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In einem Boot (German Edition)

In einem Boot (German Edition)

Titel: In einem Boot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Rogan
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verlässt, ohne eine Suche nach uns zu starten.«
    »Sie kennen Blake nicht«, murmelte Hardie. »Man kann nie wissen, auf welche Ideen Blake kommt.«
    »Blake«, sagte Mr Preston. »Er war doch derjenige, der aus dem Funkraum kam. Er hat geholfen, unser Boot zu Wasser zu lassen.«
    »Er war der Zweite Offizier auf der Zarin Alexandra «, fügte Greta hinzu.
    »Aye«, sagte Hardie, »und der gemeinste Bastard, der sich jemals Mann nennen durfte.«
    Mr Preston wandte sich mir zu und sagte: »Sie kannten Mr Blake, nicht wahr?« Ich erwiderte, dass ich nicht glaubte, ihm jemals begegnet zu sein. »Dann kannte ihn Ihr Mann, denn ich sah Sie drei doch zusammen an Deck stehen.«
    Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, woraufhin er zu Mary Ann schaute und dann sagte: »Aber vielleicht irre ich mich auch.« Allerdings kam es mir so vor, als würde er etwas verschweigen, und ich fragte mich, was er sich dabei gedacht hatte oder aber ob Mary Ann ihm irgendeine Geschichte erzählt hatte, die im Boot die Runde machte und sich dabei bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte.
    »Woher wissen Sie, dass es Blakes Boot war, das uns begleitet hat, und nicht das andere?«, wollte der Colonel wissen. »Seit jenem einen Mal waren wir doch nie mehr nahe genug, um es deutlich erkennen zu können.«
    »Es war Blake«, beharrte Hardie. »Das andere Boot war voll, und dasjenige, das wir gesehen haben, war es nicht. Außerdem ist Ihnen doch gewiss aufgefallen, dass sie keinen Versuch unternommen haben, sich uns zu nähern.«
    »Aber Sie haben uns doch auch gesagt, wir sollten uns fernhalten!«, rief Hannah.
    »Blake ist ein tollwütiger Hund. Haben Sie nicht gehört, was der Mann in dem anderen Rettungsboot erzählt hat? Blake hat zwei Leute aus seinem Boot gestoßen. Jetzt, da der Kapitän aus dem Weg ist, würde er mich umbringen, sobald er mich zu fassen bekommt. Es war besser, sich fernzuhalten.«
    »Oder sicherer«, ergänzte Hannah.
    »Sicherer ist besser. Sie haben nicht Ihr ganzes Leben auf See verbracht, so wie ich. Männer, die zur See fahren, laufen oft vor etwas davon.«
    »Schließt das auch Sie selbst ein?«, fragte Hannah. Ich wollte glauben, dass Hardie sich von Blakes Boot ferngehalten hatte, um uns zu schützen. Hannah allerdings flüsterte den Leuten ein, dass Hardie niemanden schützen wollte als sich selbst.
    »Wir wissen doch gar nicht, warum Blake die Leute aus dem Boot geworfen hat – vielleicht haben sie Ärger gemacht. Was, wenn dort doch Plätze frei waren?«, ließ sich Mrs Grant vernehmen und sprach damit aus, worüber ich – und vermutlich auch andere – schon vor Tagen nachgedacht hatte. »Und wenn das Boot beschädigt war, hätten wir doch helfen können, es zu reparieren, und dann einige von unseren Leuten nach dort umladen können. Wir hätten es wenigstens versuchen müssen. Vielleicht würden wir uns dann jetzt nicht in solcher Gefahr befinden.« Wie vieles, was Mrs Grant sagte, blieb auch die Idee, dass wir das andere Boot hätten reparieren können, vage und schwammig, denn wie hätten wir das ohne Material oder Werkzeuge bewerkstelligen sollen? Aber die Vorstellung, dass Hardie aus reinem Eigeninteresse handelte, hatte sich in unseren Köpfen festgesetzt. Bei vielen anderen Dingen war er so außerordentlich ins Detail gegangen; warum hatte er uns nie über sich und Blake erzählt? Vielleicht erfand er ihren Konflikt nur, um von seinen eigenen Fehlern und falschen Entscheidungen der letzten Tage abzulenken. Oder vielleicht war Mr Hardie derjenige, der etwas zu verbergen hatte.
    Der Colonel wollte dem Gespräch wieder eine sinnvollere Wendung geben. »Ich wette, das andere Rettungsboot wurde im Nebel von einem vorbeifahrenden Schiff gerammt und ist mit Mann und Maus gesunken«, sagte er. »Wenn die Insassen gerettet worden wären, hätte einer von ihnen uns gewiss erwähnt, egal, was Blake gedacht oder gesagt haben mag.«
    »Hätte man auf dem Schiff den Aufprall denn nicht gespürt? Man hätte doch bestimmt gemerkt, dass man mit etwas zusammengestoßen ist, und versucht, herauszufinden, was es war«, warf Mrs McCain ein, während Mrs Cook, die anfangs so gesprächig gewesen war, nur dumpf vor sich hinstierte.
    Hardie weigerte sich, unsere Vermutungen zu kommentieren. Er sagte lediglich »vielleicht« oder »vielleicht nicht«, wenn man ihn direkt nach seiner Meinung fragte. Schließlich sagte Mrs Grant: »Dieses ganze Gerede über eine Rettung durch irgendein Schiff! Als würde alles von jemand anderem

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