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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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herrliches Haar, und manchmal lag ich so da und betrachtete sie, wie sie es im Licht, das durch die offene Tür fiel, aufsteckte, und es glänzte sogar in der Nacht, so wie Wasser manchmal glänzt, bevor es wirklich taghell ist. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht auf einem wunderschönen Körper und eine wunderschöne glatte Haut. Wir lagen beieinander, und ich berührte ihre Wangen und ihre Stirn und die Stellen unter ihren Augen und ihr Kinn und ihren Hals mit meinen Fingerspitzen und sagte: «Weich wie Klaviertasten.» Und sie fuhr streichelnd mit ihren Fingern über mein Kinn und sagte : «Weich wie Schmirgelpapier und sehr rauh auf Klaviertasten.»
    «Ist es rauh?»
    «Nein, Liebling. Ich machte nur Spaß.»
    Es war herrlich nachts, und wenn wir uns berühren konnten, waren wir glücklich. Außer all den großen Umarmungen hatten wir viele kleine Arten zärtlich zu sein, und wir versuchten, wenn wir in getrennten Zimmern waren, uns unsere Gedanken zu übermitteln, Manchmal schien es zu funktionieren, aber das kam vielleicht deshalb, weil wir sowieso dasselbe dachten.
    Wir sagten einander, daß wir vom ersten Tag an, an dem sie ins Lazarett gekommen war, verheiratet gewesen seien, und wir zählten die Monate von unserem Hochzeitstag an. Ich wollte richtig heiraten, aber Catherine sagte, daß man sie dann sofort wegschicken würde, und wenn wir auch nur mit der Erledigung der Formalitäten begännen, würden sie anfangen, uns zu beobachten und uns auseinanderzubringen. Wir hätten unter italienischem Gesetz heiraten müssen, und die Formalitäten waren furchtbar. Ich wäre lieber richtig verheiratet gewesen, weil ich mir, wenn ich daran dachte, Sorge machte, daß sie ein Kind bekommen könnte, aber wir machten uns selbst vor, daß wir verheiratet waren, und machten uns nicht viele Gedanken, und ich glaube, daß ich es eigentlich genoß, daß wir nicht verheiratet waren. Ich weiß noch, eine Nacht sprachen wir davon, und Catherine sagte: «Aber Liebling, man würde mich fortschicken.»
    «Vielleicht auch nicht.»
    «Selbstverständlich würde man mich nach Hause schicken, und dann wären wir bis Kriegsende getrennt.»
    «Ich würde auf Urlaub kommen.»
    «Du könntest nicht auf Urlaub bis nach Schottland hin- und zurückkommen. Ich will nicht von dir weg. Was hätte es für einen Sinn, jetzt zu heiraten? Wir sind doch in Wirklichkeit verheiratet. Ich könnte gar nicht noch verheirateter sein.»
    «Ich möcht's ja nur deinetwegen.»
    «Es gibt gar kein Ich. Ich bin du. Erfinde nicht ein Sonder-Ich.»
    «Ich dachte, Mädchen wollen immer verheiratet sein.»
    «Wollen sie auch. Aber Liebling, ich bin doch verheiratet. Ich bin doch mit dir verheiratet. Bin ich nicht eine gute Frau?»
    «Du bist eine wunderbare Frau.»
    «Weißt du, Liebling, die Erfahrung mit dem aufs Heiraten warten hab ich gehabt.»
    «Davon will ich nichts hören.»
    «Du weißt doch, daß ich niemand außer dir liebhabe. Das sollte dir gleichgültig sein, daß jemand mich früher mal geliebt hat.»
    «Nein.»
    «Du solltest nicht auf jemand eifersüchtig sein, der tot ist, wenn du alles hast.»
    «Nein, aber ich will nichts davon hören.»
    «Mein armer Liebling. Und ich weiß, daß du mit so vielen Mädchen zusammengewesen bist, und es ist mir ganz egal.»
    «Können wir uns nicht irgendwie heimlich trauen lassen? Denn wenn mir etwas zustößt oder du kriegst ein Kind?»
    «Man kann sich nur staatlich oder kirchlich trauen lassen. Heimlich sind wir getraut. Siehst du, Liebling, es würde mir viel bedeuten, wenn ich religiös wäre, aber ich bin religionslos.»
    «Du hast mir den heiligen St. Anton gegeben.»
    «Das war ein Glückspfand. Mir hat's auch jemand gegeben.»
    «Du machst dir wirklich um nichts Sorgen?»
    «Nein, nur von dir weggeschickt zu werden. Du bist meine Religion. Du bist alles, was ich habe.»
    «Schön, aber wir heiraten an dem Tag, an dem du Lust hast.»
    «Red nicht so, als ob du eine anständige Frau aus mir machen müßtest, Liebling. Ich bin eine sehr anständige Frau. Man kann sich doch nicht einer Sache schämen, die einen stolz und glücklich macht. Bist du nicht glücklich?»
    «Aber wirst du mich auch nicht wegen irgend eines anderen verlassen?»
    «Nein, Liebling. Ich werde dich nie wegen eines anderen verlassen. Ich fürchte, daß uns alle möglichen schrecklichen Dinge zustoßen werden. Aber darum brauchst du dir keine Gedanken zu machen.»
    «Tu ich auch nicht. Aber ich hab dich so lieb, und du hast vor mir

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