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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Augen voller
Fragen.
    Sie nickte.
    Als sie zur
Tür rannten und sie aufrissen, erklang das fröhliche Bimmeln der kleinen
Glocke. Selbst Daisy, die ihre Finger eben noch in ihren Rock gekrallt hatte,
sauste hinter den anderen her. Nachdem sie ihren Mantel fester zusammengezogen
und die Kapuze aufgesetzt hatte, folgte Juliana ihnen nach draußen.
    Lincoln sah ihr hinterher. Er hatte seinen
Hut an einen der Holzstühle gehängt und griff jetzt nach ihm. »Es gibt genug
Trauer und Kummer in der Welt«, meinte er zu dem Ladenbesitzer, »auch ohne
Narren wie Sie, die alles nur noch schlimmer machen.«
    Willand
reagierte vollkommen ungerührt, blieb aber lieber hinter dem Tresen, für den
Fall, dass er sich schnell durch die Hintertür verziehen musste. »Warten wir
mal ab, was Mrs Creed dazu sagt, wenn Sie mit einer Horde Rothäute vor
ihrer Tür auftauchen ...«
    Mit etwas
mehr Schwung als nötig setzte Lincoln den Hut auf den Kopf. Seine Frau Beth war
vor zwei Jahren an einem Fieber gestorben, also bezog Willand sich wohl auf
seine Mutter. Cora Creed wäre in der Tat überrascht gewesen, plötzlich fünf
Gäste an ihrem Tisch zu entdecken– wenn Lincoln sie nicht kurz zuvor am Bahnhof
abgesetzt hätte, und zwar mit so viel Gepäck, dass ein einziger Waggon dafür
vermutlich nicht ausreichte. Sie war auf dem Weg nach Phoenix, wo sie gern den
Winter bei ihren Verwandten verbrachte.
    »Wenn es
geht, komme ich morgen zurück«, erklärte er, während er bereits auf die Tür
zusteuerte. Bei dem Sturm, der aufzog, konnte er es nicht mit
hundertprozentiger Sicherheit sagen. Außerdem musste er seine Rinderherden
füttern. »Um zu sehen, ob heute mit dem Zug irgendwelche Post kam.«
    »Mein Junge
ist schon auf dem Weg zum Bahnhof, wie immer, und er wird jede Minute mit dem
Postsack zurück sein«, ent gegnete Willand widerwillig. »Da kannst du genauso
gut noch warten.«
    Lincoln
ging zum Fenster. Miss Mitchell verfrachtete gerade ihre ungewöhnliche
Kinderschar in die Kutsche. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf, ein winziges
Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    Seit fast
einem Jahr suchte er nun schon per Annonce eine Gouvernante für seine
siebenjährige Tochter Gracie und eine Haushälterin für sie beide. Erfolglos.
Darum hatte er beschlossen, wieder zu heiraten, und da er wusste, dass er keine
Frau so lieben konnte wie Beth, war er nicht allzu wählerisch.
    Juliana
Mitchell mit ihrer weiblichen Figur, den indigoblauen Augen und dem kupferroten
Haar, das unter ihrer Haube hervorlugte, nahm ihren Beruf unverkennbar sehr
ernst. Immerhin war sie nach Schließung der indianischen Schule geblieben, um
sich um die Kinder zu kümmern. Nicht viele Lehrerinnen wären so engagiert
gewesen.
    Das sprach
für ihren Charakter, und was ihr Äußeres betraf, konnte sie es auf jeden Fall
mit jeder Frau aufnehmen, die sich möglicherweise auf seine Annonce gemeldet
hatte.
    Während er
das Spielzeug in der Auslage betrachtete, das Willand noch vor Weihnachten zu
verkaufen hoffte, fiel sein Blick auf eine kleine Metallbox unter dem Baum, die
halb von einer Flagge verdeckt war. Er streckte die Hand danach aus und stellte
fest, dass es sich um Wasserfarben handelte, ähnlich wie die, die Gracie zu
Hause hatte.
    Hatte der
Junge die Box so sehnsüchtig angestarrt, als Willand seinen Anfall bekam?
    Aus
irgendeinem Grund, den er nicht näher benennen konnte, war Lincoln davon
überzeugt.
    Er hob die
flache Blechkiste so hoch, dass Willand sie sehen konnte, bevor er sie in die
Innentasche seines Mantels steckte. »Setz das auf meine Rechnung.« Dann schlug
Lincoln den Kragen seines Mantels gegen die Kälte hoch und trat aus dem
Gemischtwarenladen auf den hölzernen Gehsteig.
    Die Kinder
saßen schon hinten in der Kutsche, alle außer dem ältesten Jungen in raue
Wolldecken eingemummelt, die Lincoln im Winter immer dabei hatte. Juliana
Mitchell wartete auf ihrem Sitz, den Rücken gerade aufgerichtet, das Kinn
erhoben, und versuchte, vor Kälte nicht mit den Zähnen zu klappern.
    Nachdem
Lincoln gerade seinen Mantel zugeknöpft hatte, knöpfte er ihn nun wieder auf,
bevor er neben sie kletterte. Schneeflocken fielen langsam vom grauen Himmel.
Er nahm die Zügel in die Hand und löste die Bremse. Die Straßen der Stadt waren
verlassen – die Leute bereiteten sich auf den Schneesturm vor, den sie
wahrscheinlich genauso wie Lincoln bereits in ihren Knochen spürten.
    Da er
wusste, dass sie zu stolz wäre, um seinen Mantel anzuziehen, schlüpfte er

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