Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
Vom Netzwerk:
nacheinander ihre beiden Augen mit leichtem Daumendruck und leuchtete mit der kleinen Taschenlampe hinein, die der Sanitäter ihm reichte. Seine Miene drückte Skepsis aus.
    Der Rettungswagen schwankte. Costello verlagerte das Gewicht auf ihrem wackeligen Platz am oberen Ende der Trage, und das provisorische Röhrchen in der Luftröhre bewegte sich hin und her.
    O’Hare wechselte die Handschuhe, und mit einer Hand drückte er sanft auf das Gesicht des Opfers, so dass der Kopf zur Seite fiel. Costello umfasste das Gesicht und fühlte erneut den zerschmetterten Wangenknochen, der unter ihren Fingern knirschte. Sie wandte den Blick ab, als der Prof bei dem Opfer Mantel und Strickjacke aufmachte und das Top vorn aufschlitzte, dann ein T-Shirt und eine Weste – eine alte Wollweste – aufschnitt und die kleinen hellen Brüste entblößte. Abschließend fummelte er mit Drähten herum, an denen Scheiben befestigt waren, während der Sanitäter eine Wärmedecke aus Folie entfaltete und die untere Körperhälfte des Opfers zudeckte und mit den Armen beschwerte. Die gesteppte Skihose war bis zur Hüfte heruntergezogen, doch von ihrem Platz aus konnte Costello keine Spuren von Gewalt erkennen.
    Nun wurde ihr Blick von einem schmutzigen nassen Fäustling angezogen, der an einer Schnur baumelte, die im Ärmel des Dufflecoats verschwand und im anderen wieder auftauchte. Ihr fielen die Finger ohne Ringe auf, die dreckigen Fingernägel – kurze dreckige Fingernägel …
    »Costello, können Sie sie stillhalten?«, wiederholte O’Hare ungeduldig. Wieder bewegte er ihre Finger und seine und schob sie von der gebrochenen Stelle fort. Sogar durch die Handschuhe waren seine Finger warm und überhaupt nicht kalt, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. O’Hare legte seine Hände unter den Kopf des Opfers, runzelte vor Konzentration die Stirn und behielt dabei immer das Röhrchen im Hals im Blick.
    »Prof, können Sie mir einen Gefallen tun, da Sie die Hände schon dort haben – steht ein Name hinten im Kragen?«, fragte Costello.
    O’Hare nahm die Taschenlampe und leuchtete unter den Hals des Opfers. »Hm. Da steht etwas.« Er legte den Kopf schief, damit er einen besseren Blick bekam. »Handschriftlich. Es heißt I-T …« O’Hare legte den Kopf in die andere Richtung schief. »Da steht Itsy.« Er fuhr zurück. »Verflucht, das ist Itsy Simm. Marita Kennedys Schwester. Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich wusste nicht, dass sie sich so ähnlich sind.« Er schüttelte den Kopf. »Ungewöhnlich.«
    »Kennen Sie die Leute denn?«
    »Iain Kennedy ist ein Freund von mir. Deshalb wollte ich sie ins Western Infirmary bringen lassen«, sagte O’Hare mit gewisser Missbilligung. »Die beiden könnten glatt als Zwillinge durchgehen. Ein Ei ist ja dem andern nicht so gleich als diese zwei Geschöpfe. « Shakespeare, Was ihr wollt.
    »Gott, ich wünsche, ich hätte eine Privatschule besucht …«
    O’Hares Hand schwebte über der faltenlosen marmorweißen Stirn und den feinen goldenen Augenbrauen. »Was wir hier vor uns haben, ist das Wrack eines wunderschönen Gesichts. Und was immer ihre Schwester darstellen mag, Itsy ist die reine Unschuld.«
    Nachdem sie die Autobahn erreicht hatten, rief Costello Anderson an, der nur fauchte: »Ich habe es gehört«, ehe der Empfang weg war. Also versuchte sie es bei Quinn und verfolgte, wie die Stimme der DCI nacheinander sämtliche Emotionen durchspielte: Entsetzen wegen der Ähnlichkeit der Verletzungen, Erleichterung, weil es nicht Marita war, Verzweiflung, weil es Maritas Schwester war, Verärgerung, weil sie möglicherweise die Verantwortung für die falsche Identifizierung übernehmen musste, dann wieder Erleichterung, weil es jemand vom eigenen Team war, der alles richtiggestellt hatte. Es war ein kleiner Trost für sie, dass sich das gesamte Team inklusive O’Hare, der Maritas Mann gut kannte, geirrt hatten. Dazu kam die Erkenntnis, dass jede Verbindung zu Marita, dem Liebling der Boulevardblätter, riesige Medienaufmerksamkeit nach sich ziehen würde.
    »Glauben Sie, der Angreifer hat sich geirrt? Hat er Itsy mit Marita verwechselt?«, fragte Quinn. »Das wäre schließlich nicht ausgeschlossen.«
    »Wer weiß?«, antwortete Costello. »Wir bringen sie direkt in die Chirurgie des Western Infirmary. Dort warten wir, bis ich ihre Kleidung habe, und die bringe ich dann sofort in die Kriminaltechnik.«
    »Gut. Versauen Sie es diesmal nicht wieder, Costello, ja?«
    »Bis jetzt haben wir gar

Weitere Kostenlose Bücher