In einem anderen Land
hinunter.
An dem Tag marschierte ich quer durch die venezianische Ebene. Es ist Flachland, und im Regen ist es noch flacher. Dem Meer zu sind Salzmarschen und sehr wenige Straßen. Die Straßen führen alle an den Flußmündungen entlang zum Meer, und um das Land zu durchqueren, muß man den Wegen an den Kanälen folgen. Ich arbeitete mich vom Norden nach Süden durchs Land und hatte zwei Eisenbahnlinien und viele Straßen bereits gekreuzt und schließlich kam ich am Ende eines Weges auf eine Eisenbahnlinie, die an einer Marsch entlanglief. Es war die Hauptstrecke Venedig- Triest auf einem hohen, massigen Damm, doppelgleisig. Die Gleise ein Stückchen abwärts war ein Depot, und ich konnte Soldaten Posten stehen sehen. Weiter aufwärts führte eine Brücke über einen Fluß, der in die Marsch einmündete. Ich konnte auch auf der Brücke einen Posten sehen. Als ich über die Felder nach Norden gegangen war, hatte ich einen Zug auf dieser Strecke vorbeikommen sehen, der in der flachen Ebene lange Zeit sichtbar war, und ich dachte, es könne ein Zug aus Portogruaro kommen. Ich beobachtete die Posten und legte mich auf dem Damm so hin, daß ich nach beiden Seiten die Gleise übersehen konnte. Der Posten auf der Brücke ging ein Stück das Gleis entlang in der Richtung, wo ich lag, drehte dann und ging zur Brücke zurück. Ich lag da und war hungrig und wartete auf den Zug. Der, den ich gesehen hatte, war so lang, daß die Lokomotive ihn nur sehr langsam vorwärts bewegte und ich sicher war, daß ich raufklettern konnte. Nachdem ich beinahe die Hoffnung aufgegeben hatte, sah ich einen Zug kommen. Die vorwärts dampfende Lokomotive wurde langsam größer. Ich beobachtete den Posten auf der Brücke. Er ging auf der mir zunächst gelegenen Brückenseite, aber auf dem anderen Gleise. Das setzte ihn außer Sicht, wenn der Zug vorbeifuhr. Ich sah die Maschine näher kommen. Sie arbeitete schwer. Ich konnte sehen, daß es viele Wagen waren. Ich wußte, daß Posten auf dem Zug sein würden, und versuchte zu sehen, wo sie waren, konnte es aber nicht, da ich selbst unsichtbar bleiben wollte. Die Lokomotive war jetzt beinahe da, wo ich lag. Als sie sogar auf dem Flachen schwer arbeitend und schnaufend auf gleicher Höhe mit mir war und der Lokomotivführer vorbei war, stand ich auf und trat dicht hinter die vorbeirollenden Wagen. Wenn die Posten aufpaßten, war ich ein weniger verdächtiges Objekt, wenn ich neben dem Gleis stand. Verschiedene geschlossene Güterwagen kamen vorbei. Dann sah ich einen niedrigen, offenen Güterwagen, von der Sorte, die man gondola nennt, mit Planen bedeckt heranrollen. Ich stand da, bis er beinahe vorbei war, dann sprang ich und faßte die hinteren Gestänge fest und duckte mich, die Füße auf der Kupplung. Wir waren fast der Brücke gegenüber. Ich erinnerte mich an den Posten. Als wir ihn passierten, sah er mich an. Er war ein Kind, und sein Helm war ihm zu groß. Ich starrte ihn verächtlich an, und er sah weg. Er dachte, daß ich etwas mit dem Zug zu tun hatte.
Wir waren vorbei. Ich beobachtete noch seinen unbehaglichen Gesichtsausdruck, als er die anderen Wagen vorbeikommen sah, dann bückte ich mich, um zu sehen, wie die Planen befestigt waren. Sie waren mit schweren Klammern gehalten und am Rand mit Stricken festgebunden. Ich nahm mein Messer heraus, zerschnitt die Stricke und steckte meinen Arm darunter. Es waren harte Anschwellungen unter den Planen, die sich im Regen strafften. Ich sah auf und nach vorn. Auf dem Güterwaren vor mir war ein Posten, aber er sah vorwärts. Ich ließ die Gestänge los und tauchte unter die Planen. Meine Stirn stieß an etwas, das mir eine wüste Beule verursachte, und ich fühlte Blut auf meinem Gesicht, aber ich kroch weiter und legte mich flach hin. Dann drehte ich mich um und befestigte die Plane wieder.
Ich war mit Kanonen unter der Plane. Sie rochen sauber nach Öl und Schmiere. Ich lag und hörte den Regen auf der Plane und das Knacken des Wagens auf den Schienen. Es kam ein bißchen Licht durch, und ich besah mir die Kanonen. Sie hatten Schutzhüllen. Ich dachte, daß sie von der dritten Armee vorausgeschickt worden seien. Die Beule auf meiner Stirn war geschwollen, und ich stoppte das Bluten, indem ich still lag und das Blut gerinnen ließ; dann kratzte ich das trockene Blut überall, außer auf der Wunde, ab. Es war nichts weiter. Ich hatte kein Taschentuch, aber ich tastete mit meinen Fingern und wusch mit Regenwasser, das von der Plane tropfte, die
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