In einer anderen Welt (German Edition)
jemand in einer Zukunft, in der sie sich zur dunklen Königin Liz aufgeschwungen hat, und sie wirken die Magie, damit wir uns ihr entgegenstellen und die Welt retten. Na ja, das fände ich jetzt nicht so schlimm, auch wenn mir die Vorstellung, eine Marionette zu sein, ebenso wenig gefällt wie die Vorstellung, die Fäden in der Hand zu halten.
Ich habe Opa und Tantchen Teg geschrieben, dass ich an Weihnachten nicht kommen kann, aber dann nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag, denn vorher fahren keine Züge. Ich habe Daniel geschrieben, vor allem über den Buchclub und was alle gesagt haben.
Montag, 10. Dezember 1979
Klassenarbeiten. Heute Vormittag Chemie und heute Nachmittag Englisch. Nicht so viel Zeit wie sonst für die Bibliothek, ich schreibe das, während die anderen Hausaufgaben machen. Die Klassenarbeiten hatte ich irgendwie vergessen, oder vielmehr nicht vergessen, ich habe schon darauf gelernt, nur dachte ich, es wäre noch länger hin. Egal. Chemische Formeln hinkritzeln und über Dickens palavern kann ich im Halbschlaf.
Dienstag, 11. Dezember 1979
Klassenarbeiten. Mathe und Französisch.
Mittwoch, 12. Dezember 1979
Also habe ich mich gestern nach dem Abendessen abgemeldet, um zum Clubtreffen zu fahren (ich musste meine Erlaubnis vorzeigen), und den Bus in den Ort genommen. Es war seltsam, so alleine in der Dunkelheit. Im Bus saßen nur zwei Leute, eine fette Frau in einem grünen Mantel und ein alter Mann mit einer Stoffmütze. Normalerweise ist der Bus immer voller Mädchen aus Arlinghurst. In meiner Uniform und der albernen Mütze kam ich mir vor wie ein bunter Hund. Ich war ein wenig später dran als letzte Woche, kam aber trotzdem pünktlich. Janine traf kurz nach mir ein und setzte sich neben mich. Die Jungs, Pete und Hugh, gesellten sich zu uns.
Es waren die gleichen Leute da wie beim letzten Mal, nur Wim nicht. Halb erwartete ich, dass er später kommen würde, aber er kam überhaupt nicht.
Brian hat das Treffen geleitet. In erster Linie wollte er darüber reden, was für eine unglaubliche Bandbreite Robert Silverberg hat, was ja auch stimmt. Aber seien wir ehrlich – manches davon ist einfach nur runtergeschrieben. Es macht trotzdem Spaß, aber man kann Schatten über den Sternen nicht neben Es stirbt in mir stellen und es ernst nehmen. Hugh hatte bisher noch nichts von Silverberg gelesen, und für das Treffen hatte er sich Zeitpatrouille und Voyage to Alpha Centauri vorgenommen. »Ihr sagt immer, ›lies dies und lies das‹, aber ich kann nur lesen, was im Regal steht«, erklärte er. »Und nach der zufälligen Auswahl, die ich dort vorgefunden habe, werde ich mir wohl nicht die Mühe machen, noch mehr zu lesen.«
Mir gefällt Zeitpatrouille , aber ich habe eben auch eine Schwäche für Zeitreisegeschichten. Eines der ersten SF-Bücher, die ich gelesen habe, war Hüter der Zeiten . (Es hat etwas für sich, in alphabetischer Reihenfolge vorzugehen.) Trotzdem konnte ich verstehen, was er meinte. Alle stimmten darin überein, dass Silverberg sehr vielseitig ist, und dann redeten wir darüber, welches seine besten Bücher sind, und Keith erwähnte Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 , und wir diskutierten eine halbe Ewigkeit über das Thema Überbevölkerung in diesem Roman und in Morgenwelt und in New York 1999 und darüber, ob das wirklich ein Problem ist oder nicht, und ob Brunner recht hat, der sie als etwas Schreckliches darstellt, oder Silverberg, der die Meinung vertritt, die Menschheit würde damit schon klarkommen. Es war wirklich klasse! Im Unterschied zu Harriet letzte Woche hat Brian uns nicht immer wieder darauf hingewiesen, wir sollten beim Thema bleiben, und das Witzige war, dass Harriet sogar am häufigsten vom Thema abwich und sich über irgendwelche anderen Dinge ausließ.
Ich habe versucht, nicht zu viel zu reden, aber wahrscheinlich ist es mir nicht gelungen.
»Wollen wir uns nächste Woche treffen?«, fragte Greg. »Oder erst wieder nach Weihnachten.«
»Wir sollten uns treffen, aber wie wäre es mit einem weihnachtlichen Thema?«, schlug Harriet vor.
»Dazu fällt mir Wintersonnenwende ein«, sagte Hugh. »Das ist ein Fantasy-Roman und gleichzeitig ein Jugendbuch, aber es geht darin auch um Weihnachten.«
»Gute Idee – möchtest du die Diskussionsleitung übernehmen?«, fragte Greg.
Alle sahen Hugh an, und in dem Moment wurde mir etwas klar: Sie nahmen ihn alle ernst, obwohl er erst fünfzehn war. Sie ließen ihn nicht nur an den Treffen teilnehmen, sondern
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