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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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war man tagelang blindlings herumgeradelt, konnte jedes Gebüsch aufsuchen, neben dem man gerade stand, und dann plötzlich hockte man zu dritt in diesem Keller, drei Feindinnen, zusammengesperrt und wie aufeinander losgelassen.
    Sollte sie die Herolder um ein Stück Papier bitten? Aber es gab sowieso nur einen Stift.
    Außer dem Stift und dem Block gab es: drei Frauen und das, was sie am Leibe trugen, nichts davon taugte als Ausbruchswerkzeug; Schreibmaschinen und Laptops, Regale und Eckbank, zwei Stühle, nackten Betonfußboden, einen Eimer, eine Glühbirne im Sicherheitsglaskäfig an der Decke; Betonwände ohne Fenster; eine ausbruchssichere Tür.
    An der lehnte Nelli, um Schallfrequenzen zu empfangen – Türöffnen oben, Schritte auf der Treppe, Stimmen...
    Nichts davon war seit Stunden zu vernehmen gewesen. Die Kerle waren längst weg. Aber welchen Sinn machte das dann alles? Die hatten doch irgendwas gewollt. Nellis und Monikas Anwesenheit, wie konnte das ihre Pläne durchkreuzt haben? Nelli bekam es nicht auf die Reihe, nicht im taumelnden Strudel ihrer sich im Kreis drehenden Gedanken.
    „Könnten Sie mir mal ihren Stift und ein Blatt Papier borgen?“, fragte Nelli.
    „No way.“
    Die Herolder schaute nicht mal auf.
    „Eher würde ich meine letzte Zigarette frühstücken.“
    „Warum müssen Sie eigentlich immer so aufgeblasenes Zeug reden?“
    „Wie meinen?“
    „Als müssten Sie sich ständig als coole Sensationsreporterin beweisen.“
    „Oder umgekehrt.“
    „Was?“
    „Weil ich so denke und spreche, bin ich, was ich bin. Und so weiter und so fort.“
    „Übrigens haben die beiden Burschen vorhin hier unten telefoniert.“
    „Und?“
    „Aber das Laptop bekommt keinen Empfang.“
    „Oh, Nelli, Sie stellen vielleicht Vergleiche an.“
    „Wieso?“
    „Das sind doch ganz andere Empfangsarten. Vielleicht funktioniert das drahtlose Internet überhaupt nur mit einem Hotspot in der Nähe.“
    „Womit?“
    „Da hat sie sogar recht“, mischte sich Monika ein. „Dass mit dem alten Ding da nichts geht, ist eigentlich kein Wunder.“
    „Vorsicht, Kindchen, das ist das Vorgängermodell zu meinem Topgerät, mit dem ich zur Zeit arbeite.“
    „Und wo ist das?“
    Die Herolder zeigte mit den Augen nach oben.
    „Büro, erster Stock, Schreibtisch. Betriebsbereit, aber unerreichbar.“
    „Selbst wenn wir das hier unten hätten...“
    „Ein Handy bräuchten wir.“
    „Oder irgendwelches Werkzeug.“
    „Warum musstet ihr mich ausgerechnet in diesen Raum schleppen? Da drüben...“
    Sie deutete mit ausgestrecktem kleinen Finger auf die Wand neben der Tür.
    „Da drüben hab ich Vorräte für mehrere Wochen gebunkert.“
    „Das konnten wir ja wohl kaum ahnen.“
    „Ihr seid Unglücksraben. Sucht euch den einzigen aus- und einbruchssicheren Raum im ganzen Haus als Versteck.“
    „Überhaupt sind doch Sie an allem schuld. Wenn Sie mich nicht angegriffen hätte...“
    „Du hast mir doch zuerst eine gescheuert.“
    „Weil Sie...“
    „He!“, rief Nelli gegen das Gezeter an und verschaffte sich mit einem Fausthieb gegen die Metalltür Gehör. „Das bringt doch nichts.“
    „Hört, hört“, spottete die Herolder, „die große Überlebensfrau hat einen Plan ausgetüftelt, während die dummen Hennen nichts als streiten.“
    „Ich hab keine Plan“, sagte Nelli und stand auf. „Aber wir gehen jetzt alles noch mal durch, bis wir einen haben.“
    „Das lässt sich schnell machen: Der Raum hat immer noch kein Fenster, es gibt immer noch kein Werkzeug, und es gibt nichts zu essen. Die Tür hält immer noch jedem Panzerangriff stand, wie haben nach wie vor keine Kommunikationsmöglichkeit, Schreien ist so völlig sinnlos wie noch vor einer Stunde...“
    „Jetzt halten Sie mal den Mund. Wie ist es mit Gefundenwerden? Gibt es denn niemanden, der Sie irgendwann mal vermissen würde?“
    Nelli sah ihr an, dass die Frage sie getroffen hatte. Sie hockte sich auf die Eckbank, zog die Beine an und machte auf einsame Wölfin.
    „In meinem Job steht man nicht jeden Tag auf der Matte. Ich habe viel Freiraum, ich gehe oft tagelang nicht in die Redaktion.“
    „Ich meinte auch private Kontakte.“
    Fiona Herolder verzog den Mund und schüttelte den Kopf.
    „Putzfrau, Gärtner, sonst irgend jemand, der sich ums Haus kümmert? Sie machen doch die Hausarbeit nicht selbst?“
    „Nein, aber die Hilfskräfte kommen nur auf Abruf. Mein Leben kennt keine Routine. Ich bin mal für zwei Wochen auf Recherche in London,

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