In einer anderen Welt (German Edition)
geschrieben?«
Eine ganze Menge, wie sich herausstellte, aber fast nichts davon ist erhältlich. Greg wird sich darum kümmern, möglichst alles auf meine Fernleiheliste zu setzen. Er ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Anfangs merkt man das nicht, weil er sehr verschlossen ist, aber unter der Oberfläche ist er wirklich allerliebst.
Nächste Woche ist Cordwainer Smith an der Reihe! Phantastisch.
Als wir bereits am Gehen waren, kam Wim zu mir rüber. »Habe ich das richtig verstanden – du hast Ein Spiel von Traum und Tod noch nicht gelesen?«, fragte er.
»Das stimmt.«
»Ich könnte es dir leihen, wenn du nicht warten willst, bis es kommt. Wenn du möchtest, können wir uns am Samstag hier treffen.«
Also treffe ich mich am Samstag um halb zwölf mit Wim in der Bibliothek.
Niemand, der mir ein Buch von Zelazny leiht, kann ein solcher Schuft sein, wie behauptet wird.
Donnerstag, 10. Januar 1980
Im Krankenhaus, im Bett, im Streckverband. Furchtbare Schmerzen, deswegen die schreckliche Handschrift. Wehe, das hilft nicht!
Freitag, 11. Januar 1980
Ich komme mir vor, als hätte mich jemand entführt. Gestern bin ich ins Krankenhaus gekommen, um mich ambulant untersuchen zu lassen. Der Arzt, Dr. Abdul, hat sich fünf Minuten lang meine Röntgenbilder angeschaut, zwei Minuten lang an meinem Bein herumgedrückt und dann gesagt, ich müsste eine Woche im Streckverband verbringen. Er wies seine Sprechstundenhilfe an, mir einen Termin zu geben, stellte fest, dass sofort ein Bett frei war, telefonierte mit Daniel und der Schule, und bevor ich wusste, wie mir geschah, lag ich auf der Folterbank. Es fällt mir schwer, irgendetwas zu tun. Schreiben erst recht. Ich schreibe vorwärts, weil ich rückwärts jetzt nicht hinkriege, obwohl ich viel geübt habe. Wenn ich etwas trinken möchte, kippe ich mir immer wieder Wasser über die Brust. Es fällt mir sogar schwer zu lesen. Mein Bein ist auf diesem Ding befestigt, auf weißen Metallstreben hochgelagert und festgeschnallt, und dabei ist es so sehr gestreckt, dass es jede Sekunde teuflisch wehtut, und ich muss ganz flach liegen. Bewegen kann ich mich fast gar nicht. Ich habe alle drei Bücher gelesen, die ich in der Tasche hatte, eines davon zweimal. ( Unternehmen Schwerkraft von Hal Clement.) Ich hätte mehr mitnehmen sollen, aber ich war nur auf die lange Wartezeit in der Sprechstunde vorbereitet.
Schmerzen, Schmerzen, noch mehr Schmerzen, und diese Bettpfannen sind wirklich eine Demütigung. Ich muss auf einen Knopf drücken, wenn ich etwas trinken möchte oder eine Bettpfanne brauche, und manchmal kommen sie eine Ewigkeit nicht, und wenn ich deswegen etwas früher nach der Schwester rufe, weil ich das einkalkuliere, kommen sie sofort. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, steht am hinteren Ende des Krankensaals auch noch ein Fernseher, vor dem es kein Entrinnen gibt, denn da läuft die ganze Zeit ITV mit haufenweise Werbung. Ob so wohl die Hölle ist? Schwefelseen wären mir auf jeden Fall lieber, in denen könnte ich wenigstens ein wenig herumschwimmen.
Zwischen zwei und drei und zwischen sechs und sieben bekommen alle Patienten Besuch. Heute muss ich mir schon den zweiten Tag anschauen, wie die Leute mit Blumen und Trauben und merkwürdiger Miene hier aufmarschieren. Ich kann den Blick nicht abwenden, es ist schon fast zwanghaft. Ich erwarte niemanden, und es kommt auch niemand. Daniel könnte mich besuchen. So weit ist es nicht, und er weiß, dass ich hier bin. Aber wahrscheinlich lassen sie ihn nicht.
Morgen kann ich mich nicht mit Wim treffen, wahrscheinlich glaubt er, ich wäre nicht gekommen, weil ich Schlechtes über ihn gehört habe.
Am anderen Ende des Krankensaals hat eine Frau angefangen zu schreien, kurze, abgehackte Schreie. Sie haben Wandschirme um das Bett herum aufgestellt, damit wir anderen nicht sehen, was sie mit ihr machen. Das alles ist eindeutig schlimmer als die Hölle, wie sie von den meisten Leuten beschrieben wird.
Samstag, 12. Januar 1980
Noch immer auf der Folterbank.
Miss Carroll hat gestern Abend gegen Ende der Besuchszeit mit einem Stapel leichter Taschenbücher vorbeigeschaut. Sie stammen aus der Schulbibliothek, sind also normalerweise nicht weiter spannend, aber in dem Moment kamen sie mir vor wie Manna. Sie konnte nicht lange bleiben. Niemand hat ihr gesagt, dass ich hier bin, aber als ich nicht in die Bibliothek kam, hat sie sich nach mir erkundigt. Und dann ist sie gleich hierhergekommen. Als sie mir
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