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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dose, drückte den Deckel darauf und warf die Dose wieder in das Loch. Sie benutzte die Schaufel, um das Loch wieder zu füllen, und arbeitete schnell und flüchtig. Sie wollte nichts, als so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Als sie fertig war, entfernte sie sich rasch. Die Schaufel warf sie in das hohe Unkraut. Sie hatte nicht die Absicht, sie in die Scheune zurückzubringen, und wenn die Erklärung für das Geräusch, das sie gehört hatte, noch so vernünftig gewesen wäre.
    Als sie ihren Wagen erreicht hatte, öffnete sie zuerst die Beifahrertür und dann das Handschuhfach. Sie wühlte in dem darin liegenden Papierkram herum, bis sie ein altes Streichholzbriefchen gefunden hatte. Es kostete sie vier Versuche, bis eine kleine Flamme aufflackerte. Die Schmerzen waren fast gänzlich aus ihren Händen verschwunden, aber sie zitterten so heftig, daß sie die ersten drei Streichhölzer viel zu heftig anriß und die Papierköpfchen nutzlos abknickten.
    Als das vierte sich entzündete – die Flamme war in der warmen Nachmittagssonne fast unsichtbar -, hielt sie es zwischen zwei Fingern ihrer rechten Hand und zog das verfilzte Bündel aus Rabattmarken und obszönen Fotos aus ihrer Jeanstasche. Sie hielt die Flamme so lange an das Bündel, bis sie sicher war, daß es Feuer gefangen hatte. Dann warf sie das Streichholz beiseite und neigte die Papiere abwärts, um dem Feuer möglichst viel Nahrung zu geben. Die Frau war unterernährt und hohläugig. Der Hund sah räudig aus und gerade intelligent genug, um bestürzt zu sein. Es war eine Erleichterung, zu beobachten, wie die Oberfläche des einen Fotos, das sie sehen konnte, Blasen warf und braun wurde. Als sich das Foto zusammenzurollen begann, ließ sie das brennende Bündel auf die Erde fallen, auf der einst eine Frau einen anderen Hund, einen Bernhardiner, mit einem Baseballschläger erschlagen hatte.
    Das Feuer flammte auf. Das kleine Häufchen von Rabattmarken und Fotos zerkrümelte rasch zu schwarzer Asche. Die Flammen zuckten und erloschen – und in dem Moment, in dem sie das taten, fuhr ein plötzlicher Windstoß durch die Stille des Tages und löste den Klumpen Asche in Flocken auf. Sie wirbelten empor in einem Trichter, dem Polly mit Augen folgte, die plötzlich weit aufgerissen und verstört waren. Wo war dieser plötzliche Windstoß hergekommen?
    Oh, bitte. Kannst du nicht aufhören, so verdammt...
    In diesem Augenblick drang aus dem heißen, dunklen Schlund der Scheune wieder dieses grollende Geräusch heraus, leise, wie ein Außenbordmotor im Leerlauf. Das war keine Einbildung, und es war auch kein knarrendes Brett.
    Es war ein Hund.
    Polly blickte dorthin und sah zwei eingesunkene rote Lichtkreise, die sie aus der Dunkelheit heraus anstarrten.
    Sie rannte um den Wagen herum, prallte in ihrer Eile mit der Hüfte gegen die rechte Seite der Haube, stieg ein, kurbelte die Fenster hoch und verschloß die Türen. Sie drehte den Zündschlüssel. Der Motor winselte – aber er sprang nicht an.
    Niemand weiß, wo ich bin, begriff sie. Niemand außer Mr. Gaunt – und der würde es niemandem sagen.
    Einen Augenblick lang bildete sie sich ein, daß sie hier draußen festsaß, genau so, wie Donna Trenton und ihr Sohn festgesessen hatten. Dann erwachte der Motor zum Leben, und sie setzte so schnell zurück, daß ihr Wagen fast auf der anderen Straßenseite im Graben gelandet wäre. Sie schaltete das Getriebe auf Drive und fuhr so schnell in die Stadt zurück, wie sie es riskieren konnte.
    Daß sie sich die Hände waschen wollte, hatte sie völlig vergessen.

4
     
    Ungefähr um die gleiche Zeit, zu der sich dreißig Meilen entfernt Brian Rusk den Kopf wegschoß, wälzte sich Ace Merrill aus dem Bett.
    Er ging ins Badezimmer, streifte unterwegs seine schmutzige Unterwäsche ab und urinierte ausgiebig. Er hob einen Arm und beroch seine Achselhöhle. Er warf einen Blick auf die Dusche und entschied sich dagegen. Er hatte einen großen Tag vor sich. Die Dusche konnte warten.
    Er verließ das Badezimmer, ohne sich die Mühe des Nachspülens zu machen, und begab sich zu der Kommode, auf der der Rest von Mr. Gaunts Stoff auf einem Rasierspiegel lag. Das Zeug war großartig – sanft in der Nase, heiß im Kopf. Außerdem war es fast alle. Ace hatte in der letzten Nacht eine Menge Go-Power gebraucht, genau wie Mr. Gaunt gesagt hatte, aber er war ziemlich sicher, daß es da, wo das Zeug hergekommen war, noch mehr davon gab.
    Ace benutzte die Kante seines

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