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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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die Gegend gefahren und nachgedacht. Ich weiß jetzt, wie wir zu Geld kommen.“
    „Ach ja?“
    „Ja, pass auf.“
    „Willst du gar nicht wissen, was ich erreicht habe?“, fragte Nelli dazwischen.
    Monika sah sie überrascht an.
    „Ist doch klar, dass du nichts erreicht hast. Sonst wärst du wohl kaum per Fahrrad zurück gekommen.“
    Sie schaute unschlüssig auf das nasse Cape, knüllte es dann zusammen, stopfte es zwischen Zeltplane und Regenüberwurf und kroch ins Zelt.
    Nelli schüttelte den Kopf, bückte sich und krabbelte hinterher. Monika hatte bereits die kleine Batterieleuchte angeknipst und hockte sich im Schneidersitz auf ihren Schlafsack.
    „Brrr!“, machte sie und grinste. „Die reine Freude ist das wirklich nicht bei so einem Wetter.“
    „Wir könnten bei Stefanie unterkommen.“
    „Vergiss es! Ich war froh, als ich damals ausziehen konnte.“
    „Weißt du, was ich glaube? Die hat dein Haus gekauft. Nicht irgend jemand, sondern sie selbst.“
    „Und wenn schon.“
    „Weil sie sich nicht abfinden konnte, dass du getrennte Wege gehen willst. Vielleicht macht sie sich sogar Sorgen, vielleicht nicht ganz unberechtigt.“
    „Die? Spinnst du? Dieses egoistische Miststück? Die hat nur eins im Sinn.“
    „Und das wäre?“
    „Weißt du ganz genau.“
    Monika hatte sich voll angezogen in den Schlafsack geschoben und drehte sich zur Seite.
    Nelli war die Streitlust vergangen. Sie wuchtete ihre Packtaschen ins Zelt, zurrte den Reißverschluss des Eingangs zu, schälte sich aus ihren feuchten Klamotten und suchte in der rechten Satteltasche nach halbwegs frischen und trockenen Sachen für die Nacht. Routine. Bei allem Widerstreben, es hatte auch was Freundliches, so zu leben wie die Jahre zuvor. Heimat in der Heimatlosigkeit.
    „Sie hat viel schlimmere Sachen gemacht als vor mir wegzulaufen“, sagte Monika plötzlich mit leiser Kinderstimme, ohne sich umzudrehen. Nelli zog ein trockenes Sweatshirt über, hockte sich im Schneidersitz neben sie und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Von draußen schien das Licht einer Straßenlaterne durch den dünnen Zeltstoff.
    „Aber du schadest nicht ihr, sondern nur dir selbst, wenn du jetzt vor ihr wegläufst.“
    Monika drehte sich um und schaute Nelli an. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, nur ihre Augen leuchteten weiß im Dunkeln.
    „Ich muss oft an den toten Jungen denken“, sagte sie.
    „Rolf. Ja, ich auch.“
    „Ich finde, diese Fiona Herolder sollte dafür bezahlen.“
    Nelli seufzte.
    „Etwa nicht?“
    „Du hast völlig recht, aber das ist jetzt nicht unser Thema. Wir brauchen einen Plan, wie es mit uns weitergeht. Ich finde, wir sollten...“
    „Aber genau das ist unser Thema“, unterbrach Monika. Sie war lauter geworden und hatte sich halb aufgerichtet. „Mit bezahlen meine ich Geld, und zwar das Geld, das dir zusteht und auch mir für die Angst und die Schmerzen.“
    „Wir haben alles versucht.“
    „Nicht alles.“
    „Moni...“
    Sie griff aus dem Schlafsack heraus, packte Nellis Handgelenk und brachte sie damit zum Schweigen.
    „Wir haben versucht, das Geld einzuklagen, und das hat nicht funktioniert. Wir haben noch nicht versucht, uns das Geld einfach zu nehmen.“
    „Einfach zu nehmen?“
    „Wir machen genau das mit ihr, was sie mit uns gemacht hat.“
    Nelli schüttelte den Kopf und entzog sich Monikas Griff.
    „Warum denn nicht? Gleiches mit Gleichem.“
    „Wir leben nicht in biblischen Zeiten.“
    „Die haben uns verarscht.“
    „Trotzdem.“
    „Wir sind im Recht!“
    „Das wissen wir beide.“
    „Das reicht doch.“
    „Ich will das nicht hören, Moni. Darüber sollten wir nicht mal diskutieren.“
    „Was haben wir denn zu verlieren? Bis vor kurzem hätte ich dir zugestimmt, aber jetzt...“
    „Wir sind doch keine Outlaws. Wir haben finanzielle Probleme, aber die lassen sich lösen.“
    „Lassen sie sich nicht.“
    „Lassen sie sich doch.“
    „Nicht mit Stefanies Hilfe.“
    „Dann meinetwegen auch ohne, aber bestimmt nicht durch Selbstjustiz.“
    „Wer spricht denn von Selbstjustiz? Außergerichtliche Einigung.“
    „Das ist Blödsinn.“
    „Man bräuchte ein Druckmittel. Man müsste sie mit irgendwas so richtig einschüchtern.“
    „Du solltest dich mal reden hören!“
    „Oder wir bringen selber ein Buch heraus. Das hätten wir längst tun sollen.“
    „Weil das ja so einfach ist.“
    „Oder wir drohen ihr damit.“
    „Da lacht sie doch bloß drüber.“
    „Der wird das Lachen schon vergehen, wenn

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