In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens
Travis.
Aber sie hatte niemandem etwas vormachen können.
„Wirst du ihn wiedersehen?“
Meg presste die Finger auf die Augen und nickte. Doch dann schüttelte sie den Kopf.
Travis schmunzelte. „Entscheide dich, Meg.“
„Wir wollen morgen Abend zusammen etwas trinken, in einer Bar in Stone Creek. Ich weiß nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe. Was haben wir uns nach so langer Zeit schon zu sagen?“
„Wie es euch seitdem ergangen ist?“
„Ich weiß, wie es ihm ergangen ist – er ist reich und berühmt, war zweimal verheiratet und hat sich einen Ruf erworben, gegen den Jesse zahm wirkt. Ich dagegen bin ein Workaholic geworden. Punkt.“
„Bist du nicht etwas zu streng mit dir?“, entgegnete Travis lächelnd. „Und mit Brad? Willst du ihn wirklich mit Jesse vergleichen?“
Jesse hatte ein wildes Leben geführt, bis er Cheyenne Bridges begegnet war und sie zur Frau nahm.
„Vielleicht hat Brad sich geändert.“
„Vielleicht auch nicht“, widersprach Meg.
„Na ja, du könntest für eine Weile von hier fortgehen.“ Travis machte ein ernstes Gesicht, nur ein Mundwinkel zuckte. „Du könntest dich um einen Platz im Space Shuttle bewerben oder so etwas.“
„Ich laufe nicht vor ihm weg! Ich wollte immer hier auf dieser Ranch, in diesem Haus sein. Außerdem will ich hier sein, wenn das Baby kommt.“
Travis’ Miene entspannte sich. Bevor Sierra aufgetaucht war, hatte Meg bezweifelt, dass er jemals sesshaft werden würde. Travis hatte in seinem Leben viel verkraften müssen, vor allem den tragischen Tod seines jüngeren Bruders. Travis hatte sich die Schuld daran gegeben.
„Gut“, sagte er, „aber was tust du hier eigentlich? Du bist ein schnelleres Leben gewöhnt, Meg.“
„Ich kümmere mich um die Pferde.“
„Und das dauert
wie lange
? Zwei Stunden am Tag? Laut Eve verbringst du die meiste Zeit drinnen und im Schlafanzug. Sie hält dich schlicht für depressiv.“
„Das bin ich nicht. Ich hole nur etwas Erholung nach.“
„Okay.“
„Ich trinke nicht allein und sehe mir keine Seifenopern an“, versicherte Meg. „Ich hänge einfach nur ab. So etwas versteht meine Mutter nicht.“
„Sie liebt dich, Meg. Sie macht sich Sorgen, sie will nur dein Bestes.“
„Ich wünschte trotzdem, sie würde nach Texas zurückkehren.“
„Sie bekommt ein Enkelkind, da geht sie nirgendwohin!“
Wenigstens hatte Eve sich nicht auf der Ranch einquartiert, das war ein Trost. Sie wohnte in einer kleinen Suite im einzigen Hotel von Indian Rock und verbrachte ihren Tag damit, shoppen zu gehen, im Internet mit Wertpapieren zu handeln und den kleinen Liam zu verwöhnen.
Und Meg auf die Nerven zu gehen.
Travis leerte seinen Kaffeebecher und spülte ihn ab. „Sie hat Angst, dass du dich abschottest und komplett vereinsamst.“
„Fahr nach Hause, Travis. Deine Frau braucht Milch und Brot.“
Er ging zur Tür, zog den Mantel an und nahm den Hut vom Haken. „Die Frage ist, was
du
brauchst, Meg.“
„Nicht Brad O’Ballivan, das steht fest!“
Travis setzte den Hut auf. „Habe ich ihn etwa mit einem Wort erwähnt?“
Meg funkelte ihn an.
„Wir sehen uns“, sagte er lächelnd, und dann war er fort.
„Er hat recht“, meinte Angus.
Sie drehte sich zu ihm um. Er stand am Geschirrschrank. Täuschte sie sich, oder sah er etwas älter aus als am Nachmittag?
„Was gibt es zu essen?“, fragte er, als sie nicht antwortete.
„Wieso interessiert dich das? Du isst doch nie.“
„Du auch nicht. Du siehst aus wie ein Skelett.“
„Das sagst ausgerechnet du?“, entgegnete sie spitz und öffnete den Kühlschrank.
Angus ging zu ihr, nahm ihr das Tiefkühlgericht aus der Hand und warf es in den Abfalleimer.
„Das war mein Abendessen“, protestierte Meg.
„Stell die Pfanne auf den Herd und mach dir etwas Vernünftiges“, befahl er. „Ein Steak zum Beispiel.“ Er musterte sie. „Du kannst doch kochen, oder?“
2. KAPITEL
J
olene’s Bar
war spärlich beleuchtet und so gut wie leer. Meg wartete im Eingangsbereich, bis sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnten. Hätte sie doch bloß die Verabredung abgesagt. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Brad stand an der Jukebox. Ihr farbenfrohes Flackern erhellte sein Gesicht, als er Meg lächelnd zunickte.
„Wo sind denn alle?“, wollte sie wissen. Außer Brad und ihr war nur der Barkeeper im Raum.
„Ich habe ihnen ein Gratiskonzert in der Sporthalle der Highschool versprochen, wenn sie uns beiden das
Jolene’s
für ein paar
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