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In die Wildnis

In die Wildnis

Titel: In die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Krakauer
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Gemälden. Als Mom sah, wie abgemagert er war, war sie total fertig. Sie fing an, wie verrückt zu kochen, um ihn wieder aufzupäppeln. «
    Wie sich herausstellte, hatte Chris sich gegen Ende der Reise in der Mohave - Wüste verirrt und wäre beinahe verdurstet. Als seine Eltern hörten, wie knapp er einer Katastrophe entkommen war, waren sie in heller Aufregung. Sie wußten aber nicht, wie sie Chris dazu bringen konnten, in Zukunft besser auf sich aufzupassen. »Chris gelang fast alles, was er anfaßte«, sinniert Walt, »und das machte ihn zu selbstsicher. Wenn man ihn von etwas abbringen wollte, widersprach er einem nicht. Er nickte nur höflich und tat letztlich genau das, was er wollte.
    Am Anfang vermied ich es also, über Vorsicht und Aufpassen und so weiter zu sprechen. Ich bin mit ihm Tennisspielen gegangen, habe von ganz anderen Dingen geredet, und nach einer Weile setzte ich mich mit ihm hin und sprach die sinnlosen Risiken an, die er eingegangen war. Ich hatte ja meine Erfahrungen mit ihm gemacht und wußte, daß die direkte Art - ›Mann, da hast du ja vielleicht was angestellt. Mach das bloß nicht noch mal!‹ - zu nichts führte. Statt dessen versuchte ich ihm klarzumachen, daß wir nichts gegen seine Reisen hätten und uns nur wünschten, daß er ein bißchen besser auf sich aufpaßt und sich ab und zu mal meldet und uns sagt, wo er ist.«
    Zu Walts Bestürzung reagierte Chris auf den kleinen väterlichen Ratschlag mit Verärgerung. Er bewirkte nur, daß er nun noch weniger Lust hatte, seiner Familie von seinen Plänen zu erzählen.
    »Chris«, sagt Billie, »hatte überhaupt kein Veständnis dafür, daß wir uns Sorgen machten. Er fand es völlig idiotisch. «
    Chris hatte auf seinen Reisen eine Machete und ein Gewehr von Kaliber 30 - 06 erworben, und als Walt und Billie ihn zur Immatrikulation nach Atlanta fuhren, bestand er darauf, das Gewehr und das riesige Messer mitzunehmen. »Als wir zu seiner Bude im Studentenwohnheim raufgingen«, erinnert sich Walt mit einem Lachen, »dachten wir schon, daß die Eltern seines Zimmergenossen bestimmt der Schlag trifft. Sein Mitbewohner war ein braver, adretter Junge aus Connecticut, angezogen wie ein Schüler, und Chris kommt mit seinem zottigen Bart und den zerschlissenen Klamotten hereinspaziert. Mit der Machete und dem schweren Gewehr sah er aus wie Jeremiah Johnson. Aber wissen Sie was? Drei Monate später hatte sein adretter Zimmergenosse das Studium geschmissen, während Chris auf der Liste der Jahrgangsbesten stand.«
    Zur angenehmen Überraschung seiner Eltern lebte sich Chris im Laufe des Semesters immer besser in Emory ein und war schon bald ganz begeistert. Er rasierte sich, ließ sich die Haare schneiden und sah wieder genauso gepflegt aus wie zu High - School - Zeiten. Seine Leistungen und Noten waren nahezu perfekt. Er fing an, für die Uni-Zeitung zu schreiben. Er redete sogar mit Begeisterung davon, nach dem Grundstudium weiterzumachen und Jura zu studieren. »Hör mal«, verkündete Chris einmal stolz Walt gegenüber, »ich glaube, mit den Noten, die ich hier habe, nimmt mich sogar die Harvard Law School.«
    Nach den ersten beiden Semestern auf Emory kehrte Chris im Sommer nach Annandale zurück, um für die Firma seiner Eltern zu arbeiten. Er entwickelte ein Computerprogramm. »Das Programm, das er für uns entworfen hat, war ohne Fehl und Tadel«, erzählt Walt. »Wir benutzen es bis heute und haben jede Menge davon an unsere Kunden verkauft. Aber als ich Chris bat, mir zu zeigen, wie er es gemacht hat, und mir zu erklären, warum und wie es funktionierte, stellte er sich stur. ›Du brauchst nur zu wissen, daß es funktioniert, nicht wie oder warum.‹ Das war typisch Chris, und ich kannte ihn ja, aber ich war trotzdem wütend. Er hätte einen hervorragenden CIA - Agenten abgegeben - im Ernst, ich kenne Leute, die für die CIA arbeiten. Chris hat uns immer nur soviel gesagt, wie wir unbedingt wissen mußten, und kein bißchen mehr. So war er in allen Dingen.«
    Chris' widersprüchlicher Charakter verblüffte selbst seine Eltern immer wieder. Er konnte großzügig und uneigennützig bis zur Selbstverleugnung sein, aber er hatte auch seine dunklen Seiten, war bisweilen monomanisch, ungeduldig und egozentrisch; diese Eigenschaften schienen während seiner Studienzeit immer stärker in den Vordergrund zu treten.
    »Ich hab Chris in Emory mal auf einer Party getroffen. Das war im vierten Semester«, erinnert sich Eric Hathaway, »und es stach

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