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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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Wim eine Freundin braucht, die ihm mit Heinlein kontern kann.«
    Hatte er das wirklich immer gesagt? Oder glaubt er das nur, weil ich die Karass-Magie gewirkt habe? Greg hat schon existiert, bevor ich das gemacht habe, da bin ich mir sicher. Ich habe ihn in der Bibliothek getroffen. Aber damals hat er kein einziges Wort zu mir gesagt, außer dass er mir am ersten Tag keinen Ausweis ausstellen wollte, und dann hat er die Liste der Bücher entgegengenommen, die ich über Fernleihe bestellen wollte. Gab es die Leserunde und das SF-Fandom schon früher, oder ist das alles erst entstanden, als ich die Magie wirkte, damit ich eine Karass habe? Und Ansible ? Ich weiß, dass die anderen das glauben, und dass es schon immer Conventions gab, seit 1939, und die Science Fiction reicht noch weiter zurück. Aber sobald Magie im Spiel ist, lässt sich nichts mehr beweisen.
    Ich muss es Wim sagen. In ethischer Hinsicht ist das das einzig Richtige.

Donnerstag, 7. Februar 1980
    Diese Woche hatte ich, als ich die Schule verließ, noch mehr das Gefühl auszubrechen, und das, obwohl es regnete, ein feuchter Nieselregen, der in jede Ritze eindringt. Wenn ich meine eigenen Kleider hier hätte, hätte ich mich vorher noch rasch umziehen können, habe ich aber nicht, kann ich also nicht. Arlinghurst möchte, dass seine Mädchen überall sofort erkennbar sind. Wenn sie uns zwingen könnten, unsere Uniformen auch in den Ferien zu tragen, dann würden sie das tun. Wenigstens ist die Jacke ganz ordentlich, und der Hut ist zwar grässlich, aber immerhin wasserdicht.
    Wim wartete bereits in Gobowen. Der Bahnhof ist nicht besonders groß, eher ein Bushäuschen neben den Gleisen mit einem Fahrscheinautomaten und ein paar leeren Blumenampeln. Wim saß in dem Häuschen, die Füße hochgestellt und zusammengefaltet wie eine Büroklammer. Sein Fahrrad war draußen an ein Geländer gekettet und wurde nass. Neben ihm saßen eine fette Frau mit einem Kind und ein kahlköpfiger Mann mit einer Aktentasche, beide in Regenmänteln. Wim trug denselben Dufflecoat wie beim letzten Mal. Im Vergleich zu ihm sahen die anderen Leute aus, als wären sie schwarzweiß und er in Farbe. Im ersten Moment bemerkte er mich nicht, und dann machte der kahlköpfige Mann ein großes Tamtam darum aufzustehen, damit ich mich setzen konnte, und Wim lächelte und stand an seiner Stelle auf. Es war komisch, wie schüchtern wir in der Gegenwart des anderen waren. Es war das erste Mal, dass wir seit Samstag miteinander allein waren, und ganz allein waren wir ja nicht, da waren noch andere, aber die zählten nicht. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, und wenn er es wusste – und das sollte er eigentlich, schließlich hat er viel mehr Erfahrung –, zeigte er es nicht.
    Der Zug kam, Leute stiegen aus, und wir stiegen ein. Es gab nur zwei Wagen, und die waren wieder voller Leute aus Nordwales mit ihrer komischen Singsangstimme und den ja/nein-Fragen. Wir fanden zwei Plätze nebeneinander, weil eine nette Frau sich auf einen Platz gegenüber setzte. Allerdings konnten wir uns nicht richtig unterhalten, wegen ihr und wegen dem sichtlich bekümmerten jungen Mann neben ihr, der eine Katzenbox auf dem Schoß hatte. Die Katze schrie andauernd, und er versuchte sie zu beruhigen. Es muss furchtbar sein, eine Katze mit dem Zug zum Tierarzt zu bringen. Aber vielleicht zog er ja auch um. Außer der Katze hatte er nicht viel dabei, aber das hatte vielleicht gute Gründe. Oder vielleicht musste er die Katze weggeben und fuhr zu ihrem neuen Zuhause. Aber dann würde er wahrscheinlich weinen, und das tat er nicht. Das Seltsame an dem Mann mit der Katze war, dass Wim ihn überhaupt nicht bemerkte. Als ich etwas über ihn sagte, nachdem wir in Shrewsbury ausgestiegen waren, wusste er nicht, wovon ich rede.
    Ich glaube nicht, dass Wim oft nach Shrewsbury fährt, obwohl es doch so nah ist. Er wusste nicht, wo irgendwas war. Er wusste nicht, dass es im Owen Owens eine Buchhandlung gibt. Ich musste erst zur Akupunktur, also ließ ich ihn in einem Café – einer funkelnden Kaffeebar ganz aus Chrom und Glas –, nachdem er die nette Nische verschmähte, in der ich das letzte Mal gesessen hatte, weil es da keinen richtigen Kaffee gab. Vor Samstag hatte ich nicht einmal gewusst, dass es anderen Kaffee gibt als Nescafé (oder Maxwell House, aber das ist dasselbe), granulierter Kaffee, den man mit kochendem Wasser aufgießt. Irgendwie seltsam, darum ein so großes Getue zu machen.
    Die Akupunktur

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