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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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aufgedrückt, daß der Stift fast ein Loch ins Papier gekratzt hat. ›So, als ob sie es kaum erwarten könnte, das Haus an fremde Leute zu verschenken‹, waren ihre Worte.«
    Nach dem Telefonat saß Alvirah etwa zwanzig Minuten da und überlegte. Schließlich zog sie ihren Mantel an und trat auf die Terrasse hinaus.
    Der Wind blies ihr ins Gesicht, und obwohl sie warm angezogen war, zitterte sie vor Kälte. Ich bin eine Versagerin, dachte sie. Ich glaubte, ich würde Sondra einen Gefallen tun, und nun hat sie sich ganz umsonst Hoffnungen gemacht. Jetzt wird ihre Enttäuschung um so größer sein. Morgen kommen ihr Großvater und ihr Freund an, und sie darf sich nichts anmerken lassen. Und außerdem muß sie für das Konzert am 23. Dezember üben.
    Und ich habe Kate ermutigt und ihr gesagt, ich würde es schaffen, dieses Testament zu knacken. Inzwischen habe ich mir fast jede leerstehende Wohnung in der West Side angesehen und nichts weiter erfahren, als daß Jim und Eileen nette Leute sind. Offenbar verlassen sie sich bei ihren Geschäften auf ihr Glück, denn sie hören überhaupt nicht zu, wenn man ihnen die Wohnung beschreibt, die man sucht.
    »Bis jetzt nichts«, mußte sie Kate bedrückt gestehen, als sie sie zu Hause besuchte. »Aber meine Devise lautet, daß man nie aufgeben darf.«
    »Ach, Alvirah«, antwortete Kate. »Ich denke, es ist vorbei.
    Am meisten macht mir zu schaffen, daß mein Vertrauen zu Bessie so schwer erschüttert worden ist. Dauernd muß ich daran denken, wie sie an ihrem letzten Montag ihre Lieblingssendungen gesehen hat – du weißt ja, wie gerne sie Seifenopern hatte. Sie redete wie ein Wasserfall und erzählte mir alles über die Figuren und die schrecklichen Dinge, die sie einander antaten. Und die ganze Zeit über plante sie, mich zu hintergehen.«
    In jener Nacht litt Alvirah wieder einmal unter Schlaflosigkeit, wie so oft, wenn sie mit der Aufklärung eines Verbrechens beschäftigt war. Um ein Uhr morgens gab sie es schließlich auf, ging in die Küche, machte Tee und spulte ihr Tonband zum Anfang zurück.
    Hercule Poirot, schoß es ihr durch den Kopf. Du mußt denken wie er.
Als Willy um sieben aus dem Schlafzimmer kam und sich die Augen rieb, stand er einer triumphierenden Detektivin gegenüber. »Willy, ich glaube, jetzt habe ich die Lösung«, verkündete sie strahlend. »Der erste Punkt ist Bessies Unterschrift auf dem Testament. Bei einer Kopie kann man nicht viel erkennen. Heute vormittag sehe ich mir beim Nachlaßgericht das Original an. Man weiß nie, was man dabei entdeckt.«
»Wenn es etwas zu entdecken gibt, findest du es bestimmt, Schatz«, brummte Willy schläfrig. »Darauf gehe ich jede Wette ein.«
    21

M
    an hatte Lenny einen großen Auftrag angeboten. An eine derart lukrative Sache war er noch nie herangekommen, es war sogar ein noch besserer Deal als die Sache mit der Computerfirma. Normalerweise ließ Lenny sich zwar nicht auf solche Unternehmen ein, doch er beschloß, es diesmal zu wagen. Es würde viel Geld dabei herausspringen, so daß er für
    Jahre ausgesorgt haben würde. Außerdem hatte er beschlossen, sich nach Mexiko abzusetzen, vor allem jetzt, da Stars Mutter in der Stadt war und nach ihrem Kind suchte.
    Der Artikel im New York Globe war ein ziemlicher Schock für Lenny gewesen. Er schilderte bis ins kleinste Detail, wie Star auf der Treppe des Pfarrhauses ausgesetzt worden war. Alles stimmte. Was war, wenn einer seiner neugierigen Wohnungsnachbarn nachrechnete und dahinterkam, daß er seine kleine Tochter vor genau sieben Jahren bei sich aufgenommen hatte? Diese Vorstellung bereitete Lenny einiges Magendrücken. Und vielleicht erinnerte sich jemand sogar an den abgenutzten Kinderwagen mit dem Fleck an der Seite.
    Selbst in einigen Radiosendungen hatte man den Fall erörtert. Der Moderator Don Imus hatte sich eingehend damit befaßt und den Polizeichef ins Studio eingeladen. Und dieser hatte gesagt, die Person, die das Baby mitgenommen habe, müsse mit einer Anklage wegen Kindesentführung und mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen.
    »Wenn man einen Wertgegenstand findet, der einem nicht gehört, muß man ihn abgeben, auch wenn man den Besitzer nicht kennt«, hatte der Polizeichef betont. »So lautet das Gesetz. Und was ist wohl wertvoller als ein Baby?«
    Dann hatten Imus und er über den Brief gesprochen, der in dem Artikel im Wortlaut zitiert worden war. »Daß die Mutter sich ein gutes Zuhause für ihr Kind wünschte, bedeutet nicht, daß

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