In der Stille der Nacht - Thriller
die sich hauptsächlich aus halbherzig besorgten Müttern und schwarzen Schafen zusammensetzte, ein Paradebeispiel sämtlicher komplexer sozialer Probleme, aber man musste schon ein ganz besonders gefühlloser Mann sein, um angesichts eines solchen Tritts in die Weichteile kein Mitleid zu empfinden. Sie wichen seinem Blick aus. Malki tat sogar kopfschüttelnd sein Missfallen kund.
Ärgerlich, weil er die Wirkung seiner Brutalität erneut falsch eingeschätzt hatte, nahm Eddy die Füße mit den schmutzigen Pantoffeln und schob sie in den Kofferraum,
warf den alten Mann auf die Seite und knallte den Deckel zu, als hoffte er, etwas zwischen den Metallkanten einzuklemmen.
Malki wartete darauf, dass Pat etwas sagte. »Steig ein, Kleiner«, sagte Pat, und Malki gehorchte, schloss vorsichtig die Tür hinter sich.
Eddy starrte ungehalten auf Malkis Hinterkopf. »Pat, dein Cousin ist ein Volltrottel.«
Pat funkelte ihn wütend an.
»Okay, ich weiß, Malki ist dein Cousin, aber er ist ein verfluchter Volltrottel.«
Pat riss warnend die Augen auf. Der Kissenbezug konnte sie hören. Der Wind raschelte im Gras, Eddy sah weg und wurde rot. Offenbar vermasselte er es immer wieder. Pat wandte sich ab und ging zur Beifahrertür. Der Kissenbezug kannte jetzt zwei Namen; Eddy hatte sie laut gesagt und auch erwähnt, dass zwei von ihnen Cousins waren. Jetzt konnte Eddy ihn nicht mehr freilassen, er würde ihn umbringen müssen und Aleesha würde vater- und führungslos zurückbleiben und sich in den falschen Mann verlieben. Pat konnte dieser Mann sein.
Als er die Beifahrertür öffnete und in den Wagen stieg, war es ganz warm in seiner Brust. Er dachte an sonnige Orte und an Haare, die über Kissen flossen.
21
Morrow und Bannerman parkten in der Alison Street und blickten in zwei große Schaufenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Über der Tür des Restaurants stand kein Name, es war nicht im Telefonbuch verzeichnet, aber allgemein unter dem Namen Kasha’s bekannt. Es sah nicht einmal aus wie ein Restaurant; mit den bescheidenen Möbeln und der praktischen Ausstattung erinnerte es eher an ein Gemeindezentrum. Die Stühle waren aus grauen Plastiksitzschalen, die Tische Holzimitat auf Stahlbeinen. Sogar die Tapete war leicht grau, eine Wandleiste auf halber Höhe, hätte eigentlich ein zweites Muster erforderlich gemacht, doch die tristen Farben des restlichen Raums wiederholten sich dort. Der Bereich, in dem Essen serviert wurde, bestand aus einer unscheinbaren anderthalb Meter langen Sandwichbar, einem Kühlschrank voller Dosen mit Mangosaft, Wasserflaschen und industriell abgefülltem Mango-Lassie.
Morrow wusste, dass sich der Laden später am Abend mit Männern füllen würde, die aßen, Kaffee schlürften und frischen Lassie aus hohen Gläsern tranken, aber jetzt war Ramadan und die Männer saßen an leeren Tischen, leisteten sich Gesellschaft, aber aßen nichts.
An einem der Tische wurde jedoch verdächtig viel gegessen. Die vier Männer saßen abseits des Fensters in der Nähe
des schummrigen Hinterzimmers. Teller voller Essen standen ungeniert über den gesamten Tisch verteilt. Ein fünfter Mann, genauso gekleidet wie die anderen, stand an der Tür. Er hielt die Hände über der Leistengegend verschränkt, beobachtete die Straße. Er war nicht der größte der Männer, aber Morrow kannte ihn wegen seines Rufs. King Bo war ein fieser, kalter Junge. Er konnte anderen auf Befehl die Knochen brechen; einen Finger, zwei Beine, sogar einen Daumen, obwohl dieser Knochen nicht leicht bricht, aber er bekam das ohne mit der Wimper zu zucken hin und war außerdem noch schnell dabei. Aber King Bo war nur ein Handlanger, ein einfacher Soldat. Die Männer am Tisch waren das eigentliche Ereignis.
Sie waren zu viert, alle groß und in T-Shirts und Trainingshosen, und machten sich mit finsterer Miene über ihr Essen her. Einer von ihnen war Ibby Ibrahim, der Chef der Shields.
»Dauert nur eine Minute«, sagte Morrow und stieg aus. Bannerman ließ sie ohne zu diskutieren alleine gehen. Ibby war ein guter Kontakt, die Sorte Kontakt mit der man vor anderen Beamten angeben konnte, ein Name, den man beiläufig fallenließ, und er überließ ihn ihr, weil das für den Fall das Beste war. Das war großmütig von ihm, und obwohl sie sich eigentlich dagegen sträubte, fand sie ihn deshalb ein klitzekleines bisschen weniger nervig.
Sie schlug die Wagentür zu und überquerte die leere Straße, sah King Bo, als sie auf ihn zuging,
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