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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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»Und zwar sofort.«
    Weil er fürchtete, daß sie aufstehen und aus der Tür und möglicherweise gleich aus dem Ort rennen könnte, faßte Cam nach ihrer Hand. »Ich bringe dich zurück in den Laden«, sagte er, und die Worte schepperten fremd in seinen Ohren.
    »Ich bin mit dem Auto da.«
    »Laß es stehen.« Cam winkte ab. »Allie wird dich später wieder herfahren.«
    Sie starrten einander an, und keiner von beiden wollte auch nur andeuten, daß dies möglicherweise wieder geschehen konnte; daß einer von beiden mit dem anderen unter einem Dach schlafen wollte oder nicht. Schließlich nickte Mia, wobei ihre Entscheidung auf der Tatsache beruhte, daß sie es nicht ertragen hätte, nicht zu wissen, was Cam zu Allie sagen würde, sobald er bei ihr eintraf.
    Während sie sich treppab bewegten, berührte er sie nicht einmal. Er blieb immer einen Schritt hinter Mia, so dicht, daß er den Duft einatmete, den sie hinterließ. Mit jedem Augenblick kam es ihm unglaublicher vor, daß er in seinem eigenen Schlafzimmer eine ihm kaum bekannte Frau geküßt hatte, und er überließ sich seinem schlechten Gewissen. Cam wußte nicht, was er sich dabei gedacht hatte. Auf keinen Fall wollte er sich der Erkenntnis stellen, daß er überhaupt nichts gedacht hatte.
    Unten an der Treppe hob Mia Kafka auf den Arm und ging in Richtung Haustür. An der Schwelle blieb sie stehen. »Ich muß wissen, was du ihr sagen wirst.« Sie versuchte, kühl zu klingen, was kläglich scheiterte.
    Cam ließ ihr den Vortritt nach draußen und schloß dann hinter ihnen ab. »Daß ich dich für einen Einbrecher gehalten und mit der Pistole auf dich gezielt habe«, sagte er. »Daß ich dir einen Mordsschrecken eingejagt habe.«
    »Das«, sagte Mia und stieg in den Streifenwagen, »wäre nicht mal gelogen.«
    Nachdem Allie die Bonsais verdrahtet und Verona MacBeans Gestecke in die Bücherei gebracht hatte, beschloß sie, sich bei Jamie MacDonald sehen zu lassen. Sie sagte sich, daß sie damit nicht wirklich Cams Wunsch zuwiderhandelte. Wenn irgendwer – zum Beispiel Hannah – sie fragen sollte, wie sie dazu kam, einen Mann zu besuchen, den Cam wegen Mordes vor Gericht bringen würde – nun, dann würde sie einfach sagen, er gehöre immerhin zur Familie.
    Sie machte ihm ein Duftsträußchen aus Blumen, die ihm unter Umständen helfen könnten: Rosen für Liebe, Ringelblumen für Trauer, Veilchen für Treue, Chrysanthemen für Frohsinn in widrigen Umständen. Die Zwischenräume füllte sie mit Strandnelken und Zittergras auf. Sie wußte, daß der Strauß nicht in die Zelle durfte, doch nicht einmal Cam konnte etwas dagegen haben, wenn sie ihn außen an das Schloß hängte. Allie wartete, bis Cams Streifenwagen fünfzehn Minuten vom Parkplatz weg war. Dann kontrollierte sie ihre Frisur, klopfte sich die Reste vertrockneter Blütenblätter von den Kleidern und machte sich auf den Weg die Straße hinunter.
    Casey MacRae befand sich, abgesehen von dem Gefangenen, allein auf dem Revier. Hannah hatte sich krank gemeldet, und Cam war, wie Casey es ausdrückte, weiß der Geier wo. »Hi«, begrüßte er sie und blickte von seiner Patience auf, die er auf der Theke ausgelegt hatte. »Heute ist offenbar MacDonald-Tag im Haus!«
    Allie knöpfte ihren Mantel auf und schüttelte ihre Haare. »Wer war denn außer mir schon da?«
    Casey lächelte. »Der alte Angus«, berichtete er. »Im Bademantel, mitten in der Nacht.«
    Allie lachte. »Bestimmt zu Cams Begeisterung«, sagte sie. »Ist er noch in der Stadt? Oder reitet Angus vielleicht mit ihm in den Sonnenuntergang hinaus?« Sie setzte sich auf Hannahs Drehstuhl und stieß ihn auf den Rollen zurück, so daß sie über das zerkratzte Linoleum sauste.
    »Allie«, sagte Casey, »ich weiß wirklich nicht, wann Cam zurückkommt.«
    Sie stellte die Füße auf den Boden und lächelte. »Ach, um Cam geht es mir gar nicht. Ich will mit Jamie reden.«
    »Er wird mich umbringen «, prophezeite Casey.
    »Cam braucht es ja nicht zu erfahren«, drängte Allie. Sie sprang von ihrem Stuhl und steuerte an Casey vorbei in den Untersuchungsraum. »Wir können da drin sitzen«, schlug sie vor. »Sie können ihm Handschellen anlegen und auch für alle Fälle dabeibleiben.« Sie wußte, daß sie gewinnen würde. Schließlich versprach sie ihm einen Gutschein über ein Dutzend Rosen am Valentinstag inklusive Zustellung an die Frau seiner Wahl – ein Geschenk im Werte von siebzig Dollar – im Tausch gegen fünfzehn Minuten mit Jamie

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