In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

handelt sich nicht um eine Waffe.« Und er erklärte seine Theorie, wobei er Quinn beobachtete, wie sie bleich wurde, während er seine Zweifel erläuterte.
    »Ach Mist«, fluchte sie leise. »Der Chief wird begeistert sein.«
    »Könnte ich noch einmal einen Schritt zurückgehen?«, fragte O’Hare. »Bleibt, wenn wir die Sache diagnostisch betrachten, wie Sie sagen, und gruppenweise, nicht nur beim letzten Opfer ein Hinweis auf die Identität des Vergewaltigers? Und es gibt niemals einen physischen Beweis, der uns zur Identität des Cleveren führen könnte?«
    Wieder nickte Batten. »Das wäre meine Arbeitshypothese. Im Grunde sagt ein intelligenter Mensch einem Dummen, was er tun soll.«
    »Könnte der Clevere also zum Beispiel impotent sein und deshalb den anderen als Ersatzvergewaltiger benutzen? Wenn er ihn dann nicht mehr braucht, legt er eine Spur, die seine Täterschaft beweist, und tötet ihn? Oder glauben Sie, der Vergewaltiger wird zur Strafe getötet, weil er versehentlich Beweise hinterlassen hat, die eine Verbindung zwischen Opfer und Täter herstellen?«
    »Im Augenblick kann ich das noch nicht sagen«, meinte Batten und wirkte leicht erschüttert. »Beide Szenarios verfügen über Merkmale, die zu einem Narzissten passen können. Aber im Moment gehen wir einen Schritt zu weit. Nach meinem Gespräch mit Adrian Wood habe ich festeren Boden unter den Füßen, um mit den anderen Opfern zu reden. Morgen fangen wir damit an, die jeweiligen Gruppen zu untersuchen, nehmen die letzten Opfer jeder Gruppe und schicken sie durch meinen Computer.«
    Es gab zustimmendes Murmeln.
    »Okay, ich habe eine Frage«, sagte Quinn. » DS Lambie. Warum ist er eigentlich nicht dabei? Was glauben Sie, hat er vor?«
    Batten sagte: »Ich mache mir seinetwegen Sorgen. Er hat immer nach der Person gefahndet, die Emily überfallen hat – daraus macht er kein Geheimnis. Er gehört zum ursprünglichen Ermittlungsteam. Möglicherweise hat er über die Jahre eine Art von Beziehung zu Whytes Mutter aufgebaut und wusste über Whytes Rückkehr Bescheid.«
    »Aber Mum hätte darüber schweigen müssen. Innerhalb der Familie jedenfalls«, meinte Costello.
    Alle dachten kurz nach.
    Batten sagte: »Lambie ist ein kleines Rad in einer riesigen Maschinerie, die sich nicht vorwärtsbewegt. Also hat er das Gesetz vielleicht in die eigenen Hände genommen. Wäre ja nicht das erste Mal.«
    »Ich hatte schon gehofft, Sie würden ausgerechnet das nicht vorbringen«, sagte Quinn. »Ich traue Lambie nicht vollkommen über den Weg. Das trifft auch für DCI Yorke zu. Glauben Sie, er hat Whyte ermordet? Wirklich?«
    Browne und Costello hörten auf zu kauen.
    »Nein. David ist ein … netter Kerl«, murmelte Costello und fügte trotzig hinzu: »Wie soll er denn die Schlüssel für die Clarence Avenue bekommen haben?«
    »Kein großes Problem, Costello. Er ist Polizist. Er kennt sich mit Betrug aus. Man schickt jemanden zu einer Besichtigung, dann lässt man die Schlüssel später noch einmal holen, nur für zehn Minuten, um etwas auszumessen. Bannon hat jede Menge Objekte, um die er sich kümmern muss, und angesichts der Kreditkrise – vermutlich würde er sich später nicht mehr dran erinnern, wenn wir ihn fragen. Lambie hätte also die Schlüssel bekommen und nachmachen können.«
    »Aber nachdem wir Stephen Whyte aufgehängt gefunden haben, müsste er doch glücklich sein. Emilys Vergewaltiger ist tot, der Ehre ist Genüge getan.«
    »Trotzdem ist er nicht zufrieden, oder?«, sagte Batten.
    Quinn warf ein: »Nein, er ist jetzt in unserer Kommission, kann uns im Auge behalten und wartet ab, bis wir den richtigen Mörder finden.«
    »Lambie ist sehr stark persönlich involviert«, meinte Batten. »Er glaubt, er sei selbst in die Sache verwickelt, obwohl das gar nicht stimmt. Jedenfalls wissen wir nicht, wie.«
    »Wyngate gräbt danach, doch bisher hat er nur herausgefunden, dass Lambie als junger Beamter an Emilys Fall gearbeitet hat, mehr nicht«, sagte Quinn.
    »Sagen Sie Wyngate, er solle weiter graben. Lambie muss man als ewigen Sucher nach der Wahrheit betrachten. Er will als der große Held gesehen werden – sie werden mich bejubeln, ganz bestimmt! « Batten stach mit der Gabel in die Luft.
    »Oder als Bürger mit Gerechtigkeitssinn, der Abschaum wie Whyte vom Antlitz der Erde tilgt?«, stimmte Anderson zu.
    »Sie haben sich schon einmal geirrt, Dr. Batten«, warnte O’Hare leise.
    »Aber nur für den Fall, dass ich diesmal richtigliege, denke