In einer kleinen Stad
war nicht dieser Meinung. Irgend etwas sagte ihm, daß er einen ganz bösen Fehler machte, von dem er sich möglicherweise nie wieder erholen würde. Er war Polizist; zu seinem Job gehörte es, Leute festzunehmen, die das taten, was er jetzt vorhatte. Es war Vandalismus, genau das war es, wenn man es recht bedachte, und Vandalen waren böse Buben.
Es ist Ihre Entscheidung , Norris . Die Stimme von Mr. Gaunt meldete sich in seinen Gedanken plötzlich zu Wort. Es ist Ihre Angelrute. Und das Recht des freien Willens ist Ihnen von Gott gegeben. Sie haben eine Wahl. Sie haben immer eine Wahl . Aber ...«
Die Stimme in Norris’ Kopf beendete den Satz nicht. Sie brauchte es auch nicht. Norris wußte, was passieren würde, wenn er sich abwendete. Wenn er zu seinem Wagen zurückkehrte, würde er die Bazun in zwei Stück zerbrochen vorfinden. Jede Wahl hatte ihre Folgen. Man konnte in Amerika alles bekommen, was man wollte, vorausgesetzt, man war bereit, dafür zu zahlen. Wenn man nicht zahlen konnte oder sich zu zahlen weigerte , blieben alle Wünsche unerfüllt.
Außerdem würde Hugh mir dasselbe antun, dachte Norris verdrossen. Und nicht einmal für eine so schöne Angelrute wie meine Bazun. Hugh Priest würde seiner eigenen Mutter die Kehle durchschneiden für eine Flasche Old Duke und ein Päckchen Luckies.
Auf diese Weise sprach er sich von Schuld frei. Als das Irgendetwas in ihm zu protestieren versuchte, ihm zu sagen versuchte, er sollte doch bitte nachdenken, bevor er es tat, nachdenken , da unterdrückte er es. Dann bückte er sich und machte sich daran, die Reifen von Hughs Buick aufzuschlitzen. Während er es tat, steigerte sich seine Begeisterung wie die von Myra Evans. Als Zugabe zertrümmerte er noch die Scheinwerfer und die Heckleuchten des Buick. Er beendete sein Werk, indem er unter den Scheibenwischer auf der Fahrerseite einen Zettel klemmte, auf dem stand:
Nachdem seine Arbeit erledigt war, schlich er wieder an das Schlafzimmerfenster. Das Herz hämmerte in seiner schmalen Brust. Hugh Priest schlief nach wie vor tief und fest und umklammerte diesen schäbigen Streifen Fell.
Wem in Gottes Namen kann so ein schmutziges altes Ding etwas bedeuten? fragte sich Norris. Er hält es fest, als wäre es sein Teddybär.
Er kehrte zu seinem Wagen zurück, stieg ein, nahm den Gang heraus und ließ seinen alten Käfer lautlos die Auffahrt hinabrollen. Den Motor startete er erst, als sich der Wagen auf der Straße befand; dann fuhr er davon, so schnell er konnte. Er hatte Kopfschmerzen. Sein Magen und seine Eingeweide rebellierten. Und er redete sich ununterbrochen ein, daß es keine Rolle spielte; er fühlte sich wohl, verdammt noch mal, er fühlte sich wirklich wohl .
Es funktionierte nicht, bis er zwischen den Sitzen hindurch nach hinten griff und mit der linken Hand die schlanke, geschmeidige Rute umfaßte. Da spürte er, wie ihn wieder Ruhe überkam.
9
Das silberne Glöckchen bimmelte.
Slopey Dodd betrat Needful Things.
»Hallo, Slopey«, sagte Mr. Gaunt.
»H-h-hallo, Mr. G-g-gaunt.«
»Bei mir brauchst du nicht zu stottern, Slopey«, sagte Mr. Gaunt. Er hob eine seiner Hände und streckte Zeige- und Mittelfinger in Form einer Gabel aus. Dann ließ er die Finger vor Slopeys unschönem Gesicht niederfahren, und Slopey spürte, wie sich etwas – ein verworrenes, verknotetes Knäuel in seinem Kopf – auf magische Weise löste. Sein Mund öffnete sich.
»Was haben Sie mit mir gemacht?« keuchte er. Die Worte rannen unbehindert aus seinem Mund wie die Perlen einer Kette.
»Ein Trick, den Miss Ratcliffe bestimmt gern lernen würde«, sagte Mr. Gaunt. Er lächelte und machte neben Slopeys Namen ein Häkchen auf seiner Liste. Dann warf er einen Blick auf die in einer Ecke friedlich vor sich hintickende Standuhr. Es war Viertel vor eins. »Sag mir, wie du es geschafft hast, so früh von der Schule wegzukommen. Wird jemand Verdacht schöpfen?«
»Nein.« Slopeys Gesicht war immer noch verblüfft, und er sah aus, als wollte er auf seinen eigenen Mund herabschauen, um zu sehen, wie die Worte auf diese noch nie dagewesene Weise aus ihm herauspurzelten. »Ich habe Mrs. DeWeese gesagt, mir wäre schlecht. Sie hat mich zur Schulschwester geschickt. Zu der Schwester habe ich gesagt, mir ginge es etwas besser, aber schlecht wäre mir immer noch. Sie fragte, ob ich zu Fuß nach Hause gehen könnte. Ich sagte ja, und so ließ sie mich gehen.« Slopey hielt einen Moment inne. »Ich bin gekommen, weil ich im
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