In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Licht der orangefarbenen Straßenlampe trübte. Er sah Quinns Lexus erst, als der Kühler an Kühler mit seinem Honda stand. Quinn telefonierte, während sie zur Beifahrertür seines Wagens kam, und sie redete unablässig.
»Bei allem gebührenden Respekt, Sir«, sagte sie in einem Ton, der überhaupt nichts von Respekt ahnen ließ, »man wird nicht so alt wie ich, ohne eine Menge Erfahrungen anzuhäufen. Und ja, ich kann etwas einbringen – ich kann mein Team einbringen.« Sie verstummte, als am anderen Ende der Leitung gesprochen wurde, und verdrehte Anderson gegenüber die Augen, als sie in den Wagen stieg. »… Und jetzt haben wir ein weiteres Opfer mit ähnlichen Verletzungen, das ein paar hundert Meter vom Revier entfernt wohnt … Die Frau wurde draußen im Barochan Moss gefunden. Ja, ich weiß, dass es im Bezirk der K-Division liegt, Sir … Im Augenblick weiß ich nur, Sir, dass es einer meiner Beamten war, der das Opfer korrekt identifiziert hat … Ja, und der Verdächtige dieses Namens wurde tot in einem Haus gleich hinter unserem Revier gefunden. Meine Beamten und ich haben bereits Verbindung zur Familie Whyte hergestellt – ungeachtet der Nebensächlichkeit, dass die vorige Ermittlung von der K-Division durchgeführt wurde … Sicherlich … Danke, Sir.«
DCI Quinn seufzte und klappte das Telefon zu. »Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Leiche von Fall eins in der Rechtsmedizin und das Opfer von Fall zwei im Western Infirmary liegen, beide vor unserer Haustür.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Costello hat sich gefragt, warum O’Hare unbedingt darauf beharrt hat«, berichtete Anderson.
»Das liegt doch auf der Hand: O’Hare kennt Donald Corbett sehr gut. Ich glaube, der Prof hat den Fall Emily Corbett nie ganz vergessen. Wenn er da also eine Verbindung entdeckt hat … na, lassen wir es erst einmal dabei.«
»Und wie sieht es aus? Bekommen wir den Fall?«
DCI Quinn zuckte mit den Schultern. »Der ACC der Abteilung Verbrechen ist unterwegs, um sich mit seinem Chef zu besprechen. Sie werden sich bestimmt bald einig sein. Und da es mit Marita zu tun hat, werden sich alle, die eine Entscheidung treffen müssen, vermutlich dreifach absichern. Heutzutage haben alle so viel Angst.«
»Wäre übel, wenn die K-Division ihn bekommt, Ma’am.« Anderson begann mit den behandschuhten Fingern auf das Lenkrad zu trommeln. »Aber Mulholland war auch schon am Tatort.«
»Der Assistant Chief Constable hat sich klar ausgedrückt: Vik hat sich verdient gemacht und ist das öffentliche Gesicht der neuen Polizei. Ja, ich bin mir durchaus bewusst, was Sie denken, aber Sie sind nicht derjenige, der die Entscheidungen trifft. Vik ist klug, attraktiv und charismatisch. Er ist ein unglaublich konzentrierter junger Mann.«
»Und wir sind nicht konzentriert?«
»Sie bestimmt nicht. Sie sitzen hier herum und denken daran, wie es Ihren Kindern bei diesem Nebel geht. Lügen Sie mich nicht an, Anderson, dazu kenne ich Sie zu gut.«
»Na ja, Mulholland ist ein verdrehter … Mistkerl.«
»Das Wort, das Sie im Sinn hatten, reimt sich auf Mixer, aber Sie sind zu höflich. Er hat nach der Katastrophe vor drei Jahren sechs Monate Auszeit genommen und war in Russland, um die Verwandten seiner Mutter zu besuchen. Dabei hat er wieder zu sich gefunden und ist seitdem zielstrebig und karriereorientiert. Und da ist noch etwas.«
»Ich schätze, das wird mir nicht besonders gefallen.« Anderson beugte sich über das Lenkrad und machte sich auf schlechte Neuigkeiten gefasst.
»Wir haben da einen Fotojournalisten, der die Arbeit der Strathclyde-Polizei für eine Kunstausstellung im Sommer dokumentiert. Im Moment ist er in Govan.« Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett. »Nun ja, dort war er, aber ich wette, er hat gerade einen Anruf bekommen und ist jetzt unterwegs zum Barochan Moss. Die haben auf eine gute Story gewartet: eine Woche im Leben einer Mordkommission.«
Anderson hätte fast gelacht. »Die Familie des Opfers wird sich doch niemals darauf einlassen.«
»Wenn wir über eine normale Familie reden, könnten Sie recht haben, aber bei Marita? Sie ist eine Berufsprominente, für sie bedeutet Öffentlichkeit demnach Profilierung und Geld. Ihr Mann Iain, ihr neuer Mann, ist der ihre Nummer drei?«
»Oder vier. Ich zähle nicht mehr mit. Gerüchten zufolge ist sie deshalb nur bei ihrem Vornamen bekannt. Sie wechselt den Nachnamen so oft.«
»Na, jedenfalls ist Iain Kennedy ein respektierter Mann
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