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In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cunningham
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Schatzschiff.
    »Okay«, sagte sie. »Mal sehen … Eines Abends, als ich im zweiten Jahr …«
    »Und Julie im letzten.«
    »Ja. Eines Abends waren Mom und Dad ausgegangen, und ich war mit Joe unterwegs …«
    »Deinem Freund.«
    »M-hm. Er und ich hatten uns gestritten.«
    »Hast du mit Joe geschlafen?«
    Mit gespielter Entrüstung sagte sie: »Wir waren verliebt.«
    »Also ja.«
    » Ja . Wir haben im Sommer nach dem ersten Jahr auf der Highschool angefangen.«
    »Hast du mit deinen Freundinnen darüber gesprochen, bevor du mit deinem Freund geschlafen hast?«
    »Natürlich.Willst du lieber die Geschichte hören?«
    »Mm, nein. Zurück zu Julie.«
    »Okay. Julie dachte, sie hätte das Haus für sich. Ich habe keine Ahnung, weswegen Joe und ich uns gestritten haben, aber damals kam es mir wie eine große Sache vor, ich bin davongestürmt, dachte, wir würden wirklich und wahrhaftig Schluss machen und dass ich mit sechzehn bereits die besten Jahre meines Lebens mit diesem Trottel vergeudet hätte. Und ich habe die Tür aufgeschlossen und sofort diesen Lärm gehört.«
    »Was für einen Lärm?«
    »So eine Art Klopfen. Aus dem Gartenzimmer. Wie wenn jemand mit dem Fuß aufstampft.«
    »Wirklich?«
    »Ich war jung, aber nicht dämlich, ich wusste, wie Sex klang, und wenn ich gedacht hätte, dass Julie im Gartenzimmer mit einem Jungen schläft, hätte ich sie in Ruhe gelassen.«
    »Aber irgendjemand hat dort mit dem Fuß aufgestampft.«
    »Ich wusste nicht, was es war. Ich wusste nicht mal, dass Julie daheim war. Ich glaube, wenn ich nicht gerade diesen Riesenstreit mit Joe gehabt hätte, hätte ich mich möglicherweise gefürchtet.Aber ich war fuchsteufelswild. Ich dachte irgendwie: Na schön, auch wenn du ein entflohener Irrer bist, eine Axt hast, in meinem Haus sitzt und mit dem Fuß aufstampfst, hast du keine Ahnung, mit wem du dich anlegst.«
    »Du hast nachgesehen.«
    »Jawohl.«
    »Und was entdeckt?«
    »Julie mit Beau Baxter, mit dem sie gegangen ist, und Beaus bestem Freund Tom Reeves.«
    »Was haben sie gemacht?«
    »Sie haben gevögelt.«
    »Alle drei?«
    »Eher die beiden Jungs mit Julie.«
    »Details.«
    »Berührst du dich?«
    »Vielleicht.«
    »Das ist so falsch.«
    »Das ist ja unter anderem so sexy daran.«
    »Ich komme mir vor, als würde ich sie hintergehen.«
    »Dafür liebe ich Julie, falls das eine Rolle spielt.«
    »Wenn du meine Schwester anbaggerst …«
    »Ach, um Gottes willen. Erzähl mir einfach, was du gesehen hast, als du in das Zimmer gekommen bist.«
    »Das war ein Fehler.«
    »Okay. Erzähl mir, was das Klopfen war.«
    »Was? Oh. Beau hat auf den Boden getreten.«
    »Warum?«
    »Er hat’s einfach gemacht.«
    »Komm schon.«
    »Okay.Weil er … sie gevögelt hat.Von hinten. Und, ich weiß nicht, ich nehme an, wenn er erregt war, hat er mit dem Fuß gestampft.«
    »Wo war der andere?«
    »Rate mal.«
    »Julie hat ihm den Schwanz geleckt. Stimmt’s?«
    »Ich sage kein Wort mehr.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich bin gegangen.«
    »Willst du dir eine Version ausdenken, bei der du geblieben bist?«
    »Nicht für alles Geld der Welt.«
    »Warst du erschrocken?«
    » Ja .«
    »Weil du deine Schwester beim Gruppensex gesehen hast.«
    »Nicht nur das.«
    »Was denn?«
    »Es kam mir alles so … eklig vor. Joe hat sich mir gegenüber wie ein Arschloch benommen, und hier war meine Schwester und hat irgendwie diese zwei Idioten bedient …«
    »Meinst du nicht, dass sie auch sie bedient haben?«
    »Sie und ich haben uns darüber unterhalten, später.«
    »Und?«
    »Sie hat gesagt, es war ihre Idee.«
    »Hast du ihr geglaubt?«
    »Ich wollte es. Ich meine, es war ihr letztes Schuljahr, sie hat es in die landesweiten Finale geschafft und wollte ans Barnard gehen. Sie kam mir irgendwie … heroisch vor.«
    »Und?«
    »Ich hab’s ihr trotzdem nicht abgenommen. Sie ist der ehrgeizigste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Und eigentlich konnte ich mir denken, wie es gelaufen ist. Selbst der dumme alte Beau Baxter muss sich darüber im Klaren gewesen sein, dass sie nach ein paar Drinks eine Mutprobe nicht ablehnen konnte. Ich wusste, dass sie hinterher der Meinung sein musste, es wäre ihre Idee gewesen. Sie musste sich sagen, dass sie die Starke war.Was es irgendwie noch schlimmer gemacht hat.«
    »Du warst ein nettes Mädchen.«
    »War ich nicht.«
    »Netter als Julie.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Bist du anderer Meinung?«
    »Ich habe zwei Tage später mit Beau geschlafen. Richtigstellung. Ich

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