In einer anderen Welt (German Edition)
Schnur«, was zur Folge hatte, dass ich meine ein bisschen weniger mag.
Deirdre hat meinen neuen Gehstock bewundert. Sie hat gefragt, ob er aus Irland stammt. Nein, erwiderte ich, aus Wales, was ja auch stimmt, und sie sagte, dann ist er wohl irgendwie keltisch. Dem habe ich zugestimmt. Sie war froh, dass mir das Buch gefiel, und ich war froh, dass es mir ehrlich gefallen hat. Sie freute sich über ihr Seifenset oder hat jedenfalls so getan.
Den Kuchen habe ich in die Küche gegeben, mit der Bitte, der ganzen Lower 5c ein Stück aufzutun. Es ist ein großer Kuchen, und wenn sie ihn dünn genug schneiden, müsste er reichen. Mir war es egal, ob die Mädchen ihn aßen oder nicht. Tatsächlich aßen die meisten ihr Stück, auch wenn mir einige dabei einen argwöhnischen Blick zuwarfen. Meine Gedanken darüber, dass diese Könige Gold und Weihrauch und Myrrhe und die Warnung vor Herodes brachten, werden ihnen nicht schaden, aber das kann ich ihnen nicht sagen. Sharon hat ihr Stück an Deirdre weitergereicht. Ich weiß nicht, was Juden über Jesus denken. Halten sie ihn nur für ein merkwürdiges Kind, zu dem Könige mit Geschenken kamen und der sich irrtümlicherweise für den Messias gehalten hat? Oder halten sie ihn nur für einen Mythos? Sharon kann ich nicht fragen, aber Sam vielleicht. Deirdre hat die Bohne gefunden, in dem Stück, das Schussel ihr gegeben hat, und war ganz außer sich vor Freude. Außer der Königsbohne und dem Lyrikwettbewerb hat sie wahrscheinlich noch nie etwas gewonnen. Ich weiß nicht, ob sie in Irland Dreikönigskuchen kennen.
Die Schule zieht mich wie Treibsand in sich hinein.
Am Dienstag trifft sich der Buchclub!
Montag, 7. Januar 1980
Ich bin vor das Tor gegangen, um mir die Schule von außen anzuschauen und den Morgen einzuatmen, und da wimmelte es auf dem Gelände plötzlich von Feen. Ich hätte erwartet, dass sie alle verschwinden würden, sobald sie bemerkten, dass ich sie sehen konnte, aber sie nahmen keine weitere Notiz von mir und gingen mir sogar kaum aus dem Weg. Die meisten von ihnen waren hässliche, mit Warzen bedeckte Geschöpfe, aber es waren auch einige darunter, die Elbenjungfern glichen. Ich habe versucht, auf Walisisch und auf Englisch mit ihnen zu sprechen, aber sie haben mich ignoriert. Was das wohl zu bedeuten hat?
Aus dem Krankenhaus ist ein Brief eingetroffen – am Donnerstagmorgen habe ich einen Termin bei einem Dr. Abdul. Ich habe ihn der Schulschwester und Miss Ellis gezeigt, und ich gehe auch hin, obwohl ich nicht einsehe, was das bringen soll. In den letzten Tagen ging es meinem Bein auch so etwas besser. Die orthopädische Klinik befindet sich in Gobowen, also muss ich in den Ort fahren und dort einen weiteren Bus nehmen.
Miss Carroll war sehr nett zu mir. Sie hat sich erkundigt, wie es in den Ferien war, und ob ich irgendwelche Bücher geschenkt bekommen habe. Ich fragte sie das Gleiche, und sie hat auch Bücher und Büchergutscheine bekommen. So alt ist sie gar nicht. Wahrscheinlich wollte sie Bibliothekarin werden, weil sie Bücher liebt und gerne liest. Dagegen hätte ich auch nichts, jedenfalls in einer richtigen Bibliothek, aber eine Schulbibliothek wäre grässlich, vor allem hier.
Dienstag, 8. Januar 1980
Heute Abend trifft sich der Buchclub!
Im Englischunterricht ist als Nächstes Am grünen Rand der Welt dran. Ich lese es schon den ganzen Tag, wenn ich die Zeit dafür finde. Hardy ist ziemlich langatmig, wenn auch streng genommen nicht so langatmig wie Dickens. In einer schrecklichen Szene schleppt sich eine gefallene Frau namens Fanny Robin einen Zaun entlang, während sie ein Kind gebärt. Ich finde, der Rest des Buches ist zu schwach, um daneben zu bestehen. Das Happy End ist ein Albtraum – Bathsheba und Gabriel Oak heiraten, und »wann immer ich aufblicke, bist du da, und wann immer du aufblickst, bin ich da«. Da muss einem doch die Luft wegbleiben! Oma mochte Hardy, aber mir gefällt er nicht. Ich habe es versucht, aber ich finde ihn zu bedrückend und zu einfallslos. Die Handlung läuft bei ihm wie ein Uhrwerk ab, und manchmal passieren auch schreckliche Dinge, aber alles ist immer sehr oberflächlich. Das ist mir zuwider. Er könnte eine Menge von Silverberg und Delany lernen.
Außerdem werden wir Der Sturm lesen und ein paar Sachen von Keats. Ich bin mit beidem schon durch. Das Gute an Der Sturm ist, dass wir eine Aufführung im Theatre Clwyd in Mold besuchen werden, ein Schulausflug. Wahrscheinlich werden alle herumkichern und
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