In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
und nicht so aussah, als würde er die Zimmersuche heute noch in Angriff nehmen. Anderson fragte sich, wie Costello nach Hause kommen sollte. Dann bemerkte er, dass sein Glas nachgefüllt wurde. O’Hare klopfte ihm auf die Schulter, die Anerkennung des Umstands, dass Anderson zu müde zum Aufstehen war.
Er schloss die Augen. Die Stimmen verzogen sich in den Hintergrund, bis Stille herrschte, abgesehen vom leisen Zischen des Gaskamins und vom tiefen Ticken einer Uhr irgendwo in der Wohnung, und dazu kam der Lärm, den Quinn in der Küche mit den Tellern verursachte.
O’Hare zog die Gardine zurück und sah aus dem Fenster. Ein Streifenwagen wendete, ehe er davonfuhr, und eine Frau kam seine Einfahrt herauf. Er ließ den Blick die Straße entlangwandern; er kannte jeden Wagen draußen außer dem kleinen weißen Lieferwagen, der an der nächsten Ecke stand. Das Wölkchen am Auspuff verriet, dass der Motor lief. O’Hare zog die Gardine zu und ging, um die Haustür zu öffnen.
Anderson hörte, wie er jemanden eher förmlich begrüßte, den er nicht so gut kannte wie die anderen, und dann trat Gillian Browne ein. Sie warf Costello einen leicht panischen Blick zu, der verkündete, dass sie keine Ahnung hatte, was hier eigentlich vor sich ging.
»Setzen Sie sich doch, Gillian«, meinte Costello. »Wir warten auf die DCI , die uns das Essen servieren will. Kennen Sie sich schon?« Sie deutete auf Batten.
»Ja, wir haben vorhin eine Stunde auf dem Revier verbracht. Mick hat Wyngate und mir eine Liste von Akten und Fotokopien erstellt, die er gern zur Einsicht haben möchte, ohne dass DS Lambie oder DS Mulholland etwas davon mitbekommen.«
»Und, hat das geklappt?«, erkundigte sich Batten.
»Natürlich. Ich habe alles dabei. DS Mulholland ist viel zu sehr mit seinem Computer beschäftigt, um mir auch nur die mindeste Aufmerksamkeit zu widmen. Manchmal zahlt es sich aus, das Dummerchen zu sein.«
»Ihrer Karriere hat das auch noch nicht geschadet, oder, Costello?«, meinte Anderson mit halb geschlossenen Augen.
Quinn kam herein und trug eine Schürze über ihrem Designerkostüm und ein Tablett mit Papadams, scharfen Zwiebeln, Pakoras, Samosas und bunten Soßen.
Costello fiel auf, dass Browne noch immer in ihrem Anorak dastand und nicht sicher war, ob sie bleiben oder gehen sollte.
»Setzen Sie sich doch zu uns«, bot O’Hare an.
»Oh, ich dachte, das wäre nur für das Team. Ich wollte nur den Kram abliefern …«
»Sie gehören doch zum Team«, meinte O’Hare. »Also setzen Sie sich.«
Einige Augenblicke lang herrschte hungriges Durcheinander, als man sich die Teller füllte, Löffel hin und her reichte, Naan-Brot zerriss und Reis auf dem Teppich verstreute.
»Darf ich etwas Kluges sagen?«, fragte Costello.
»Das wäre eine Premiere.«
»Ernsthaft: Im Barochan Moss ist mir aufgefallen, dass Fußstapfen auf dem festen Pfad kaum eine Spur hinterlassen. Alles überfriert einfach wieder. Aber auf dem gefrorenen Gras bleiben sie sichtbar. Ich denke, der Kerl ist auf dem Pfad geblieben – er ist nicht quer über das Gras gegangen und ist nicht herumgelaufen. Daher stammen diese Fußabdrücke vermutlich alle von Itsy.«
»Und es gibt noch eine Stelle, wo man Fußabdrücke nicht sieht«, meinte Anderson nachdenklich. »In dem erst kürzlich gefällten Bereich nah am Wäldchen mit den kleinen Stümpfen. Der Frost hält sich nicht so gut auf den Zweigen und der Rinde.«
»Ich schicke die Laborjungs morgen noch mal hin, vielleicht können sie unter ähnlichen Bedingungen Tests machen. Einfach nur, um zu überprüfen, ob möglicherweise eine zweite Person da gewesen sein könnte, ohne offensichtliche Spuren zu hinterlassen. Ach, Dr. Batten, was haben Sie für uns?« Quinn eröffnete die Besprechung.
Batten winkte mit einem Stück Huhn am Ende seiner Gabel. Browne reichte ihm eilig eine Papierserviette. »Danke. Zunächst der Überblick – ein ungelöster Fall, an dem ich arbeite, die Vergewaltigung von Abigail McGee. Bei Lothian & Borders glaubt man, ein Nachtportier namens Adrian Wood sei der Schuldige. Er sitzt in Saughton wegen einer ähnlichen Vergewaltigung. Beide Überfälle folgten dem gleichen Modus Operandi, ein Geräusch wie von einer Waffe, Augenbinde, Mundverletzung, Kopfverletzung. In akademischen Kreisen kann man kundtun, dass man ein besonderes Interesse an bestimmten psychiatrischen Phänomenen hat, und der für Adrian Wood zuständige Psychologe hat vorgeschlagen, ich solle mich mal mit dem
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