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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Steine wirft -, der macht mir angst, Sheriff Pangborn – aber was mich unglücklich macht, das sind die Dinge, die ich jetzt weiß. Es ist so, als wüßte man, wie die Tricks eines Zauberers funktionieren.«
    Er nickte leicht mit dem Kopf, und Alan hätte schwören können, daß er dabei auf sein Uhrarmband schaute.
    »Manchmal ist es besser, blöd zu sein. Das weiß ich jetzt.«
    Alan legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Halten wir uns nicht lange bei der Vorrede auf, okay Brian? Erzähl mir, was passiert ist. Erzähl mir, was du gesehen hast.«
    »Ich ging hin, um zu fragen, ob sie jemanden brauchen, der im Winter bei ihnen Schnee schippt«, sagte der Junge mit einer leiernden, mechanischen Stimme, die Alan einen heftigen Schrecken einflößte. Der Junge sah aus wie fast jeder elf- oder zwölfjährige amerikanische Junge – Converse-Turnschuhe, Jeans, ein T-Shirt mit Bart Simpson darauf -, aber er hörte sich an wie ein schlecht programmierter Roboter, bei dem die Gefahr der Übersteuerung besteht. Hatte Brian Rusk vielleicht gesehen, wie sein Vater oder seine Muter Steine auf das Haus der Jerzycks warfen?
    »Ich hörte Geräusche«, fuhr der Junge fort. Er sprach in einfachen Aussagesätzen, redete so, wie Polizeibeamte vor Gericht auszusagen haben. »Es waren beängstigende Geräusche. Klirren und Poltern und das Zerbrechen von Dingen. Deshalb bin ich weggefahren, so schnell ich konnte. Die Dame von nebenan stand auf ihrer Vortreppe. Sie fragte mich, was los war. Ich glaube, sie hatte auch Angst.«
    »Ja«, sagte Alan. »Jillian Mislaburski. Ich habe mit ihr gesprochen.«
    Er berührte die Playmate-Kühltasche im Gepäckkorb von Brians Fahrrad, und es entging ihm nicht, wie Brians Lippen sich verspannten, als er es tat. »Hattest du diese Tasche am Sonntagmorgen auch dabei, Brian?«
    »Ja, Sir«, sagte Brian. Er wischte sich die Wangen mit den Handrücken ab und beobachtete argwöhnisch Alans Gesicht.
    »Was war darin?«
    Brian sagte nichts, aber Alan war, als bebten seine Lippen.
    »Was war darin?«
    Brian sagte auch weiterhin nichts.
    »War sie voller Steine?«
    Langsam aber bedächtig schüttelte Brian den Kopf – nein.
    Alan fragte zum dritten Mal: »Was war darin?«
    »Dasselbe, was jetzt darin ist«, flüsterte Brian.
    »Darf ich sie aufmachen und nachsehen?«
    »Ja, Sir«, sagte Brian mit seiner tonlosen Stimme. »Von mir aus.«
    Alan hob den Deckel an und schaute in die Kühltasche.
    Sie war voll mit Baseballkarten: Topps, Fleer, Donruss.
    »Das sind meine Tauschkarten. Ich nehme sie fast überallhin mit«, sagte Brian.
    »Du trägst sie mit dir herum?«
    »Ja, Sir.«
    »Warum, Brian? Warum trägst du eine Kühltasche voller Baseballkarten mit dir herum?«
    »Ich sagte doch – es sind Tauschkarten. Man weiß nie, wann man Gelegenheit hat, mit jemandem einen guten Tausch zu machen. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Joe Foy – er gehörte zum Impossible Dream-Team von ’67 – und der Neulingskarte von Mike Greenwell. Nach der ganz besonders.« Und jetzt glaubte Alan, in den Augen des Jungen ein schwaches, flüchtiges Funkeln von Belustigung zu entdecken; er konnte fast hören, wie eine telepathische Stimme sang Reingelegt! Reingelegt! Aber das bildete er sich bestimmt nur ein; es war seine eigene Frustration, die er in die Stimme des Jungen hineininterpretierte.
    War es das wirklich?
    Nun, was hast du denn gedacht, was du in dieser Kühltasche finden würdest? Einen Haufen Steine mit daran befestigten Zetteln? Hast du wirklich geglaubt, er wäre unterwegs, um beim Haus einer anderen Familie dasselbe zu tun?
    Ja, gab er zu. Ein Teil von ihm hatte geglaubt, daß genau das – oder etwas ähnliches – vor sich ging. Brian Rusk. Der halbwüchsige Schrecken von Castle Rock. Der verrückte Steinwerfer. Und das schlimmste daran war dies: er war sich ziemlich sicher, daß Brian Rusk wußte, was ihm durch den Kopf ging.
    Reingelegt! Reingelegt, Sheriff !
    »Brian, bitte sage mir, was hier vorgeht. Wenn du es weißt, dann sage es mir bitte.«
    Brian machte den Deckel der Kühltasche wieder zu und sagte nichts.
    »Kannst du es nicht sagen?«
    Brian nickte langsam – was hieß, dachte Alan, daß er recht hatte -, er konnte es nicht sagen.
    »Dann sag mir wenigstens das: hast du Angst, Brian?«
    Brian nickte abermals, genau so langsam wie zuvor.
    »Erzähl mir, wovor du Angst hast, Junge. Vielleicht kann ich dafür sorgen, daß du sie loswirst.« Er tippte mit einem Finger leicht gegen das

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