In dieser Straße wohnt die Angst
herabrinnende Wasser hatte einen Teil der Farbe gelöscht.
Suko wußte nicht, wo sich das ehemalige Kloster, die Fluchtburg des Pfarrers befunden hatte, er nahm jedoch an, daß er nicht mehr allzu weit davon entfernt war.
Längst hatte er sich geduckt, sonst wäre er mit dem Kopf gegen die Stollendecke gestoßen, und allmählich wurde er unruhig, da er noch nichts Konkretes gefunden hatte. Konnte es sein, daß Roger Wilkins einem Irrtum verfallen war?
Im Laufe der Jahre hatte Suko seine Erfahrungen gesammelt. Er spürte, ob sich irgendeine Fremde Magie in unmittelbarer Nähe befand. Es war wie ein sechster Sinn, doch der hatte ihn hier bei seiner Wanderung verlassen. Alles blieb normal.
Bis er die Nische fand.
Fast wäre er noch daran vorbeigelaufen. Im letzten Augenblick sah Suko den Spalt an der linken Seite. Er drehte sich und leuchtete hinein. Ja, da weitete er sich zu einer kleinen Nebenhöhle. Suko mußte sich schmal machen, um die Höhle überhaupt betreten zu können. Sie war wirklich nicht sehr groß. Aufrecht stehen konnte der Chinese nicht, auf die Knie mußte er nieder.
Er wäre auch von sich aus auf die Knie gegangen, denn am Boden entdeckte er eine alte Steintafel. Jemand hatte Worte mit einem scharfen Gegenstand hineingemeißelt. Sie waren natürlich nicht beim erstenmal schon so gut zu entziffern gewesen, auch Suko mußte die Steintafel, die schräg auf dem Boden stand und an der Rückseite gestützt wurde, ein paarmal ableuchten, um den Text genau zu erfassen. Es war eine Beschwörungsformel.
Und zu ihr und der Tafel paßten auch die übrigen Utensilien, die in der Höhle verteilt lagen.
Schwarze Kerzen, vielleicht sogar aus Leichenfett gedreht. Drei waren es an der Zahl, und sie bildeten so, wie sie aufgestellt waren, ein großes V.
Suko sah auch, daß die Kerzen miteinander verbunden waren. Durch dünne, rote Linien, von denen Suko annahm, daß es sich dabei um Menschenblut handelte.
Es war längst getrocknet und auch verkrustet, aber ihm war klar geworden, daß Roger Wilkins genau gewußt hatte, was er tat. Und Suko wußte es auch.
Zündhölzer trug er bei sich. Er wollte die gleiche Beschwörung durchführen wie sein Vorgänger. An die erste Kerze trat er heran, riß das Streichholz an und entflammte den Docht.
Zweimal wiederholte er den Vorgang, so daß alle drei Kerzen brannten. Er bekam Licht, doch es war seltsam dunkel. Fast schimmerte es violett, und als der Widerschein über den Boden fuhr, da leuchtete das Blut seltsam lilafarben auf.
Suko merkte, daß etwas in der Luft lag. Er tat unbewußt genau das Richtige.
Aber das Wichtigste kam noch. Er mußte die Worte aussprechen, die auf der Tafel standen.
Noch einmal las er sie durch. Uralte Sätze, die von den Ahnen der Menschen geschrieben worden waren, die heute in der Gegend lebten. Ich beschwöre dich, Geist Urak, durch Alpha und Omega, durch Asmodis und durch den Dunklen Gral, daß du gehorsamst vor mir erscheinst und mein Verlangen vollziehst, so wahr ich dein Herr und Meister bin.
So lauteten die Worte.
Suko las sie noch einmal durch. Er achtete dabei auch auf die richtige Betonung, denn manchmal kam es sehr darauf an.
Suko dachte auch über den Begriff des Dunklen Grals nach, aber er konnte damit nichts anfangen. Er mußte es hinnehmen und den Text sprechen.
Das tat er.
Die Worte drangen nur stockend über seine Lippen, und er betonte gewisse Silben besonders, wobei es ihm überhaupt nicht recht war, den Namen Asmosis zu gebrauchen, aber es gab keinen anderen Weg, um mit seinen Feinden Kontakt aufzunehmen.
Der Chinese kniete vor der Platte und ließ seine Worte allmählich verklingen.
Hatte er Erfolg?
Ja, denn plötzlich veränderte sich die Steinplatte vor ihm. Sie wurde zu einem Bild, nachdem die Schrift verschwunden war, und Suko bekam Einblick in eine andere Dimension und Welt…
***
Die Sonne strahlte so ab, daß ihr Schein fast nur den Gegenstand berührte, dessen Existenz mich so entsetzte und mir das Grauen brachte.
Ich sah meinen Freund Bill Conolly. Und er befand sich in einer Lage, in der es ihm unmöglich war, sich aus eigener Kraft zu befreien. Vorhin glaubte ich, einen Galgen gesehen zu haben. Das war zwar nicht der Fall, aber das, was sich meinen Augen bot, hatte zu einem gewissen Teil Ähnlichkeit mit einem Galgen.
Vom Boden aus stach ein dicker Holzpfahl in die Höhe. An seinem Ende befand sich im rechten Winkel zu dem senkrecht hochlaufenden Stab ein kleinerer, waagerecht verlaufender. Und an
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