auf einem Bein hinkte, zusammenzuckte wegen der Schmerzen in seinem Rücken. Eddy fasste den Kissenbezug am Ellbogen und drehte ihn so um, dass er mit dem Rücken zum Kofferraum stand, dann schlug er ihm in die Leistenbeuge, so dass er sich krümmte. Eddy lachte und sah Malki und Pat an. Malki sah weg. Pat lächelte müde. Eddy nahm die Ablehnung der beiden gar nicht wahr, sondern grinste noch einmal und stieß den alten Mann mit der flachen Hand gegen die Stirn und mühelos in den Kofferraum, als wäre es ein Witz.
In der angespannten Atmosphäre hallte der dumpfe Knall nach, mit dem der alte Mann im Kofferraum aufgekommen war. Eddy sah sich nach Unterstützung um, lächelte mit offenem Mund. Pat und Malki stammten aus einer wild wuchernden Familie,
Weitere Kostenlose Bücher