In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Gespräch mit dem Verdächtigen beiwohnen durfte. Batten setzte sich und stellte sich Wood vor, wobei er die Gründe für Andersons Gegenwart nur vage andeutete. Anderson hatte im Wagen seine Warnung bekommen: Gleichgültig, was passiert, machen Sie einfach mit.
Batten lächelte Wood an, aber das Lächeln drang überhaupt nicht bis zu dem Häftling vor. »Ich habe mir etwas zu essen mitgebracht. Ich hoffe, es stört Sie nicht, aber ich hatte noch gar keine Zeit.« Er wickelte ein Ciabattabrötchen mit frischem Salat und Thunfisch aus der Folie, dann nahm er den Deckel von seinem Kaffee und trank einen Schluck.
Wood rutschte auf seinem Sitz hin und her.
»Oh, möchten Sie auch eins? Ich habe zwei gekauft. Eins für DI Anderson, aber wir können auf dem Rückweg anhalten und ihm ein neues besorgen. Das würde ihm nichts ausmachen.« Batten biss von seinem Brötchen ab, ließ den Salat im Mundwinkel knacken und machte Wood Appetit. »Wirklich gut.«
Er schob Wood das Brötchen zu, der die Folie oben öffnete und daran schnüffelte.
»Italienisch. Hier gibt es einen guten Feinkostladen in der Nähe.«
»Warum sind Sie hier?« Wood zupfte wählerisch ein Stück Tomate heraus und legte es auf die Folie. Dann riss er sich mit dem Mund einen Bissen ab, und der Speichel rann ihm über das Kinn. »Ich sitz meine Zeit ab.«
»Lebenslang, Kumpel. Hätten Sie nicht Lust, ein bisschen früher wieder draußen zu sein? Wir könnten vielleicht etwas für Sie tun, wenn Sie uns behilflich sind.«
»Nee«, entgegnete Wood, ohne zu zögern.
»Warum denn – lockt Sie draußen nichts? Niemand, der auf Sie wartet?«
Der Hauch eines Lächelns huschte über Woods Gesicht.
»Das Problem, das wir haben, ist folgendes: Sie sitzen hier drin, aber draußen setzt jemand die Vergewaltigungen und Verstümmelungen fort.«
»Und?«
»Und zwei Dinge könnten passieren. Das Beste wäre, Sie bleiben hier drin. Das Schlimmste wäre, Sie kämen raus.«
»Hä?«
»Ihr Freund? Der Mann, der den Wagen gefahren hat?«
»Ich bin selbst gefahren.«
»So treu zu sein kann ein großer Fehler sein. Sie schulden ihm nichts. Er ist draußen und hat sich einen anderen gesucht, um den zu ersetzen, den er sich nach Ihnen geholt hat.«
Achselzucken.
»Verstehen Sie, Adrian, Aidey? Sie bedeuten ihm gar nichts, Sie waren nur ein Experiment.«
Wood schenkte ihm ein zahnloses Lächeln, und die Narbe an der Lippe bekam plötzlich einen Sinn.
»Ich finde es interessant, dass Sie hier sitzen und gar nichts über ihn sagen. Ich habe keine Ahnung, wer Ihr Freund ist, aber ich weiß, was er ist.«
Wieder lächelte Wood, ein seltsames hässliches Lächeln, das die Narbe unter der Nase beben ließ.
Anderson fiel auf, dass Batten zögerte, ehe er fortfuhr.
»Ich glaube, er weiß etwas über Sie, für das er Sie eigentlich hassen sollte. Trotzdem verabscheut er Sie nicht, oder? Er mag Sie deswegen sogar, hat Sie gelobt. Eigentlich war er die einzige Person in Ihrem Leben, die Sie je ernst genommen hat. Denn, Adrian, machen wir uns nichts vor, Sie sind ziemlich dumm, oder? Unglücklicherweise für Sie weiß Ihr Freund das, und er weiß, wie man das ausnutzen kann. Schließlich sitzen Sie und sind bereit, hier für ihn zu verrotten. Wie lange ist es her – fünf Jahre? Und wenn ich in meinen Bericht schreibe, dass Sie dabei hätten helfen können, weitere Vergewaltigungen zu verhindern, sich jedoch entschieden haben, diese Informationen für sich zu behalten, können Sie sich Ihre vorzeitige Haftentlassung sonst wohin stecken.« Batten biss erneut ab. »Doch wie ich sagte, ist es möglicherweise das Beste für Sie, hier drin zu sein. Solange er draußen ist.« Batten lehnte sich zurück und ließ Wood Zeit, das Gesagte zu verdauen.
Anderson schaute zu, wie sich die winzigen Zahnräder in Woods Hirn langsam drehten, während ein dümmlicher Ausdruck über sein Gesicht zog, die glückliche Erinnerung an etwas.
»Und wenn Sie rauskommen, wird er dies mit Ihnen machen.« Batten legte das Foto von Stephen Whytes aufgeschwollenem Gesicht direkt vor Wood. »Sehen Sie sich den Mund an: mit Sekundenkleber verschlossen. Wir wissen ja beide, was das heißt: Sag kein Wort. Wenn Sie rauskommen, klebt er Ihnen den Mund zu und prügelt Sie mit einem Baseballschläger zu Brei. Und Sie schreien so laut, dass die Haut um Ihren Mund reißt. Wenn Sie dann sterben, werden Sie den Tod begrüßen. Als Belohnung für Ihre Treue, Aidey. Und die Person, die ihm dabei helfen wird, Ihnen
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