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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie.
    »Ich bin ein Anhänger der freien Marktwirtschaft«, sagte Mr. Gaunt. »Sie ist es, die dieses Land groß gemacht hat. Und ich wünschte wirklich, Sie würden mich loslassen, Myra. Ihre Hände sind klatschnaß vor Schweiß. Ich muß diese Hose reinigen lassen, und selbst dann bin ich nicht sicher...«
    »Achtzig! Achtzig Dollar!«
    »Ich verkaufe es Ihnen für genau das Doppelte«, sagte Mr. Gaunt. »Einhundert und sechzig Dollar.« Er grinste und entblößte seine großen, schiefen Zähne. »Und ich bin gern bereit, Ihren Scheck zu akzeptieren.«
    Sie stieß einen Heuler der Verzweiflung aus. »Ich kann nicht! Chuck würde mich umbringen!«
    »Vielleicht«, sagte Mr. Gaunt, »aber dann würden Sie einer brennenden Liebe wegen sterben, nicht wahr?«
    »Hundert«, winselte Myra und packte wieder seine Waden, als er versuchte, von ihr zurückzuweichen. »Bitte, hundert Dollar.«
    »Einhundert und vierzig«, konterte Gaunt. »Tiefer kann ich nicht gehen. Das ist mein letztes Angebot.«
    »Also gut«, keuchte Myra. »Also gut, geht in Ordnung. Ich bezahle es...«
    »Und Sie müssen mir natürlich noch einen blasen«, sagte Gaunt und grinste auf sie herab.
    Sie schaute hoch, und ihr Mund war ein kreisrundes O. »Was haben Sie da gesagt?«
    »Blasen Sie mir einen!« schrie er auf sie herab. »Machen Sie Ihren tollen Mund auf und lutschen Sie mir den Schwanz!«
    »Oh, mein Gott!« stöhnte Myra.
    »Wie Sie wollen«, sagte Mr. Gaunt und begann, sich abzuwenden.
    Sie grabschte nach ihm, bevor er sie verlassen konnte. Einen Augenblick später fingerten ihre zitternden Hände an seinem Reißverschluß herum.
    Er ließ sie mit belustigtem Gesicht ein paar Augenblicke lang gewähren, dann schlug er ihre Hände beiseite.
    »Vergessen Sie es«, sagte er. »Von oralem Sex bekomme ich Amnesie.«
    »Was...«
    »Schon gut, Myra.« Er warf ihr das Foto zu. Ihre Hände flogen hoch, fingen es irgendwie auf und drückten es an ihren Busen. »Aber da ist trotzdem noch etwas.«
    »Was?« zischte sie ihn an.
    »Kennen Sie den Mann, der in diesem Lokal jenseits der Tin Bridge an der Bar steht?«
    Sie wollte gerade den Kopf schütteln, und ihre Augen waren abermals voll von Bestürzung, doch dann begriff sie, wen er meinen mußte. »Henry Beaufort?«
    »Ja. Ich glaube, er ist auch der Besitzer dieses Lokals. Es heißt The Mellow Tiger. Ein interessanter Name.«
    »Nun, ich kenne ihn nicht, aber ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen.«
    Sie war noch nie in ihrem Leben im Mellow Tiger gewesen, aber wer das Lokal führte und wem es gehörte, wußte sie ebensogut wie alle anderen Leute.
    »Ja, den meine ich. Ich möchte, daß Sie Mr. Beaufort einen kleinen Streich spielen.«
    »Was – was für einen Streich?«
    Gaunt bückte sich, ergriff eine von Myras schweißglitschigen Händen und half ihr auf die Beine.
    »Das«, sagte er, »ist etwas, worüber wir reden können, während Sie Ihren Scheck ausschreiben, Myra.« Jetzt lächelte er wieder, und der ganze Charme flutete in sein Gesicht zurück. Seine braunen Augen tanzten und funkelten. »Und übrigens – möchten Sie, daß ich Ihr Foto in Geschenkpapier einschlage?«

Fünftes Kapitel
     

1
     
    Alan zwängte sich in eine der Nischen in Nan’s Luncheonette und ließ sich Polly gegenüber nieder. Er sah sofort, daß die Schmerzen noch immer schlimm waren – so schlimm, daß sie am Nachmittag ein Percodan genommen hatte, was selten vorkam. Er wußte es, noch bevor sie den Mund geöffnet hatte – es war etwas in ihren Augen. Eine Art Glänzen. Er hatte gelernt, es zu erkennen – aber nicht, es zu mögen. Er glaubte nicht, daß er es je mögen würde, und fragte sich, nicht zum erstenmal, ob sie schon süchtig war nach diesem Zeug. In Pollys Fall wäre diese Süchtigkeit nur eine weitere Nebenwirkung, etwas, das zu erwarten gewesen und dann in das Hauptproblem eingeschmolzen war – und das war, einfach ausgedrückt, die Tatsache, daß sie mit Schmerzen leben mußte, die er sich wahrscheinlich nicht einmal vorstellen konnte.
    Seine Stimme verriet nichts von diesen Gedanken, als er fragte. »Wie geht es dir, meine Hübsche?«
    Sie lächelte. »Nun, es war ein interessanter Tag. Seeehhhr inderessant, wie dieser Mann in Laugh-In zu sagen pflegte.«
    »Du bist nicht alt genug, um dich daran zu erinnern.«
    »Doch, das bin ich. Alan, wer ist das?«
    Er schaute gerade noch rechtzeitig in die von ihrem Blick gewiesene Richtung, um zu sehen, wie eine Frau, die ein rechteckiges Päckchen in den

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