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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Nadeln herausnahm und hineinsteckte, dann stand sie auf. «Es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.»
    «Monsieur war sehr interessiert, nicht wahr, Monsieur?» lächelte die Frau.
    «Ja», sagte ich.
    Wir gingen hinaus und die Straße hinauf. Es war kalt und winterlich und der Wind blies. «Liebling, ich habe dich ganz schrecklich lieb», sagte ich.
    «Haben wir es nicht herrlich?» sagte Catherine. «Komm, wir wollen irgendwohin gehen und Bier statt Tee trinken. Das ist sehr gut für die kleine Catherine. Das hält sie klein.»
    «Die kleine Catherine», sagte ich, «dieser Nichtstuer.»
    «Sie war bisher sehr brav», sagte Catherine. «Sie macht sehr wenig Beschwerden. Der Doktor sagt, Bier wäre gut für mich und würde sie klein halten.»
    «Wenn du sie klein genug hältst und sie ein Junge ist, kann sie Jockey werden.»
    «Ich denke, wenn das Kind wirklich da ist, sollten wir heiraten», sagte Catherine. Wir saßen in dem Bierrestaurant an dem Ecktisch. Draußen wurde es dunkel. Es war noch früh, aber der Tag war dunkel und die Dämmerung kam früh.
    «Komm, wir wollen jetzt heiraten», sagte ich.
    «Nein», sagte Catherine. «Jetzt is t es zu peinlich. Man sieht's mir zu sehr an. Ich trete in diesem Zustand niemanden unter die Augen, um getraut zu werden.»
    «Ich wünschte, wir hätten uns trauen lassen.»
    «Es wäre vielleicht besser gewesen. Aber wann konnten wir denn, Liebling?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Ich weiß eines: Ich werde mich in diesem herrlichen matronenhaften Zustand nicht trauen lassen.»
    «Du bist nicht matronenhaft.»
    «O doch, Liebling, das bin ich. Die Friseurin fragte mich, ob dies unser erstes sei. Ich log und sagte nein, wir hätten zwei Jungen und zwei Mädchen.»
    «Wann wollen wir uns trauen lassen?»
    «Jederzeit, nachdem ich wieder dünn bin. Wir wollen eine großartige Hochzeit feiern, bei der jeder denkt: was für ein gutaussehendes junges Paar!»
    «Und du machst dir keine Sorgen?»
    «Liebling, worüber sollte ich mir denn Sorgen machen? Das einzige Mal, daß ich mich gräßlich gefühlt habe, war in Mailand, als ich mir wie eine Nutte vorkam, und das hat nur sieben Minuten gedauert, und außerdem war es die Zimmereinrichtung. Bin ich nicht eine gute Frau?»
    «Du bist eine herrliche Frau.»
    «Dann sei nicht so formell, Liebling. Ich werde dich sofort heiraten, sobald ich wieder dünn bin.»
    «Gut.»
    «Glaubst du, ich sollte noch ein Bier trinken? Der Doktor sagte, ich sei ziemlich schmal in den Hüften und es wäre nur gut, wenn wir die junge Catherine klein halten.»
    «Was hat er noch gesagt?» Ich machte mir Sorgen.
    «Nichts. Ich habe einen wunderbaren Blutdruck, Liebling. Er hat meinen Blutdruck sehr bewundert.»
    «Was hat er darüber gesagt, daß du zu eng in den Hü ften bist?»
    «Nichts. Überhaupt nichts. Er sagte, ich solle nicht Skilaufen.»
    «Ganz richtig.»
    «Er sagte, es sei zu spät jetzt anzufangen, wenn ich es vorher nie gemacht hätte. Er sagte, ich könnte Skilaufen, wenn ich nicht hinfallen würde.»
    «Dein Doktor ist ein großartiger Spaßvogel.»
    «Wirklich, er war sehr nett. Wir wollen ihn nehmen, wenn das Baby kommt.»
    «Hast du ihn gefragt, ob du heiraten solltest?»
    «Nein. Ich habe ihm gesagt, daß wir seit vier Jahren verheiratet wären. Siehst du, Liebling, wenn ich dic h heirate, werde ich Amerikanerin, und das Kind ist jederzeit, wenn wir unter amerikanischen Gesetzen heiraten, ehelich.»
    «Wo hast du denn das festgestellt?»
    «In dem New York World Almanac in der Bibliothek.»
    «Du bist eine fabelhafte Person.»
    «Ich freue mich darauf, Amerikanerin zu werden, und wir fahren nach Amerika, nicht wahr, Liebling? Ich möchte die Niagara-Fälle sehen.»
    «Du bist ein Prachtmädchen.»
    «Es war noch irgendwas, was ich sehen wollte, aber ich kann mich nicht darauf besinnen.»
    «Die Viehhöfe?»
    «Nein, ich kann mich nicht darauf besinnen.»
    «Das Woolworth-Gebäude?»
    «Nein.»
    «Den Grand Canyon?»
    «Nein. Aber den möchte ich auch sehen.»
    «Was war es?»
    «Das Goldene Tor! Das war's, was ich sehen wollte. Wo ist das Goldene Tor?»
    «In San Francisco.»
    «Dann wollen wir dahin fahren. Ich will San Francisco sowieso sehen.»
    «Gut. Dann fahren wir dahin.»
    «Jetzt wollen wir den Berg hinaufgehen. Ja, wollen wir? Können wir den M. O. B. erreichen?»
    «Etwas nach fünf geht ein Zug.»
    «Den wollen wir nehmen.»
    «Schön. Ich trinke vorher noch ein Bier.»
    Als wir hinausgingen, um die Straße hinaufzugehen

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