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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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von Zufällen, daß ich die Insel so ganz und gar verlassen fand und kein Laut menschlichen Daseins die Stunden belebte. Wir wanderten in jenem sauberen Stadtpark zwischen geschlossenen Häusern, die nicht einmal durch Zettel in den Fenstern bekundeten, daß in den rückwärtigen Räumen Bewohner verweilten, und als wir das Regierungsbungalow besuchten, begrüßte uns nur Mr. Donat, der Vizeresident, und bewirtete uns mit Kokosnußpunsch im Sitzungssaal, dem Gerichtshof jenes großen Archipels, so daß unsere Gläser mitten zwischen Haftbefehlen und Steuerzetteln standen. Die Unbeliebtheit eines früheren Vizeresidenten hatte den Auszug seiner eingeborenen Angestellten verursacht, dieihre Stellungen bei Hofe aufgaben und sich alle zu ihren eigenen kleinen Kokospalmenbesitzungen in den entlegeneren Teilen der Insel zurückgezogen hatten. Daraufhin hatte der Gouverneur in Papeete einen Befehl erlassen: »Alles Land auf den Paumotus muß bis zu einem bestimmten Datum ausgemessen und registriert werden.« Nun lebt das Volk des Archipels halbwegs wie Nomaden, man kann schwerlich von einem Menschen sagen, er gehöre zu einem bestimmten Atoll; er gehört zu mehreren, besitzt vielleicht Land und Verwandte auf dutzenden, und besonders die Bewohner von Rotoava, Männer, Frauen und Kinder, vom Gendarmen bis zum Mormonenpropheten und dem Schulmeister, besaßen – ich hätte beinahe gesagt Land –, besaßen wenigstens Korallenbänke und junge Kokospalmen auf irgendeiner benachbarten Insel. Vom Gendarmen bis zum Baby im Mutterarm, vom Pastor, dem seine Gemeinde folgte, bis zum Schulmeister, der seine Schüler mit sich führte, die wiederum ihre Bücher und Schiefertafel mitschleppten, hatten sie alle ungefähr zwei Tage vor unserer Ankunft ihre Schiffe bestiegen und waren nun alle damit beschäftigt, sich über die Grenzlinien zu streiten. In der Phantasie hörten wir ihre schrillen zankenden Stimmen sich mit der Brandung und dem Gekreisch der Seevögel mischen. Erstaunlich, ihre Flucht mit Sack und Pack zu beobachten, die der von Zugvögeln glich; nichts bleibt zurück als leere Häuser, gleich alten gestern, die im Frühling wieder bezogen werden sollen; selbst den harmlosen und entbehrlichen Schulmeister hatten sie auf ihre Wanderung mitgenommen. Ungefähr fünfzig waren ausgezogen und nur sieben zurückgeblieben, wie man mir sagte.Aber als ich an Bord der »Casco« ein Festmahl gab, erschienen mehr denn sieben und eher sieben mal sieben als meine Gäste. Woher sie kamen, wer sie eingeladen hatte, und wohin sie verschwanden, als das Mahl verzehrt war, vermag ich nicht zu erraten. Denkt man an die Märchen der niedrigen Inseln und jene unheimlichen Besucher, die den Menschen fernhalten von den Küsten der Atolle, so mögen manche, die mit uns aßen, bei dieser Gelegenheit aus dem Reich des Todes zurückgekehrt sein.
    Diese Einsamkeit brachte uns auf den Gedanken, ein Haus zu mieten und einstweilen Bewohner der Insel zu werden – eine Gewohnheit, die ich seither immer einhielt, wenn es möglich war. Mr. Donat stellte uns zu diesem Zweck unter die Führung eines gewissen Taniera Mahinui, der die beiden widerspruchsvollen Berufe eines Katecheten und Sträflings in sich vereinigte. Der Leser mag lächeln, aber ich kann versichern, daß er sich für beide gut eignete, für den des Zuchthäuslers in erster Linie durch einen recht erheblichen Betrug, der in allen Ländern den Urheber in Ketten und Gefängniszellen bringt. Taniera war ein Mann von Geburt und vor einiger Zeit noch der Häuptling eines Distriktes von Anaa mit achthundert Einwohnern, wie er zu erzählen liebte. In einer bösen Stunde fiel es den Autoritäten auf Papeete ein, die Häuptlinge mit der Sammlung der Steuern zu beauftragen. Es fragt sich, wieviel gesammelt wurde; sicherlich wurde nichts abgeliefert, und Taniera, der sich durch einen Besuch in Papeete und hohe Zechen in Wirtshäusern ausgezeichnet hatte, wurde zum Sündenbock auserkoren. Der Leser muß wissen, daß nicht Taniera, sondern die Autoritäten in Papeeteden Hauptfehler begingen. Es war falsch, den Auftrag zu erteilen. Ich habe noch von keinem Polynesier gehört, der eine solche Probe bestanden hätte; ehrliche und aufrichtige Hawaiier, insbesondere einer, der selbst von den Weißen als unbestechlicher Beamter bewundert wurde, sind gestrauchelt auf dem schmalen Pfade eines Treuhänders. Und Taniera weigerte sich, als er gefaßt wurde, die Mitschuldigen zu denunzieren; andere hatten an der Beute

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