In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
durchgegangen. Wenn nicht, wäre die Liste um einiges länger.« Er beugte sich vor und streckte die Hand aus. »Kann ich mir Mulhollands Liste ansehen?«, fragte er.
»Jetzt noch nicht. Gehen Sie raus und reden Sie mit Anderson und Costello. Reden Sie mit allen, nur nicht mit Mulholland. Ich erledige ein paar Anrufe.«
Quinn wartete, bis Lambie das Büro verlassen hatte. Dann griff sie zum Hörer und wählte die Nummer von DCI Yorke in der K-Division.
7
Mittwoch, 10. Februar 2010, 8:00 Uhr
»Kommen Sie kurz hierhin, wo Quinn Sie nicht hören kann«, sagte Costello und zog einen Stuhl heran, damit sich Lambie setzen konnte. »Gillian habe ich schon über Mulholland aufgeklärt und darüber, was für ein Arschloch er ist.«
»Ich denke, wir sollten nicht so hart über ihn urteilen«, meinte Browne. »Er hat jemanden verloren, den er liebte, sagen Sie. Wer weiß, was das bei ihm angerichtet hat?«
»Wir wissen wohl alle, was das bei ihm angerichtet hat. Er ist dadurch zum totalen Wich…« Costello wurde von Andersons strengem Blick zum Schweigen gebracht.
»Sie haben recht, Gillian, wir sollten nachsichtig sein«, sagte er und erntete damit eine versteckte »Leck mich«-Geste von Costello. »Richtig, Lambie, wir sollten es besprechen.«
Costello drehte die Schreibtischlampe so, dass sie Lambie in die Augen schien, und alle lachten.
»Ernsthaft, David, wir haben jedes Wort mitbekommen. Die Tür war nicht richtig geschlossen, und wir haben die Ohren gespitzt. Wenn Sie wollen, dass wir uns auf Ihre Seite schlagen, müssen Sie uns bessere Gründe liefern als die, die Yorke Quinn geben wird, damit wir es nicht tun. Da muss doch noch mehr dran sein. Ihr Instinkt sagt es Ihnen«, folgerte Anderson.
Lambie nahm die Brille ab, als würde sie ihn stören. » DS Mulholland und ich sollten eigentlich eine eigene Sonderkommission bekommen. Ich wollte eine nationale Arbeitsgruppe haben. Es gibt eine ganze Reihe nicht aufgeklärter Vergewaltigungen, die einiges mit Vergewaltigungen gemein haben, die bereits aufgeklärt wurden. Aber nur einige; es sind nicht immer die gleichen. Und ich glaube, ich kann ein Muster erkennen. Es sind immer einige Überfälle in einer Gegend, und dann hören sie auf. Dann passieren welche in einer anderen Gegend, die aber auch wieder aufhören. Ich weiß, was Sie sagen werden: Bei allen Vorfällen wurde gründlich ermittelt. Doch sie wurden immer nur für sich betrachtet, nie als Teil einer Serie. Es gibt Hinweise, denenzufolge immer zwei Leute an diesen Vergewaltigungen beteiligt sind …«
»Wie in Emilys Fall, wo es einen anderen Mann gab?«
»Ja, aber nur einer der beiden wird gefasst. Hinter dem allen muss jemand stecken. Was wir hier haben, sind das erste – Emily – und das jüngste – Ishbel Simm – Verbrechen einer Reihe.«
»Was wir hier haben könnten , meinen Sie. Wir müssen erst einmal abwarten, was die Chirurgen über Itsys Verletzungen sagen.« Anderson sah Costello an, die über etwas nachdachte und den Blick auf die Tafel gerichtet hielt.
Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Na ja, ich möchte das auch nicht unbedingt außer Acht lassen. Colin?«
Lambie spürte eine Chance. »Eine Sache, bei der Emily sicher war, ist der Einsatz einer Waffe. Wir müssen wissen, ob Itsy ebenfalls mit einer Waffe bedroht wurde. Vielleicht hat sie deshalb nicht geschrien. Aber wichtiger ist, dass Stephen Whyte nicht im Land war. Er hat also die anderen Überfälle eindeutig nicht begangen. Ist der andere Mann das Bindeglied?«
»Ich spiele mal den Advocatus Diaboli, David. Sind Sie sicher, absolut sicher, dass man sich auf die Aussage von Emily verlassen kann?«, fragte Costello. »Auf eine Information von einem Opfer, das traumatisiert und unter Narkoseeinwirkung steht und außerdem einen Gehirnschaden hat? Das würde keiner auch nur halbwegs anständigen Verteidigung standhalten. Und die einzige Zeugenaussage, die das stützt, ist eine Behauptung nach Hörensagen von einer betrunkenen geldgierigen Schlampe.«
»Emily hat sich nicht geirrt«, sagte Lambie. Sein Ton erlaubte keinen Widerspruch.
»Und es ist ein sehr ungewöhnlicher Modus Operandi«, sagte Anderson, »mit diesem durchstoßenen Gaumen.«
»Ich dachte, Itsys Fall würde mir helfen, weitere Aktivitäten des Mannes aufzuspüren. Es könnte uns einen Grund geben, die anderen Frauen erneut zu vernehmen. Angesichts von Maritas Bekanntheit möchten die da oben sicherlich Ergebnisse sehen. Wir bekommen niemals wieder eine
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