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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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sie endlich Hannes erhört hatte. Und ich hatte damals immer wieder zu Lukas hinübergelinst, der mit seinen Kumpels zusammenstand, um irgendwie herauszufinden, ob er mich genauso mochte wie ich ihn. Verstohlen musterte ich Sharon, Felicia und Danielle und fragte mich, ob ich jemals wieder in diese schillernde, schwerelose Seifenblase zurückkehren würde, in der sie lebten – oder ob der Weg dorthin zurück für mich nach Mams Krankheit einfach versperrt war.
    »Ist er nicht einfach um-wer-fend?« Danielles Ellenbogen traf mich auffordernd in der Seite und gehorsam drehte ich mich wieder um.
    Shane Diggs stand in der Schlange vor der Essensausgabe aus Chrom und Glas und begrüßte gerade einen bulligen schwarzen Jungen mit Bürstenhaarschnitt, indem sie ihre Fäuste erst locker aufeinanderprallen ließen, dann mit den Fingerknöcheln zusammenditschten. Das Lächeln, das Shane dabei zeigte, ließ zwei Reihen perfekt regelmäßiger und weißer Zähne sehen, noch weißer in seinem Gesicht, das die Farbe von Zartbitterschokolade hatte. Ein kräftiges Gesicht war es, mit einer ausgeprägten Brauenpartie und einer starken Nase, und seine Haare trug er so kurz geschoren, dass sie wie ein dunkler Schatten seinen Schädel überzogen. Ausgebeulte Jeans hingen locker von seinen schmalen Hüften herab und unter dem auberginefarbenen Longsleeve zeichneten sich breite Schultern und deutlich definierte Muskelpakete ab. Widerstrebend musste ich vor mir selbst zugeben, dass Shane Diggs tatsächlich verdammt gut aussah, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass das der einzige Grund war, warum er die Aufmerksamkeit der Schüler so auf sich zog. Etwas Besonderes umgab ihn, eine ganz bestimmte Art von Ausstrahlung. Physische Präsenz, hätte Gabi gesagt.
    »Freitag auf der Welcome-Back-Party hab ich bestimmt eine Chance«, raunte Felicia, das Kinn dekorativ in die Hand gestützt und einen verklärten, aber entschlossenen Ausdruck im Gesicht. »Dann hat er Lauren schneller vergessen, als er gucken kann!«
    »Ist Lauren seine Freundin?«, fragte ich, um wenigstens irgendwas zu diesem Gespräch beizutragen, und pflückte zwei Trauben aus meinem Dessertschälchen.
    Urplötzlich herrschte Stille und eine greifbare Spannung lag in der Luft; die drei wechselten vielsagende bis betroffene Blicke, wichen aber meinen aus, und mir wurde es flau in der Magengegend. »Hab … hab ich was Falsches gesagt?«
    Sharon schichtete mit der Gabel ihren mittlerweile vom Dressing durchweichten Salatrest auf dem Teller um. »Lauren war seine Freundin. Sie lebt nicht mehr.«
    Mein Magen kehrte sich um, und ich legte mit zitternden Fingern die Trauben, die ich mir gerade noch in den Mund stecken wollte, zurück.
    »Ein Unfall«, erzählte Danielle neben mir ungefragt. »Vor gut eineinhalb Jahren, als die beiden mit Freunden übers Wochenende nach Muir Woods zum Wandern gefahren sind. Shane und den anderen ist nichts passiert, aber Lauren …« Sie ließ das Ende des Satzes unheilschwanger in der Luft hängen.
    Mir war schlecht. Kotzübel. Auf einmal war mir alles zu viel. Die neue Stadt. Die neue Schule. Die vielen Menschen um mich herum. Ich tat so, als würde ich hastig auf meine Armbanduhr schauen. Mams Uhr mit dem eckigen Zifferblatt, den römischen Zahlen und dem dunkelbraunen Lederband.
    »Sorry, ich muss los«, murmelte ich, sprang auf, schulterte meinen Rucksack und griff mir das Tablett. »Bis dann!«
    »Kommst du am Freitag auch zur Party?«, rief mir Sharon schnell noch zu.
    »Mal sehen«, erwiderte ich mechanisch. »Bye.«
    Die Kante des Tabletts vor meinen rebellierenden Magen gepresst, lief ich durch die Cafeteria, in Richtung … Ja, wohin? Irgendwo konnte ich mein Tablett bestimmt abgeben – aber wo? Kreuz und quer wanderten andere Schüler an mir vorbei, entweder mit einem frisch beladenen Tablett oder mit schon leeren Händen, aber ich konnte einfach nicht entdecken, wo ich jetzt hinmusste. Ich blieb stehen und sah mich mit wachsender Verzweiflung um. Die Gesichter, die T-Shirts, Pullis und Blusen, die an mir vorüberzogen, verschwammen vor meinen Augen, und in meinem Kopf begann es sich zu drehen.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte eine angenehm warme, tiefe Stimme halb neben, halb über mir, und ich sah auf. Direkt in ein paar schwarzbraune Augen, das Weiß klar und scharf abgegrenzt von der Iris und der dunklen Haut des Gesichts: Shane Diggs, der mich um fast einen ganzen Kopf überragte. Und der ebenso wie ich erlebt hatte, wie es ist, wenn

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