In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
bessere Gelegenheit oder mehr Geld, um Emilys Fall neu zu eröffnen und vielleicht auch in all den anderen zu ermitteln.«
»Während Sie bei Quinn waren, Lambie, hatten wir mehrere Anrufe«, berichtete Anderson. »Das Krankenhaus sagt, Itsy sei nicht vergewaltigt worden. Die Kriminaltechnik findet nur einige Stiefelabdrücke in Größe sechsunddreißig im Barochan Moss, abgesehen von denen des Mannes, der Itsy gefunden hat. An dem Stein war Haar, zwei menschliche Strähnen, und im Blut klebten einige Fasern, die wie grüne Wolle aussehen. Wie es aussieht, stammt der Stein auch von dieser Stelle.«
Costello wandte sich der Tafel zu. »Sie sagen also, sie ist einfach mit dem Kopf aufgeschlagen? Ich bin sicher, O’Hare hat gesagt, es sei mehr als ein Schlag gewesen. Und bestimmt war noch jemand anders dort!«, beharrte sie. »Der Schal war sorgfältig gefaltet.«
»Ach Costello, wie oft haben wir das schon gesehen? Jemand findet einen leblosen Körper, bringt ihn in die stabile Seitenlage, deckt ihn mit einer Jacke zu, schließt die Augen, legt den Kopf auf etwas Weiches. Das ist eine automatische Reaktion. Niemand denkt daran, dass dadurch Spuren für uns vernichtet werden. Ich frage English, ob er es getan hat.«
»Irgendwer hat sie dort hinausgefahren.« Costello tippte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch.
»Das ist noch kein Verbrechen«, gab Anderson zurück.
Lambie flüsterte verschwörerisch: »Wir müssen diese Fälle so lange wie möglich zusammenhalten. Itsy ist Maritas Schwester, deshalb schauen alle hin. Emilys Fall wurde nur wieder aufgenommen, weil man ihn braucht, um den Mord an Whyte aufzuklären. Aber wenn jetzt einer durch die Tür da hereinkommt und den Mord an Whyte gesteht, ist Emilys Akte sofort wieder ganz unten im Stapel. Die anderen Frauen hätten überhaupt nichts davon. Wir müssen Itsy so lange wie möglich mit Emily zusammenhalten.«
»Unser Team ist zu klein, um das zu schaffen. Das ist eine Aufgabe für einen Trupp mit fünfunddreißig Detectives.« Und sie fügte hinzu: »Plus Kantine.«
»Denken Sie an die Ehre, wenn Partickhill das schafft«, meinte Anderson.
»Ärger«, sagte Littlewood laut, während stampfende Schritte im Korridor die Ankunft von jemandem ankündigten, der mieseste Laune hatte. Nesbitt erhob sich auf alle viere.
Die Tür hinter ihm knallte an die Wand, und Lambie zuckte zusammen. Seine Brille fiel zu Boden.
Mulholland ging direkt zu Anderson. »Passen Sie auf, DS Lambie und ich verfügen über Hintergrundwissen in all diesen Fällen. Wir haben die Vernehmungen wieder und wieder gelesen, und wir kennen sie in- und auswendig. Deshalb bitten wir respektvoll darum, uns die Mitarbeit zu gestatten.«
»Sie gehören zum Ermittlungsteam. Warum fühlen Sie sich ausgeschlossen, Vik?«, fragte Anderson, als spreche er mit einem Kind.
»Ich gehe direkt zu Marita Kennedy damit. Und zu Donald Corbett. Wenn diese …«
»Setzen Sie sich und halten Sie einen Moment den Mund, Vik«, sagte Anderson freundlich. »Ruinieren Sie nicht Ihre Karriere durch Dummheit.« Er legte beide Hände auf den Schreibtisch, drückte sie fest nach unten und schaute zu, wie die Haut blass wurde. »Ich stimme mit Ihnen beiden überein, aber eins nach dem anderen. Vik, Sie begleiten mich ins Barochan Moss, wo wir mit der Hilfe von Mr. English das Geheimnis der verschwundenen Fußabdrücke auflösen und klären wollen, ob er den Schal gefaltet und unter Itsys Kopf gelegt hat oder nicht.«
Costello erinnerte sich, was Browne ihr über die Frau im Ninewells Hospital in Dundee erzählt hatte, eine Patientin, die so viel Angst vor der Dunkelheit hatte, dass sie nicht schlafen konnte, eine Frau, die mit vorgehaltener Schusswaffe vergewaltigt worden war. Sie musste Anderson darüber informieren, und dazu musste sie sich möglichst bald mit ihm allein unterhalten. Während sie die fotokopierten Berichte betrachtete, die Mulholland auf den Tisch geworfen hatte, blieb ihr Blick auf den braunen Akten liegen, und ihr Kopf registrierte das Logo der Universität von Liverpool und die Worte Psychologischer Bericht . Lambie redete immer noch. Costello schob einen Finger in die Akte und studierte den Briefkopf, wo sie einen Namen bemerkte, den sie kannte. Unauffällig legte sie den Finger darauf, zog fragend die Augenbrauen hoch und wartete, bis Anderson es bemerkte. Er nickte unmerklich. Hatte es registriert.
»Wir warten und hören uns an, was DCI Yorke zu berichten hat …«, sagte er, stand auf
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