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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hatte mit den Malariakranken ziemlich viel Arbeit; der Junge, der die Zündkappe abgeschraubt hatte, war mit uns befreundet und klingelte niemals nachts, wenn es nicht notwendig war; zwischendurch waren wir zusammen. Ich liebte sie sehr und sie liebte mich. Ich schlief tagsüber, und wenn wir tags wach waren, schrieben wir einander und ließen es durch Ferguson befördern. Ferguson war ein Prachtkerl. Ich wußte nichts weiter über sie, als daß sie einen Bruder in der 52. Division und einen zweiten Bruder in Mesopotamien hatte und daß sie sehr gut zu Catherine Barkley war.
    «Wollen Sie zu unserer Hochzeit kommen, Fergy?» sagte ich einmal zu ihr.
    «Ihr werdet nie heiraten.»
    «Selbstverständlich. »
    «Nein. Ihr werdet nicht heiraten.»
    «Warum nicht?»
    «Ihr werdet euch zanken, bevor ihr heiratet.»
    «Wir zanken uns nie.»
    «Das kann noch kommen.»
    «Wir zanken uns nicht.»
    «Dann werdet ihr sterben. Zanken oder sterben. Das tun die Menschen. Aber heiraten? Nein.»
    Ich langte nach ihrer Hand. «Nicht mich anfassen», sagte sie. «Ich wein ja nicht. Vielleicht wird's mit euch zweien wirklich gut ausgehen. Aber passen Sie auf, daß Sie sie nicht in andere Umstände bringen. Wenn Sie sie in andere Umstände bringen, werde ich Sie umbringen.»
    «Ich werde sie nicht in andere Umstände bringen.»
    «Gut, dann passen Sie auf. Hoffentlich geht bei euch alles glatt. Ihr habt's jetzt fein.»
    «Wir haben's herrlich.»
    «Also zankt euch nicht und bringen Sie sie nicht in andere Umstände.»
    «Bestimmt nicht.»
    «Denken Sie daran und seien Sie vorsichtig. Ich will nicht, daß sie so ein Kriegsbaby kriegt.»
    «Sie sind ein feiner Kerl, Fergy.»
    «Gar nicht. Geben Sie sich keine Mühe, mir zu schmeicheln. Was macht Ihr Bein?»
    «Großartig.»
    «Was macht Ihr Kopf?»
    Sie berührte ihn mit den Fingern. Er war empfindlich wie ein eingeschlafener Fuß.
    «Hat mich noch nie gestört.»
    «So eine Beule könnte einen verrückt machen. Und Sie stört's überhaupt nicht?»
    «Nein.»
    «Sie sind ein glücklicher junger Mann. Ist der Brief fertig? Ich geh jetzt runter.»
    «Hier ist er», sagte ich.
    «Sie sollten sie bitten, eine Zeitlang keinen Nachtdienst zu machen. Es ermüdet sie sehr.»
    «Schön. Das werde ich tun.»
    «Ich möcht's ihr abnehmen, aber sie will nicht. Die anderen freuen sich, daß sie es macht. Sie könnten ihr schon ein bißchen Ruhe gönnen.»
    «Schön.»
    «Miss Van Campen sprach davon, daß Sie den ganzen Vormittag über immer schlafen.»
    «Nun, natürlich.»
    «Es wäre besser, Sie ließen sie eine Zeitlang nachts frei.»
    «Will ich ja.»
    «Sie wollen nicht. Aber wenn Sie's bei ihr durchsetzen, werde ich allen Respekt vor Ihnen haben.»
    «Bestimmt.»
    «Ich glaub's nicht.» Sie nahm den Zettel und ging hinaus. Ich klingelte und nach kurzem erschien Miss Gage.
    «Was ist los?»
    «Ich möcht nur etwas mit Ihnen besprechen. Finden Sie nicht, daß Miss Barkley für einige Zeit den Nachtdienst abgeben müßte? Sie sieht schrecklich müde aus. Warum macht sie's so lange hintereinander?»
    Miss Gage sah mich an.
    «Ich mein's doch gut mit Ihnen», sagte sie. «Mit mir brauchen Sie doch nicht so zu reden.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Seien Sie doch nicht so kindisch. War das alles, was Sie wollten?»
    «Trinken Sie einen Wermut?»
    «Schön, und dann muß ich gehen.» Sie nahm die Flasche aus dem Schrank und brachte ein Glas.
    «Nehmen Sie das Glas, ich trinke aus der Flasche.»
    «Ihr Wohl», sagte Miss Gage.
    «Was hat Miss Van Campen über mein langes Schlafen morgens gesagt?»
    «Sie hat nur so darüber geschimpft. Sie nennt Sie unser Hätschelkind.»
    «Der Teufel soll sie holen.»
    «Es ist nicht Niedertracht bei ihr», sagte Miss Gage. Sie ist einfach alt und verdreht, und sie hat Sie nie leiden können.»
    «Nein.»
    «Na, aber ich! Ich mein's gut mit Ihnen. Vergessen Sie das nicht. »
    «Sie sind wahnsinnig nett.»
    «Nein. Ich weiß, wen Sie nett finden. Aber ich mein's gut mit Ihnen. Was macht Ihr Bein?»
    «Großartig.»
    «Ich werde kaltes Mineralwasser holen und es darüber gießen. Es muß ja unter dem Gips jucken. Es ist draußen heiß.»
    «Sie sind schrecklich nett.»
    «Juckt es nicht sehr?»
    «Nein. Es geht glänzend.»
    «Ich werde die Sandsäcke besser befestigen.» Sie beugte sich darüber. «Ich mein's gut mit Ihnen.»
    «Das weiß ich.»
    «Nein, Sie wissen's nicht. Aber eines Tages werden Sie's wissen. »
    Catherine Barkley gab drei Nächte lang den Nachtdienst

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