Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
unterhalten, und sie waren auch sehr glücklich zusammen. Er war Oberkellner gewesen, und sie hatte als Zimmermädchen im gleichen Hotel gearbeitet, und sie hatten ihr Geld gespart, um dieses Haus hier zu kaufen. Sie hatten einen Sohn, der Oberkellner lernte. Er war in einem Hotel in Zürich. Unten war eine Trinkstube, in der sie Wein und Bier verkauften, und an manchen Abenden hörten wir Wagen draußen auf der Straße halten und Männer die Treppe heraufkommen, in die Trinkstube gehen und Wein trinken.
    Vor dem Wohnzimmer war ein Kasten voll Holz, und ich hielt das Feuer damit in Gang. Aber wir blieben abends nicht lange auf. Wir gingen im Dunkeln in dem großen Schlafzimmer ins Bett, und wenn ich ausgezogen war, öffnete ich die Fenster und sah die Nacht und die kalten Sterne und die Tannen unter dem Fenster und ging dann ins Bett, so schnell ich nur konnte. Es war herrlich im Bett mit der kalten, klaren Luft und der Nacht draußen vor dem Fenster. Wir schliefen gut, und wenn ich nachts aufwachte, wußte ich, daß es nur einen Grund haben konnte, und ich schob dann das Federbett hinüber, sehr vorsichtig, damit Catherine nicht aufwachte, und dann schlief ich wieder ein, warm und mit der neuen Leichtheit dünner Decken. Der Krieg war für mich weit weg und so fern wie die Footballspiele irgendeines fremden Colleges. Aber ich wußte durch die Zeitungen, daß man immer noch in den Bergen kämpfte, weil kein Schnee fallen wollte.
    Manchmal gingen wir auch den Berg hinunter nach Montreux. Es führte ein Pfad den Berg hinab, aber er war steil, und so benutzten wir gewöhnlich die Straße und gingen die breite, harte Straße zwischen den Feldern entlang und dann unten zwischen den Steinmauern der Weingä rten und weiter zwischen den Häusern der Dörfer an der Straße. Es waren drei Dörfer: Chernex, Fontanivant und das dritte habe ich vergessen. Dann kamen wir auf der Straße an einem alten, viereckig gebauten Steinchâteau auf einem Vorsprung am Bergrand vorbei mit seinen terrassierten Weinbergen, jede Rebe an einen Stock gebunden, um sie zu halten, die Reben trocken und braun und die Erde schneebereit und der See weiter unten flach und grau wie Stahl. Die Straße senkte sich langsam unter dem Chateau und bog dann rechts und führte sehr steil und mit Kopfsteinen gepflastert nach Montreux. Wir kannten niemanden in Montreux. Wir gingen am See entlang und sahen die Schwäne und die vielen Möwen und Seeschwalben, die, wenn man nah kam, aufflogen und schrien, während sie auf das Wasser hinabäugten. Draußen auf dem See waren Scharen von Tauchenten, klein und dunkel, die beim Schwimmen Fährten hinter sich her zogen. In der Stadt gingen wir die Hauptstraße entlang und sahen uns die Schaufenster an. Viele große Hotels waren geschlossen, aber die meisten Läden waren geöffnet, und die Leute freuten sich über unser Kommen. Es gab einen eleganten Friseur, bei dem sich Catherine die Haare machen ließ. Die Frau, der der Laden gehörte, war sehr vergnügt und der einzige Mensch, den wir in Montreux kannten. Während Catherine dort war, ging ich in ein Bierrestaurant und trank dunkles Münchener und las die Zeitungen. Ich las den Corriere della Sera und die englischen und amerikanischen Zeitungen aus Paris. Alle Annoncen waren geschwärzt, ich nehme an, um irgendeine Verbindung auf diese Art und Weise mit dem Feind zu verhindern. Die Zeitungen waren schlechte Lektüre. Alles ging überall sehr schlecht. Ich setzte mich in meiner Ecke zurück mit einem großen Steinkrug mit dunklem Bier und einem geöffneten Paket Brezeln und aß die Brezeln wegen ihres salzigen Geschmacks und weil sie das Bier so schmackhaft machten, und las die Unglücksfälle. Ich dachte, Catherine würde kommen, aber sie kam nicht, also hängte ich die Zeitungen wieder an das Gestell, bezahlte mein Bier und ging die Straße hinauf, um mich nach ihr umzusehen. Der Tag war kalt und dunkel und winterlich, und der Stein, aus dem die Häuser gemacht waren, sah kalt aus. Catherine war noch beim Friseur.
    Die Frau ondulierte ihr Haar. Ich saß in der kleinen Kabine und sah zu. Es war aufregend, zuzusehen, und Catherine lächelte und redete mit mir, und meine Stimme war ein bißchen dick durch die Erregung. Die Zangen gaben einen angenehm klappernden Ton, und ich konnte Catherine in drei Spiegeln sehen, und es war angenehm und warm in der Kabine. Dann steckte die Frau Catherines Haar auf, und Catherine sah in den Spiegel und änderte es ein bißchen, indem sie

Weitere Kostenlose Bücher