Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
Vom Netzwerk:
vorderen Schreibtisches. »Ich persönlich meine, wir sollten uns darin einig sein, dass es im öffentlichen Interesse ist, die Täter zu fassen, die für diese Verbrechen verantwortlich sind. Mit ›wir‹ meine ich ganz wörtlich uns hier in diesem Revier. Wir werden von der Schließung bedroht, aber ein Erfolg bei diesem Fall könnte die Entscheidung zu unseren Gunsten beeinflussen. Wir haben als Gruppe ein Interesse daran, wir arbeiten gut im Team, und wir wollen nicht nach Oban versetzt werden. Daher weiß ich, dass ich nicht erst darum bitten muss – tun Sie alles, was in Ihrer Kraft steht, um diese Kerle zu fassen. Danke. Und damit gebe ich an Sie ab, Colin.«
    Anderson hüstelte und brachte die versammelte Mannschaft in Aufstellung, nachdem das Licht nun wieder funktionierte. Er dankte allen, weil sie so früh erschienen waren, und er sah, dass die Blicke auf die Gesichter gerichtet waren, die sie von der Tafel anstarrten.
    »Zunächst zum Hintergrund«, begann er. »In der Millenniumsnacht vor zehn Jahren gab es Nebel in den Bergen und vor allem Bodennebel auf der Straße durch die Gleniffer Braes. Sicherlich können Sie sich alle noch erinnern, wo Sie in der Nacht waren.«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich war zu besoffen«, sagte Littlewood, und der Bann war gebrochen. Sogar Quinn lächelte.
    »Das bezweifle ich nicht. Aber für die Polizei in Paisley wird es immer die Nacht bleiben, in der Emily Corbett vergewaltigt und als tot liegen gelassen wurde. Der Fall war nicht unserer, und deshalb möchte ich Sie bitten, den Ausdruck zu lesen, auch wenn Sie meinen, genug darüber zu wissen.«
    Quinn übernahm an dieser Stelle nahtlos. »Emilys Vater ist David Corbett, der Firmenanwalt. Er hat Freunde in hoher Position und genug Geld, um sich weitere zu kaufen, wenn er sie braucht. Ich werde ihm mitteilen müssen, dass die Ermittlungen in diesem Fall wiederaufgenommen werden und wir seine Tochter noch einmal vernehmen müssen. Aber niemand nähert sich der Familie ohne meine ausdrückliche Zustimmung.«
    Anderson tippte auf das Foto an der Tafel. »Hier haben wir das Haus der Familie in der Kelvin Avenue, keine Meile die Straße hoch.«
    »Vermutlich kennen wir alle das Haus«, warf Littlewood ein. »Es ist das an der Ecke mit dem großen Wintergarten; drum herum wächst eine lange Buchenhecke, ungefähr vier Meter hoch. Und das Tor ist streng gesichert. Ich glaube, es gibt auch einen Anbau für das Mädchen – die Kleine wurde ans Bett gefesselt, nicht?«
    »Ich glaube, ja. Emilys Wagen wurde mehrfach gerammt, bis sie in das Tor eines Elektrizitätsunterwerks gekracht ist. Sie wurde aus dem Wagen geschleppt, man verband ihr die Augen und hielt ihr eine Waffe an den Kopf. Sie wurde vergewaltigt und verprügelt. Bitte beachten Sie die Verletzung am Gaumen, die ist wichtig. Vermutlich wurde sie vom Lauf der Waffe verursacht, die ihr tief in den Mund gerammt wurde. Die symbolische Wiederholung der eigentlichen Vergewaltigung, hat der Psychologe damals gesagt. Spuren eines Schmiermittels wurden in der Wunde gefunden und jetzt als Silikonfett identifiziert, das man unter anderem bei Waffen einsetzt. Während des Überfalls ist die Augenbinde verrutscht, und so konnte sie einen der Angreifer sehen. Die Ermittler hatten keine Anhaltspunkte oder Spuren, wer der andere Täter sein könnte. Aber sie hat steif und fest behauptet, es sei eine zweite Person dabei gewesen. Es ist klar, einer von Yorkes logischen Gründen, dass man später glaubte, Emily habe die falsche Person identifiziert oder sich geirrt, war der Umstand, dass es in Whytes Umkreis niemanden – also keinen wahrscheinlichen Kandidaten – für eine Komplizenschaft gab. Es gab keine Freunde oder Bekannten, für die sich niemand verbürgte oder die kein Alibi hatten. Nach der Vergewaltigung wurde Emily in diesen Geländewagen gelegt« – Anderson hielt das Foto eines ausgebrannten Fahrzeugs hoch – »und zu einer Haarnadelkurve oben auf den Gleniffer Braes gefahren, von wo man sie den Hügel hinabwarf.«
    Er zeigte auf das Farbfoto, das ein Wirrwarr heller Äste zwischen totem braunem Farn zeigte: Der Hang war gefährlich steil. Ein rotes Band hing aus Emilys schwarzem Haar und zog sich über den Rücken wie Blütenblätter von Rosen. Gillian Browne, so fiel Anderson auf, hatte die Hand vor den offenen Mund genommen, und eine Träne rann über ihre Wange. »Glücklicherweise landete sie mit dem Kopf voran hügelabwärts. Dadurch blieben die Atemwege offen,

Weitere Kostenlose Bücher