In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
aufgefunden, brutal verprügelt und mit ähnlichen Verletzungen, und ausgerechnet im Bereich der K-Division. Mulholland hatte sich vor Glück vermutlich in die D & G-Boxershorts gemacht.
Quinn öffnete Lambies Personalakte auf dem Bildschirm. In zehn Jahren hatte er es lediglich bis zum Sergeant gebracht, obwohl man ihn ursprünglich als Überflieger eingeschätzt hatte. Es hatte keine größeren Ausrutscher gegeben, daher musste es noch etwas anderes geben, etwas, das Yorke wusste, ihr aber verschwiegen hatte. War es diese Besessenheit von Emily? Oder ging es tiefer? War es noch unheilvoller? Quinn dachte daran, dass er keinerlei Gefühle gezeigt hatte, als sie ihm gesagt hatte, sie werde Yorke um Rat fragen. Wut? Groll? Enttäuschung? Lambie war ein Fremder für sie, aber wie ging doch das Sprichwort: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Also würde sie eine Charme-Offensive gegen DS David Lambie starten.
Und was DS Vik Mulholland betraf, so konnte DCI Yorke ihn jederzeit zurückhaben.
Quinn kam aus ihrem Büro und schnüffelte. In der Luft hing der Duft hündischer Blähungen. »Können Sie den verdammten Hund nicht rausschaffen?«
»Natürlich, Ma’am. Kann ich bitte kurz mit Ihnen sprechen?«
»Sicherlich, Costello.«
»Ma’am, wie groß ist eigentlich unser Budget? Dieser Fall könnte ziemlich teuer werden, deshalb sollten wir ökonomisch arbeiten.«
»Und wo ist der Haken …?«
»Ich denke, Sie könnten psychologischen Beistand brauchen. Also nicht Sie, sondern der Fall, meine ich. Bei diesen Fällen handelt es sich nicht um einfache Vergewaltigungen. Wir müssen wissen, wie der Täter dahinter denkt. Wie Lambie schon sagte, da ist eine bösartige Intelligenz am Werk. Wir brauchen einen Profiler, einen Kriminalpsychologen. Der könnte uns die Richtung zeigen, in der wir suchen müssen.«
»Gute Idee, Costello. Wir holen uns dieses Mädchen – McGregor – dazu. Die Kleine ist gut.«
»Können wir nicht Batten fragen?«
»Batten?«
»Mick Batten. Den verfluchten Profiler, wie der alte DCI ihn genannt hat. Pferdeschwanz, Kettenraucher, trägt T-Shirt mit obszönen Aufdrucken. Er hat uns früher schon geholfen. Wir brauchen ihn, er ist der Beste.«
Quinn warf einen Blick nach rechts und links. »Sie wissen doch, was passiert ist, Costello? In Birmingham? Kim Thompson? Um Gottes willen, er hat einen riesigen Fehler in seinem Profil begangen. Die Polizei hat bei Vernehmungen den richtigen Mörder dreimal übersehen – dreimal –, um einen Verdächtigen festzunageln, auf den Battens Profil passte. Und während der Verdächtige in Haft genommen wurde, lief der Killer frei herum und hat auf eine junge Mutter namens Kim Thompson eingestochen, zwölfmal vor ihrer eigenen Tür. Landesweit haben alle Zeitungen darüber berichtet, sogar die Nachrichtensendungen. Die BBC hat letztes Jahr eine Dokumentation darüber gesendet. Und Sie denken, wir sollten ihn zu diesem Fall hinzubitten? Der Vorschlag würde in der Zentrale so gut ankommen wie ein Furz im Raumanzug. Auf gar keinen Fall. Außerdem, warum brauchen wir ihn, wenn wir eine so gute Profilerin bei uns haben?«
»Weil sie hübsch und ungefähr zwölf Jahre alt ist. Mulholland ist sehr charmant und verdreht hübschen jungen Dingern den Kopf. Wir bekommen ein beeinflusstes Profil, das weiß ich. Wir brauchen jemanden, der sich gegenüber Mulholland durchsetzen kann, und wenn dazu überhaupt jemand fähig ist, dann Batten. Mulholland hat Respekt vor ihm, so viel Respekt, wie er nur aufbringen kann. Und noch etwas: Er ist billig, weil er, wie Sie sagen, diskreditiert wurde.«
»Genau. Und deshalb ist diese Diskussion hier beendet.«
Costello rührte sich nicht. »Ich habe die Dokumentation gesehen. Es war kein großer Fehler. Ich glaube, er hat gesagt – und nicht nur er –, dass sein Profil zu neunundfünfzig Prozent zuträfe. Die Polizisten haben einfach zu viel Gewicht auf einzelne Aspekte gelegt, ohne zu überprüfen, auf wen das Profil sonst noch passt. Das Wort Sündenbock ist mehr als einmal gefallen. Einverstanden, im Augenblick ist er ein Unberührbarer, und wir werden niemals die Genehmigung erhalten. Aber er könnte umsonst für uns arbeiten, als Forschungsprojekt. Und es hätte noch einen Vorteil.«
»Ach, es gibt sogar einen Vorteil? Erleuchten Sie mich bitte.«
»Zufällig weiß ich, dass er bereits von der Einheit für Sexualdelikte in Edinburgh kontaktiert wurde wegen einer ungeklärten Vergewaltigung … bei der eine
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