In einer anderen Welt (German Edition)
mir furchtbar auf die Nerven gehen, aber ein echtes Stück in einem Theater! Der Sturm habe ich noch nie gesehen, nur Romeo und Julia im Sherman Theatre, zusammen mit Tantchen Teg, und Ein Mittsommernachtstraum mit der Schule im New Theatre. Das Theater in Mold ist wahrscheinlich nicht so gut wie das in Cardiff, aber was soll’s. Wie sie wohl Caliban auf die Bühne bringen? In meiner Vorstellung sieht er immer so aus wie die erste Fee, die ich hier gesehen habe, voller Warzen und Spinnweben. Und was sie wohl aus Ariel machen?
In Geschichte sind wir immer noch beim langweiligen 19. Jahrhundert – puh, die ganze Zeit nur Gesetzeserlasse und Irland und Gewerkschaften. Wenn doch nur mal wieder eine Epoche dran wäre, in der etwas los war! In Französisch ist der Konjunktiv an der Reihe. Es heißt, er sei schwierig, aber in Latein ist er das nicht. In Latein fangen wir mit dem ersten Buch von Vergils Aeneis an. Bisher finde ich es toll.
Ein mir feindliches Volk
durchfährt das Tyrrhenische Meer,
trägt Ilium fort nach Italien, trägt die besiegten Penaten.
Allerdings ließe sich »Etruskisches Meer« besser skandieren, oder?
Mittwoch, 9. Januar 1980
Gestern Abend hat sich der Buchclub getroffen. Ich bin ein wenig zu spät gekommen, weil der Bus nicht pünktlich war, aber sie hatten noch nicht angefangen, und Janine hatte mir direkt gegenüber von der Platon-Büste einen Platz reserviert.
Es war toll! Mark, ein rundlicher Typ Mitte vierzig mit dicken Brillengläsern und einem kleinen Bart, hat die Gesprächsleitung übernommen. Wir haben über die Foundation-Trilogie geredet. Am meisten Spaß hat es gemacht, als wir uns mit der Psychohistorie auseinandergesetzt haben, ob das überhaupt möglich ist. Ich glaube nicht, wegen dem Chaos. Ich glaube nicht, dass eine Mutation wie der Muli damit klarkäme, aber normale Menschen würden wahrscheinlich genauso in die Irre gehen. (Mit Magie würde man es vielleicht hinkriegen, allerdings nicht auf demselben Niveau wie Hari Seldon. Aber das habe ich nicht erwähnt.) Dann hat Wim es mit Die Geißel des Himmels und ein paar Dick-Büchern verglichen, in denen die Geschichte manipuliert wird. Ich habe laut überlegt, ob man eine Erzählung schreiben könnte, in der eine Geheimgesellschaft schon immer den Lauf der Geschichte manipuliert hat?
»Wen oder was gibt es denn schon lange genug?«, fragte Greg in die Runde.
»Die katholische Kirche?«, schlug Janine vor.
Pete schnaufte verächtlich. »Wenn das stimmt, haben sie sich wirklich nicht besonders klug angestellt. Sie haben über die halbe Welt geherrscht, aber das ist schon eine Weile her.«
(Janine und Pete sind wieder zusammen. Sie haben unter dem Tisch Händchen gehalten. Ich weiß nicht, ob sie ihm verziehen hat, dass er zu Wim hält, oder ob sie sich Hughs Sicht der Dinge angeschlossen hat. Ich konnte sie nicht fragen, auch als wir hinterher ein wenig geplaudert haben, weil Wim dabei war.)
»Es sei denn, es gibt eine kleine Gruppe innerhalb der Kirche, deren Ziele mit denen der Kirche nicht identisch sind«, sagte ich.
»Die Templer?«, schlug Keith vor.
»Außerirdische Hightech-Templer!«, rief Wim.
Wir hatten uns ein ganzes Stück von den Foundation-Romanen entfernt. Aber das war okay, so läuft das nun mal. Es ist wirklich großartig, mit Leuten zu reden, die die gleichen Bücher gelesen haben wie ich und deren Gedanken auf derselben Wellenlänge liegen wie meine. Die Vorstellung, außerirdische Hightech-Templer könnten den Lauf der Geschichte manipulieren – vielleicht damit die Menschen auf den Mond fliegen, wo sie etwas versteckt haben, wie in Die Sirenen des Titan –, ist einfach super.
Am Schluss habe ich noch von Im Zeichen des Einhorns erzählt, konnte es aber niemandem leihen, weil Daniel es noch hat. Ich werde ihn bitten, es mir zu schicken. Fast alle waren wirklich begeistert, und die zwei oder drei Anwesenden, die die ersten beiden Bände noch nicht gelesen hatten – wie ich sie beneide! –, mussten sich alles genau erzählen lassen. Nur Brian mag Zelazny nicht. Greg hat gesagt, er würde die Bücher für die Bibliothek bestellen, aber erst im April, weil sie kein Geld für Neuanschaffungen haben, bevor das nächste Haushaltsjahr beginnt. Wenn ich reich wäre, würde ich den Bibliotheken jede Menge Geld schenken.
»Bis dahin können wir das Buch über Fernleihe besorgen«, sagte Greg und lächelte mich an.
»Was mich daran erinnert«, sagte ich. »Was hat Zelazny sonst noch
Weitere Kostenlose Bücher