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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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der flachen Hand auf das Glas. »Wie lang?« fragte er leise.
    »Wie lang bis was?« fragte Graham.
    »Bis das hier vorbei ist?« Jamie musterte ihn. »Wie lange dauert es noch, bis ich eingesperrt werde?«
    Graham erhob sich, mußte jedoch immer noch den Kopf in den Nacken legen, um zu Jamie aufzusehen. »Das wird hoffentlich nie passieren. Deshalb sind wir ja hier.«
    »Aber angenommen, wir verlieren«, sagte Jamie langsam, »dann habe ich eben eine kostbare halbe Stunde verplempert, während ich darauf wartete, daß Sie im Sportstudio Ihren Hintern von der Trainingsbank hochkriegen.«
    Graham errötete bis unter die Haarwurzeln. »Es wird nicht wieder vorkommen«, versprach er leise. Irritiert ließ er sich in einen der Drehsessel fallen und begann, in dem hanffarbenen Ordner herumzublättern. »Wo wir schon dabei sind, sollten wir uns mal über die Verteidigungsstrategie unterhalten. Ich brauche von Ihnen eine Liste von Leuten, die Maggies Krankheit bezeugen können, außerdem von Nachbarn oder Freunden oder Verwandten, die gewußt haben, daß Sie beide …«
    »Verwandte«, schnaubte Jamie.
    Graham warf Allie einen Blick zu und begann, winzige Kreise in die Ecke des Blattes zu malen, das er vor sich liegen hatte. »Nun«, sagte er, »wir müssen jemanden finden, der Ihren guten Charakter beeidet.«
    »Das übernehme ich«, sagte Allie.
    Graham grinste sie an. »Ich brauche jemanden, der Jamie schon gekannt hat, ehe er in unser Revier schneite. Aber Sie könnten helfen, Zeugen beizubringen«, schlug er vor, »denn der Frau eines Polizeichefs wird man wohl kaum die Beteiligung verweigern.« Er trommelte mit dem Stift gegen die Tischkante und wandte sich an Jamie. »Wir brauchen eine ganze Parade von Leuten, die alle angemessen schockiert darüber wirken, daß man Sie wegen Mordes anklagt.«
    Jamie ließ sich auf dem Drehsessel neben Allie nieder. Er schwang sich hin und her, drückte sich dabei mit den Fußballen ab und ließ beinahe zu, daß ein Lächeln über sein Gesicht geisterte. »Und wer soll diesen Musterbürgern die Nachricht überbringen, daß mir der Prozeß gemacht wird?«
    Graham blinzelte. »Ich natürlich.« Nervös fingerte er an seiner Krawatte herum, während er Jamies Blick von seinem Adamsapfel abwärts zu seiner Gürtelschnalle und zurück zu seinem Gesicht wandern spürte.
    »Nein«, widersprach Jamie, lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug die Füße auf der Mahagonitischplatte übereinander.
    »Nein?«
    »Nein.« Jamie entblößte die Zähne zu einem freundlichen Lächeln. »Allie soll das tun.« Beim Klang ihres Namens zuckte Allie zusammen, denn Jamie sprach ihn aus wie ein Wiegenlied. Er setzte sich auf und stemmte die Ellbogen auf die Tischplatte. »Wer wird einen zukünftigen Zeugen eher überreden können? Ein Anwalt, der noch feucht hinter den Ohren ist, oder die sprichwörtliche Gattin des Polizeichefs?«
    Allie sah ihn an und wußte, daß er genau begriff, wie sehr es ihr mißfiel, ihren gesellschaftlichen Rang aufs Tapet zu bringen und nicht sie selbst. Sie legte ihre Hand auf Jamies und schob die Finger zwischen seine. »Das mache ich gern«, sagte sie zu ihrer Überraschung. »Ich rede mit den Leuten in Cummington, und ich kann in deinem Haus nach Fotos und der Heiratsurkunde und solchen Sachen schauen.«
    »Das dürfen Sie nicht«, erhob Graham Einspruch, obwohl ihm nicht recht klar war, warum.
    »Könnten Sie sie nicht dazu ermächtigen?« rief Jamie aus. »Geben Sie ihr eine Genehmigung, mein Haus zu durchsuchen. Mir ist das egal.«
    »Darum geht es nicht …«, setzte Graham an.
    »Es geht darum«, fiel Jamie ihm ins Wort, »daß ich Allie vertraue. Und Ihnen nicht.«
    Jamie war laut geworden, und er hatte sich erhoben, mit flach auf den Tisch gepreßten Händen, um Graham niederzustarren. In diesem Augenblick streckte Duncan MacPhee, der Senioranwalt der Kanzlei, den Kopf durch die halboffene Tür und sah seinen Sohn vor einem Klienten kuschen, der des Mordes angeklagt war.
    »Gibt es irgendwelche Probleme?« schnarrte er.
    »Nein«, antwortete Allie zeitgleich mit Graham. Jamie sank mit einer einzigen Bewegung zurück, als wäre ihm jeder Wind aus den Segeln genommen.
    Graham nickte. »Wir arbeiten aus, wie Mrs. MacDonald sich am besten unter den Bürgern von Cummington umhören könnte«, sagte er. Er erhob sich, entschuldigte sich kurz und ging zur Tür, wobei er sich fragte, ob Jamie MacDonald wohl seine zitternden Knie bemerkte.
    Sobald Graham im Korridor

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