In der Südsee
jemand überzeugen will und nichts zu verbergen hat, war mein Standort der bessere. »Hören Sie zu,« begann ich, »man sagt mir, daß Sie den Eingeborenen Alkohol verkaufen.«
»Andere haben vor mir dasselbe getan«, entgegnete er scharf.
»Sicher,« sagte ich, »und ich habe nichts mit der Vergangenheit zu tun, sondern nur mit der Zukunft. Ich wünsche, daß Sie mir versprechen, die Spirituosen mit größter Vorsicht auszugeben.«
»Aus welchem Grunde?« fragte er und fügte spöttisch hinzu: »Fürchten Sie für Ihr Leben?«
»Das gehört nicht zur Sache«, erwiderte ich. »Sie wissen so gut wie ich, daß diese Spirituosen nicht verkauft werden sollten.«
»Tom und Mr. Rick haben sie zuerst verkauft!«
»Ich habe mit Tom und Mr. Rick nichts zu tun, aber soviel ich weiß, verweigern sie den Verkauf.«
»Ich will Ihnen glauben, daß Sie nichts mit ihnen zu tun haben. Dann fürchten Sie also für Ihr Leben!«
»Lassen Sie das jetzt!« rief ich, vielleicht ein wenig gereizt. »Sie wissen selbst sehr genau, daß mein Verlangen vernünftig ist. Ich erwarte nicht, daß Sie auf Ihren Gewinn verzichten, obgleich es mir besser scheint, es würden überhaupt keine Spirituosen hierhergebracht.«
»Ich sage nicht, daß ich anderer Meinung bin. Ich habe nicht angefangen«, unterbrach er mich.
»Ich behaupte das ja auch nicht,« sagte ich, »und ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie sich Verluste zufügen. Ich bitte Sie nur, mir von Mann zu Mann Ihr Wort zu geben, daß Sie keinen Eingeborenen betrunken machen wollen.«
Bis jetzt hatte Mr. Müller eine Haltung angenommen, die mich sehr ärgerte, aber sie fiel ihm schwer, da er gefühlsmäßig ganz auf meiner Seite stand, und nun verschlechterte er seine Position. »Ich verkaufe ja nicht«, sagte er.
»Nein,« stimmte ich ihm zu, »jener Schwarze tut's, er kauft und verkauft für Sie, Sie haben ihn in Ihrer Gewalt, und ich bitte Sie – ich habe meine Frau hier – Ihre Autorität zu gebrauchen.«
Rasch machte er wieder die alten Ausflüchte. »Ich leugne nicht, daß ich es könnte, wenn ich wollte,« sagte er, »aber es besteht keine Gefahr, die Eingeborenen sind alle ruhig, Sie haben nur Sorge um Ihr Leben.«
Ich liebe es nicht, ein Feigling genannt zu werden, wenn auch nur andeutungsweise, und nun verlor ichmeine Selbstbeherrschung und stellte ihm zu früh mein Ultimatum.
»Sprechen Sie sich klar aus«, rief ich. »Weigern Sie sich, meine Bitte zu erfüllen?«
»Weder weigere ich mich, noch gebe ich nach«, antwortete er.
»Sie werden sich bald überzeugen, daß Sie das eine oder andere zu tun haben, und zwar sofort!« rief ich aus und fuhr fort, indem ich einen leichteren Ton anschlug: »Sehen Sie, Sie sind im Grunde ein guter Mensch. Ich weiß, woran Sie sich stoßen, Sie glauben, daß ich zum gegnerischen Lager gehöre. Ich sehe, Sie sind ein anständiger Kerl, und Sie wissen genau, daß ich recht habe.«
Wieder wechselte er die Stellung. »Wenn die Eingeborenen begonnen haben zu trinken, ist es nicht klug, sie zu stören«, warf er ein.
»Ich übernehme die Verantwortung für die Bar«, sagte ich. »Wir sind drei Männer mit vier Revolvern, wir kommen sofort, wenn Sie uns rufen, und halten den Platz gegen das ganze Dorf.«
»Sie wissen nicht, was Sie sagen, es ist zu gefährlich!« rief er aus.
»Sehen Sie,« sagte ich, »mir liegt nicht viel daran, mein Leben zu verlieren, von dem Sie soviel sprechen, aber ich wünsche es so hinzugeben, wie es mir paßt, nämlich dadurch, daß ich dieser ganzen Bestialität ein Ende mache.«
Er redete eine Weile über seine Pflichten gegenüber der Firma, aber ich beachtete es nicht und war meines Sieges sicher. Er wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, sich zu ergeben, und blickte um sich, um irgendetwas zu finden, was die Spannung lösen könne. Im Lichtschein, der vom Schlafzimmer aus hereindrang, sah ich eine Zigarrenspitze auf dem Tisch liegen. »Sie hat eine schöne Farbe«, sagte ich.
»Wünschen Sie eine Zigarre?« fragte er.
Ich nahm sie und hielt sie hoch, ohne sie anzuzünden. »Geben Sie mir jetzt Ihr Versprechen!« sagte ich.
»Ich verspreche Ihnen, daß Sie nicht durch Eingeborene belästigt werden sollen, die in meiner Bar getrunken haben«, antwortete er.
»Das ist alles, um was ich bitte«, sagte ich, und bewies gleich, daß es nicht alles sei, indem ich sofort bat, einmal seine Vorräte kosten zu dürfen. Soweit unsere Unterredung kritisch gewesen war, war sie nun abgeschlossen. Mr.
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