Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
– wieviel? – fünfzehn Minuten offenhalten würden?«
    »Okay, reden wir von dem Zettel auf dem Korkenzieher. Sie erinnern sich an den Text?«
    »Niemand schmeißt Dreck auf meine sauberen Laken! Warten Sie nur, ich erwische Sie noch!«
    »Stimmt. Der Handschriftenexperte in Augusta brütet noch darüber, aber Peter Jerzyck hat uns ein Muster von der Handschrift seiner Frau gegeben, und im Augenblick liegen Fotokopien sowohl des Zettels als auch des Handschriftenmusters vor mir auf dem Schreibtisch. Sie stimmen nicht überein. Beim besten Willen nicht.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Müssen Sie aber. Ich glaubte, Sie wären ein Mann, den man nicht überraschen kann.«
    »Ich wußte, daß etwas nicht stimmt, aber es waren die Steine mit den daran befestigten Zetteln, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollten. Der Zeitplan ist verdammt knapp, und beim Gedanken daran war mir nicht wohl, ja, aber aufs Ganze gesehen war ich bereit, das auf sich beruhen zu lassen. Vor allem, weil eine solche Tat so gut zu Wilma Jerzyck paßt. Sind Sie sicher, daß sie ihre Schrift nicht verstellt hat?« Er glaubte es nicht – inkognito zu reisen wäre nicht Wilmas Stil gewesen -, aber es war eine Möglichkeit, die nicht außer acht gelassen werden durfte.
    »Ich? Ich bin ganz sicher. Aber ich bin kein Experte, und was ich sage, hat für das Gericht keine Bedeutung. Deshalb wird der Zettel jetzt analysiert.«
    »Und wann wird der Handschriftenexperte seinen Bericht abliefern?«
    »Keine Ahnung. Bis dahin müssen Sie sich auf mein Wort verlassen, Alan – sie sind wie Äpfel und Orangen. Keinerlei Ähnlichkeit.«
    »Nun, wenn Wilma es nicht getan hat, dann wollte jemand, daß Nettie glaubte , sie hätte es getan. Wer? Und weshalb? Weshalb, in Gottes Namen?«
    »Ich weiß es nicht – es ist Ihre Stadt. Aber ich habe noch zweierlei für Sie.«
    »Und das wäre?« Alan legte die Silberdollars wieder in die Schublade. Dann ließ er einen hochgewachsenen, mageren Mann mit einem Zylinder über die Wand wandern. Auf dem Rückweg war aus dem Zylinder ein Spazierstock geworden.
    »Derjenige, der den Hund umgebracht hat, hat auf dem inneren Knauf von Netties Haustür blutige Fingerabdrücke hinterlassen.«
    »Das ist wirklich heiß!«
    »Leider bestenfalls warm. Sie sind verwischt. Der Täter muß sie hinterlassen haben, als er beim Hinausgehen den Knauf anfaßte.«
    »Also nützen sie uns überhaupt nichts?«
    »Wir haben ein paar Fragmente, die sich vielleicht als nützlich erweisen könnte, aber es besteht nicht viel Aussicht, daß man sie vor Gericht gelten läßt. Ich habe sie an die Abdruckzentrale des FBI in Virginia geschickt. Die Leute dort bringen neuerdings manchmal erstaunliche Rekonstruktionen von Teilabdrücken zuwege. Sie sind langsamer als kalte Melasse – es wird wahrscheinlich eine Woche oder sogar zehn Tage dauern, bis ich wieder von ihnen höre -, aber ich habe inzwischen die Teilabdrücke mit den Abdrücken dieser Jerzyck verglichen, die ich gestern abend vom Büro des Pathologen bekommen habe.«
    »Keine Übereinstimmung?«
    »Nun, es ist dasselbe wie mit der Handschrift, Alan – ein Vergleich zwischen Teilen und einem Ganzen; wenn ich vor Gericht eine entsprechende Aussage machte, würde die Verteidigung mich in der Luft zerreißen. Aber wenn wir hier schon zusammen am Katzentisch sitzen – nein, es gibt nicht die geringste Übereinstimmung. Da ist einmal die Frage der Größe. Wilma Jerzyck hatte kleine Hände. Die Teilabdrücke stammen von jemandem mit großen Händen. Obwohl sie verwischt sind, stammen sie von verdammt großen Händen.«
    »Die Fingerabdrücke eines Mannes?«
    »Da bin ich ganz sicher. Aber vor Gericht käme ich damit nicht durch.«
    »Wen kümmert das schon?« Auf der Wand erschien plötzlich ein Schatten-Leuchtturm, der sich in eine Pyramide verwandelte. Die Pyramide öffnete sich wie eine Blüte und wurde zu einer durch den Sonnenschein fliegenden Gans. Alan versuchte, das Gesicht des Mannes – nicht das von Wilma Jerzyck, sondern das eines Mannes – zu sehen, der in Netties Haus eingedrungen war, nachdem Nettie es am Sonntagmorgen verlassen hatte. Des Mannes, der Raider mit einem Korkenzieher umgebracht und Wilma die Tat in die Schuhe geschoben hatte. Er suchte nach einem Gesicht und sah nichts als Rauch und Schatten. »Henry, wer würde so etwas auch nur tun wollen , wenn es nicht Wilma war?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, wir haben möglicherweise eine Zeugin für die

Weitere Kostenlose Bücher