In einer heißen Sommernacht
nicht Ihr Patient.«
» Aber er wohnt unter meinem Dach. Ich kann nicht einfach wegschauen, wenn er starke Schmerzen hat.«
» Rufen Sie mich an, sobald er Beschwerden hat. Sie können zu jeder Tages- und Nachtzeit nach mir schicken. Zögern Sie nicht, egal, wie laut David protestiert.«
» Das werde ich.«
» Er wird es nämlich immer verharmlosen.«
» Seine Einwände werden auf taube Ohren stoßen.«
» Gut.«
Sie brachte den Doktor zur Tür und hakte das Fliegengitter auf. Er blieb auf der Schwelle stehen und blickte sie reumütig an. » Das ist eine zusätzliche Belastung für Sie, Mrs Barron. Ich hätte David nicht zu Ihnen bringen dürfen. Ich bedaure inzwischen, dass ich das getan habe.«
Das Haus des Doktors war vom Lärm seiner zwei lebhaften Söhne erfüllt. Seine Patienten klingelten ihn jede Nacht aus dem Bett. Täglich kamen Leute in die Praxis mit offenen Wunden oder Knochenbrüchen, Frauen mit Frühwehen, Kinder mit Beschwerden, angefangen von harmlosen Halsentzündungen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheiten. Ella glaubte, dass der Doktor Mr Rainwater nicht zu ihr gebracht hatte, um sich vor der Verantwortung zu drücken, sondern damit sein Verwandter einen ruhigeren Ort zum Leben hatte.
In der Hoffnung, seine Schuldgefühle zu lindern, versicherte Ella ihm, dass Mr Rainwater ein tadelloser Untermieter sei. » Er ist rücksichtsvoll und bei den anderen im Haus beliebt. Er hat außerordentlich viel Geduld mit Solly. Er ist sogar hilfreich.« Sie wollte es gerade erläutern, überlegte es sich aber anders. » Mr Rainwater tut alles, um mir nicht zur Last zu fallen.«
» Ich hoffe, er wird nie eine werden.« Der Arzt setzte seinen Hut auf und begann, die Verandastufen hinunterzugehen, als er plötzlich stehen blieb und sich umdrehte. » Andererseits, Mrs Barron, gibt es niemanden, dem ich ihn lieber anvertrauen würde.«
Sie klopfte an seine Tür. » Darf ich hereinkommen?«
» Bitte.«
Er saß auf dem Stuhl am Fenster und beobachtete, wie der Doktor wegfuhr. » Was hat Murdy zu Ihnen gesagt?«
» Er hat mir vorgeschlagen, dass ich hochgehe und Ihr Bett neu beziehe.«
Er wandte den Kopf zu ihr und sah, dass sie frische, gefaltete Bettwäsche in den Händen trug. » Ich bezweifle, dass Sie tatsächlich darüber gesprochen haben.«
» Mir ist vorhin aufgefallen, dass Sie frische Bettwäsche brauchen könnten.«
» Riecht es so schlimm hier? Murdy hat mir geholfen, mich zu waschen und ein frisches Hemd anzuziehen, aber ich hätte mir denken können, dass mein Krankenlager Ihren Ansprüchen nicht standhält.«
Ella wollte über den kleinen Seitenhieb schmunzeln, als sie die garstig aussehende Spritze entdeckte. Sie lag auf der Kommode neben einem kleinen schwarzen Lederbeutel, der die Ampullen mit dem Schmerzmittel enthielt, wie sie vermutete.
Seine Augen folgten ihrem Blick. » Murdy versucht, einen Suchtkranken aus mir zu machen.«
» Er möchte nicht, dass Sie unnötig leiden.«
Er sah mit Widerwillen auf die Spritze, dann wandte er den Kopf und schaute wieder aus dem Fenster. Ella nahm dies als Stichwort, das Thema zu beenden, und machte sich daran, das feuchte, zerwühlte Laken von der Matratze abzuziehen.
» Ich würde Ihnen gerne meine Hilfe anbieten, aber von Murdys Schmerzmittel bin ich ein wenig benommen.«
» Ich beeile mich, dann können Sie sich wieder ins Bett legen.«
» Lassen Sie sich Zeit. Ich habe die ganze Nacht und den ganzen Tag im Bett verbracht. Ich habe keine Lust, mich wieder hinzulegen. Lieber genieße ich die Aussicht hier.« Nach einem Moment fuhr er fort: » Ich betrachte gerade die Pappel auf der anderen Straßenseite. Als ich ein kleiner Junge war, bin ich immer auf eine Pappel geklettert, die genauso hoch war. Eines Tages, ich war ungefähr ein Drittel hochgeklettert, begegnete mir ein Waschbär. Er hatte Schaum vor dem Maul. Ich hatte die Wahl, entweder herunterzuspringen oder gebissen zu werden. Ich habe mir den Arm gebrochen.«
» Besser, als die Tollwut zu bekommen.«
Er stieß ein leises Lachen aus. » Ich habe nicht groß überlegt. Das Ding hat mich angefaucht und mir eine Höllenangst eingejagt. Meine Eltern lobten mich hinterher für meine geistesgegenwärtige Reaktion, aber in Wahrheit hatte ich so viel Panik, dass ich vom Baum gefallen bin. Es ist ein Wunder, dass ich mir nicht den Hals gebrochen habe.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln. » Sind Sie jemals wieder auf diesen Baum geklettert?«
» Ja, sobald mein Arm verheilt war. Das
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