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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Freiluft inmitten des Gebäudekolosses. Die Herolder setzte sich auf ein Bänkchen, klopfte mit der flachen Hand auf die Sitzfläche neben sich, wobei ihre Ringe auf dem Holz ein vielstimmiges Klock-Klack veranstalteten, und Nelli folgte der wortlosen Einladung.
    „Gefallen hat mir das nicht, was Sie da eben abgezogen haben“, sprach sie das erste Mal seit ihrer Wiederbegegnung an Nelli vorbei in die Rauchwolke des ersten Lungenzuges hinein.
    „Sie hätten dem Jungen eine Chance geben können“, entgegnete Nelli trotzig.
    Die Herolder nahm einen zweiten tiefen Zug und schüttelte beim Auspusten den Kopf.
    „So nicht. Das läuft ausschließlich über die Personalabteilung. Aber vorher soll er eine Kurzbewerbung per Mail einreichen.“
    „Aber...“
    „Nichts aber. Wir sind kein Wald-und-Wiesen-Blättchen, sondern ein international tätiger Verlagskonzern. Der Junge bricht sich auf dem Weg zu einem unserer Treffen den Haxen und behauptet dann, er sei unser Mitarbeiter. Zum Beispiel. Der Depp wäre ich. Ganz zu schweigen von dem, was er mit Ihrer Story für einen Mist machen könnte, wenn er der falsche Hund ist, für den ich ihn halte.“
    „Also, jetzt hören Sie mal...“
    Die Herolder wendete abrupt den Kopf, schaute Nelli erstmals direkt in die Augen und schnitt ihr das Wort ab:
    „Sind Sie hier als Mentorin eines Kleinstadt-Nachwuchsjournalisten oder um Ihre Story zu verkaufen?“
    „Muss das eine das andere ausschließen?“
    „Ganz klar: ja. Also?“
    „Also zur Story“, lenkte Nelli ein.
    Die Herolder sog die Glut bis an den Filter, ließ den glimmenden Stummel zwischen ihre Füße fallen und dort weiter vor sich hin stinken.
    „Sie waren also auf Weltreise. Wie lang?“
    „Sieben Jahre lang“, antwortete Nelli abgelenkt. Sie hatte das Bedürfnis, die Glut auszutreten, aber das rechte Bein der Herolder war im Weg.
    „Hatte das sexuelle Gründe?“
    Nelli vergaß den qualmenden Stummel und riss den Kopf hoch.
    „Wie bitte?“
    „Na, sagen Sie schon. Durch die Welt ziehen und die freie Liebe genießen, so was in der Art? Mal alle Kulturen und ihre Sexpraktiken durchprobieren et cetera pepe. Hat sich daraus diese mörderische Auseinandersetzung im Gletscher...“
    Nelli sprang auf, und die Herolder folgte ihrer Bewegung mit einem coolen, spöttischen Blick.
    „Das ist doch völliger Blödsinn!“, empörte sich Nelli. „Krank und absurd. Sie unterstellen...“
    „Nur die Ruhe.“
    Die Reporterin lächelte, tätschelte Nelli die Hand und fischte sich eine neue Zigarette aus der Packung.
    „Vergessen Sie die Frage. Nehmen Sie wieder Platz.“
    Nelli dachte nicht daran und blieb stehen.
    „Was soll das eigentlich?“
    „Keine Tabus. Das soll es bedeuten. Sie fordern viel Geld, und Sie haben recht, es zu fordern. Aber dafür verlange ich Antworten, und zwar auf alle Fragen. Nur, dass wir da klare Gesprächsvoraussetzungen schaffen.“
    „Aber mein Sexualleben ist doch wohl...“
    „Wenn es zur Story gehört, ist auch das kein Tabu. Und das wird Ihnen übrigens bei jeder Zeitung so gehen, bei der Sie es versuchen, bei jedem Fernseh- und Radiosender, bei jedem Buchverlag, egal ob die Ihnen mehr anbieten als wir oder weniger. Wollen Sie noch einen Tag Bedenkzeit?“
    Nelli schaute sie an, begriff den Sinn der Provokation und setzte sich wieder.
    „Nein. Aber wie ist es mit dem, was Sie schreiben? Kriege ich wenigstens das noch mal zu sehen?“
    „Klar – wenn Sie sich die betreffende Ausgabe der Von Frau zu Frau am Kiosk kaufen, dann können Sie alles in Ruhe lesen.“
    „Ich meine natürlich vorher!“
    „Und dann soll ich mit Ihnen jede Formulierung diskutieren und kürzen und streichen und umschreiben und vielleicht noch Ihre Lieblingslebensweisheit einfügen, wo es Ihnen gerade gefällt? Keine Chance.“
    Nelli überlegte. Sie folgte mit einem langsamen, gründlich jedes Detail begutachtenden Blick dem Verlauf des kaminartigen Atriums bis zu dem kleinen Fleck Himmel, der irgendwo im zehnten Stock aus einem Rahmen von chrom- und glasglänzenden Bürofenstern leuchtete. Sie hatte keine Ahnung von Baumaterialien und architektonischen Kniffen, aber dieser Ort hier und der ganze Rest des Gebäudes, den sie gesehen hatte, sah ihr nach verdammt viel Geld aus. Sie fasste einen Entschluss, schaute die Herolder an und nickte ihr zu.
    „Meinetwegen. Aber unter diesen Bedingungen will ich 200.000 plus Spesen.“
    „Was denn für Spesen, bitte?“
    „Solange ich mich für Interviews in München

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