In einer heißen Sommernacht
Laden, worüber sie froh war, weil sie keine Zeugen für dieses Zusammentreffen haben wollte. Gleichzeitig verursachte es ihr Unbehagen und auch ein wenig Angst, dass sie mit Conrad alleine war, nachdem Mr Randall sich zurückgezogen hatte.
Als sie an ihm vorbeigehen wollte, sagte er: » Hey, du hast deine Getränke vergessen.«
» Ich habe es mir anders überlegt.«
» Ach, komm, Ella, sei nicht so.« Er hakte ihren Arm bei sich ein, woraufhin sie ihn sofort wegriss. Er lachte. » Was ist los? Keine Zeit, um mit einem alten Freund zu plaudern?«
» Heute nicht. Ich muss nach Hause.«
» Kochst und putzt du immer noch für andere Leute?«
» Ich betreibe mein Geschäft.«
» Nennt man heutzutage das Bettenmachen und Bodenwischen so? Ein Geschäft betreiben?« Er schnaubte spöttisch. » Du bist zu gut für so etwas, Ella. Sehnst du dich nicht nach etwas Besserem?«
» Nein.«
» Doch– wetten?«, sagte er in schleppendem Ton.
Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, aber er machte schnell einen Schritt zur Seite und versperrte ihr den Weg. » Lass mich durch, Conrad.«
» Hast du jemals wieder was von deinem jämmerlichen Ehemann gehört?«
Wieder versuchte sie, an ihm vorbeizukommen, aber er war zu schnell für sie, vor allem, da sie Solly im Schlepptau hatte.
» Er ist einfach abgehauen, nicht wahr? Wegen des Jungen hier. Schätze, er konnte es nicht verwinden, dass sein Sohn der Dorftrottel ist.«
Ella kochte innerlich, während sie sich zu Solly herunterbeugte, der durch Conrad hindurchsah.
» Was ist eigentlich mit ihm los?« Conrad wedelte mit der Hand vor Sollys Gesicht und rief mit Fistelstimme: » Ju-hu! Jemand zu Hause?«
» Hör auf damit!« Ella versuchte, Conrad zur Seite zu schieben, aber genauso gut hätte sie einen Eisenbahnwaggon zur Seite schieben können. Er schnappte ihre Hand und presste sie fest gegen seine Brust. Sie wand sich, um sich loszureißen, aber er hielt ihre Hand fest umklammert. » Lass mich los!«
Er kicherte über ihre nutzlosen Anstrengungen und sagte: » Du warst schon immer aufsässig, Ella. Das gefällt mir an dir. Selbst dein abtrünniger Ehemann konnte dir das nicht austreiben, nicht wahr? Trotzdem, schade um den Jungen. Jetzt, wo ich ihn aus der Nähe gesehen habe, zeigt sich wieder, dass man nicht alles glauben darf, was man so hört. Ich habe nämlich gehört, dass er ständig s-s-sabbert und sich in die H-h-hosen sch-sch-scheißt.«
» Sie sollten wirklich etwas gegen Ihr Stottern tun, Mr Ellis.«
Mr Rainwater schob die Fliegengittertür zum Laden auf und spazierte herein. Ella stieß fast einen erleichterten Schrei aus, als sie ihn erblickte. Conrad ließ ihre Hand los und fuhr herum, um zu sehen, wer ihn beim Schikanieren störte.
» Guten Tag, Mrs Barron.« Mr Rainwater lüftete kurz seinen Hut, bevor er näherkam und sich geschickt zwischen sie und Conrad drängte.
Ihre Blicke trafen sich. Mit Mühe brachte Ella ihren Atem unter Kontrolle. » Mr Rainwater.«
» Margaret hat mir gesagt, dass Sie in der Stadt sind. Ich hatte etwas zu erledigen, also dachte ich, ich fange Sie ab und biete Ihnen an, Sie und Solly nach Hause zu fahren.«
» Das ist sehr freundlich von Ihnen. Vielen Dank.«
Er breitete den Arm aus, um sie zur Tür zu geleiten und von Conrad wegzubringen.
Aber dieser wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. Er legte die Hand auf Mr Rainwaters Schulter und veranlasste ihn, sich umzudrehen. » Hey, ich habe von Ihnen gehört.«
» Ich habe auch von Ihnen gehört.«
» Was ich gehört habe, gefällt mir nicht besonders.«
Mr Rainwater lächelte freundlich. » Dann haben wir das auch gemeinsam.«
Conrad brauchte mehrere Sekunden, um die Botschaft zu verarbeiten. Als er sie verstanden hatte, verengten sich seine Augen zu boshaften Schlitzen, und sein Feuermal verdunkelte sich vor Zorn. » Sie sind Ellas neuer Untermieter.«
» Ich bewohne ein Zimmer in ihrem Haus, ja.«
Conrad stieß ein höhnisches Kichern aus und fragte in verschlagenem Ton: » Und was haben Sie hier verloren?«
Mr Rainwater blieb stumm wie ein Fisch, obwohl Ella die vertraute Anspannung in seinem Gesicht beobachten konnte. Conrad brachte mindestens einen Zentner mehr auf die Waage als Mr Rainwater, der aber trotzdem nicht das geringste bisschen eingeschüchtert wirkte. » Bitte, treten Sie zur Seite, Mr Ellis. Wir möchten jetzt gehen.«
Conrad hob beide Hände, als würde er sich ergeben. » Sicher, sicher. Ich wollte nur Ella und ihrem schwachsinnigen
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