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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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im Mondschein leuchtendem, weißen Nachthemd.
    »Du kannst nach oben kommen«, sagte sie. Sie drehte sich um. »Wenn du willst«, ergänzte sie über die Schulter hinweg noch.
    Sie glaubte nicht, je zuvor etwas so Schönes gehört zu haben wie das Knarzen der Matratze, als Cam neben ihr ins Bett kroch. Zögernd rutschte sie ein bißchen auf ihn zu, die Arme immer noch über der Brust verschränkt. Sie starrten an die Decke, als könnten sie durch den Verputz in die kalte, strenge Nacht sehen.
    Die Sache blieb ihm unverständlich. Sie hatte ihn nach oben eingeladen – doch er wußte nicht, ob er sie jetzt berühren oder um Verzeihung bitten oder dieses kleine Zugeständnis einfach hinnehmen und im Dunkeln liegenbleiben sollte; unterdessen stahl sich die Wärme ihres Körpers über den Abstand zwischen ihnen hinweg und wärmte auch seine Seite.
    »Hast du nicht schlafen können?« fragte er.
    »Nein. Und du?«
    »Ich habe geschlafen, bis du runterkamst.«
    Er hörte, wie Allie sich bewegte. »Das habe ich nicht gewußt. Dann hätte ich dich nicht geweckt.«
    Cam spürte sein erigiertes Glied gegen den Stoff seiner Boxershorts drängen, eine natürliche Folge ihrer Nähe, die ihm den Geruch ihrer Haut und ihres Shampoos brachte; er mußte über die Ironie ihrer Worte lächeln. »Schon okay! Ich bin lieber hier.«
    Sie drehte sich auf die Seite. Im fahlen Licht konnte Cam den gespannten Zug um ihren Mund, das unstete Flackern ihrer Augen ausmachen. »Ich muß es wissen«, sagte sie. »War sie hier? In diesem Bett?«
    Cam dachte an das Wochenende, das er mit Mia verbracht hatte, während Allie in Cummington weilte. Blitzartig tauchte Mia vor seinem Auge auf, das Handtuch um ihr nasses Haar gewickelt und auf Allies Bett sitzend. In diesem Moment war wirklich niemandem mit Aufrichtigkeit gedient. »Nein«, log er.
    Allie ließ sich wieder auf den Rücken fallen. Sie zog sich an die Kante zurück, von ihrem Platz vertrieben durch Mia, die den ganzen Raum zwischen ihr und Cam einzunehmen schien. Jetzt dachte er an sie; sie wußte das so sicher, wie sie ihren eigenen Namen wußte; es war ihre eigene Dummheit, ihm diesen Gedanken in den Kopf zu setzen. Mias Lachen, Mias klare, blaue Augen, Mias geschickte, schöpferische Hände! Allie klammerte sich an die Matratze, um nicht aus dem Bett zu fallen. Sie konnte nicht mehr atmen, so beengt fühlte sie sich.
    Der Büffelcowboy fiel ihr ein. Es lag ihr auf der Zunge. Sie würde Cam ansehen und sagen: Soll ich dir was erzählen? Ich habe auch mit jemand anderem gefickt. Sie würde sehen, wie sein Gesicht vor Entsetzen erstarrte, und dann würde sie sagen: Und wie fühlst du dich jetzt? … Ach ja? So ist das nämlich.
    Er würde nie erraten, was vorgefallen war, solange sie es ihm nicht mitteilte. Und ihr wurde klar, daß sie nicht darüber sprechen würde, nur um Cam weh zu tun. Diese Sache vergrub sie am besten in ihrem Inneren, vielleicht gleich neben dem schmerzhaften, zornigen Knoten, den sie seit über einer Woche in ihrem Herzen mit sich herumschleppte. Ein Notpflaster, ein As im Ärmel. Vielleicht würde sie es nie einsetzen, aber sie würde es immer spüren wie einen spürbaren, geheimen Stein; auf diese Weise fühlte sie sich vielleicht nicht ganz so leer, wenn sie sich eines Tages von ihrem Zorn verabschiedete.
    Ein zu Kopf steigendes Machtgefühl durchschoß sie, als sie begriff, daß sie nicht nachgab. Sie hatte Cam dabei beobachtet, wie er sich mit unsicheren Schritten auf sie zu bewegte, und nun durfte sie sich ruhig einholen lassen.
    Sie schob sich ein winziges Stück näher zu ihrem Mann und ließ ihre Hand unter sein T-Shirt gleiten.
    Augenblicklich war er über ihr, drückte sie in die Kissen, ihren Kopf mit beiden Händen umklammernd, ihre Haare zwischen seinen Fingern. Er küßte sie auf die Lippen, auf den Hals, auf die geschlossenen Augen – so feierlich, als würde ihm eben eine Audienz bei der Königin gewährt, als beträte er einen geweihten Kreis.
    Sein Körper dachte einzig und allein daran, sich in Allie zu versenken, doch zum ersten Mal seit Monaten war sein Kopf stärker. Er spürte, wie seine Begierde physisch in den Hintergrund gedrängt wurde, und rutschte ein wenig tiefer, um seinen Kopf auf ihre Brust zu betten. Instinktiv drückte sie ihn fester an sich, fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und wiegte ihn, während ihn mit voller Wucht die Erkenntnis traf, was beinahe aus seinem Leben geworden wäre. Er wollte sie nicht verlieren. Andernfalls

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