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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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Weg. Darüber steht etwas in den Vier Quartetten – mal sehen, ob ich die Stelle finde, wenn ich das Buch habe.
    Meines Wissens gibt es keine einfachere Form von Magie, als Leute dazu zu bringen, dass sie tun, was man will, mit Dingen, die das auch tun wollen. Sie kaufen ihm seine Kleider. Sie kaufen ihm seine Schuhe. Sie kaufen ihm Gläser und Whisky. Ihnen gehören das Haus und die Möbel. Er möchte den Whisky trinken, und der Stuhl und das Glas wollen das auch, und natürlich ist nichts einfacher, als ihn dazu zu bringen, dass er zu viel trinkt und mich dann nicht zum Bahnhof fahren kann. Daran ist nur merkwürdig, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. Aber ich weiß nicht, was ich dagegen hätte tun sollen, ohne Magie, einmal abgesehen davon, dass das keine gute Idee gewesen wäre – das mache ich nicht, selbst wenn sie es tun. Wenn er sie schon immer geliebt hat, wenn er ihnen dankbar ist, tun sie alles, um daran festzuhalten. Wahrscheinlich haben sie im Laufe der Jahre immer mehr kleine Dinge getan, wobei sie ihm bestimmt nicht wehtun wollten, aber sie haben einfach nicht losgelassen, sondern ihn mit ihren magischen Spinnweben gefesselt, damit er bleibt. Er macht, was sie sagen, ohne eigenen Willen. Es bräuchte etwas sehr Mächtiges, um ihn da rauszuholen.
    Armer Daniel. Er ist nur dann frei, wenn er bei Sam ist und bei seinen Büchern. Es ist schwer, mit Büchern Magie zu wirken. In je größerer Stückzahl etwas produziert wurde, umso weniger ist es als Einzelstück magisch aufgeladen; stattdessen nimmt es teil an der Magie des Ganzen. Massenproduktion bringt auch Magie hervor, aber sie ist dünn gesät und schwer zu fassen. Vor allem bei Büchern, denn Bücher als Gegenstände sind nicht das, was Bücher sind , das ist nicht das Wichtige an ihnen, und Magie ist auf Gegenstände angewiesen, meistens jedenfalls. (Ich hätte die Karass-Magie niemals wirken dürfen, ich hatte ja keine Ahnung, was ich da tat, und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr wird mir das klar. Allerdings tut es mir nicht wirklich leid, denn Menschen zu haben, mit denen man reden kann, ist mehr wert als Rubine, mehr als alles, aber ich weiß, dass ich es nicht getan hätte, wenn ich weiser gewesen wäre. Oder weniger verzweifelt.)
    Anthea hat mich zum Bahnhof gefahren. Ich weiß, dass es Anthea war, weil sie es mir gesagt hat, andererseits wäre es ihr auch ein Leichtes gewesen zu lügen. Für Zwillinge ist das kein Problem. Ich weiß, wovon ich spreche. (Ich wüsste gerne, ob Daniel sie mit Sicherheit auseinanderhalten kann. Ich sollte ihn danach fragen.) Die beiden anderen sind zu Hause geblieben, um ein Auge auf ihn zu haben, glaube ich. »Daniel hat heute Morgen einen kleinen Kater«, hat eine von ihnen mit einem Lächeln gesagt, als sie den Ständer mit dem widerlich kalten Toast auf den Frühstückstisch gestellt hat. »Also wird dich Anthea zum Bahnhof fahren.«
    »Ich lasse mir die Ohren nicht durchstechen«, sagte ich und legte wieder meine Hände darauf.
    »Nein, mein Schatz. Vielleicht nimmst du ja Vernunft an, wenn du älter bist.«
    Im Auto redete Anthea nicht darüber, dass ich mir die Ohren durchstechen lassen sollte. Ich habe ihr gut gelaunt von der Schule erzählt, von Arlinghurst und den Präfekten und den Häusern, und habe mir größte Mühe gegeben, den Eindruck zu erwecken, ich hätte mich ganz von selbst in eine »nette Nichte« verwandelt, ohne dass es dazu der Magie bedurfte. Das war nicht einfach, denn natürlich habe ich das bisher nicht getan, also hätte ich vielleicht ganz langsam damit anfangen sollen, wenn ich wollte, dass sie mir glaubten, anstatt mich gleich wie Lorraine Pargeter zu benehmen. Anthea fährt ein silbernes Auto, etwa mittelgroß, was für eine Marke, weiß ich nicht – wenn ich wirklich eine nette Nichte wäre, hätte ich nachgeschaut, um sie mit den anderen zu vergleichen, wenn ich wieder in der Schule bin. Die Sitzpolster sind mit Leder bezogen, und es ist viel neuer als Daniels Wagen. In der Sonnenblende auf der Beifahrerseite ist ein Spiegel. Mit dem Auto bin ich schon mal gefahren, als wir alle einkaufen waren, aber da saß ich immer hinten. Mir ist aufgefallen, dass sie abwechselnd fahren und abwechselnd auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Sie sind wirklich seltsam. Dabei gibt es so viele Dinge, die sie tun könnten. Sie könnten etwas gegen das Ulmensterben unternehmen. Oder um die Welt reisen.
    Als wir in Shrewsbury eintrafen, fuhr sie nicht direkt zum Bahnhof, sondern

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